und schmerzstillende Salben auf die Wunde. So ist es auch mit der Hölle; denn die Qualen der- selben sind nicht der sechzigste Theil jener Pein, welche die Seele des Sünders erdulden muß, ehe sie dahin kommt. Der Rabbi fragte: wie starbst du? Jch ward erstickt, versetzte der Geist; denn obgleich die vier Todesstrafen des Sanhedrin jetzt nicht mehr statt finden *), so muß doch jeder Mis- sethäter die Todesart erleiden, die das Gesetz über sein Verbrechen verhängte. Jch fuhr mit einem Schiff von Alexandrien in Aegypten nach Raschit. Das Schiff scheiterte dort, wo sich der Nil ins Meer ergießt, und ich ertrank. Warum beichtetest du aber nicht, ehe die Seele deinen Leib verließ? fragte der weise Rabbi Chajim. Die Zeit war zu kurz! erwiederte der Geist, denn das Wasser er- stickte mich augenblicklich, als ich hinein fiel. Was geschah dir denn nach deinem Tode? -- Als die Juden in Raschit erfuhren, daß unser Schiff ge- scheitert wäre, kamen sie an das Ufer des Meers, zogen alle Jsraeliten und auch mich heraus, und begruben uns. Wie sie aber von dem Begräbniß- platze fort waren, kam ein grausamer Engel, mit
*) Nemlich die vier Arten von Todesstrafen, welche ehemals bei den Juden üblich waren: das Steini- gen, Verbrennen, Enthaupten und Erwürgen. Das Kreuzigen lernten Jsraels Kinder erst von den Rö- mern.
und ſchmerzſtillende Salben auf die Wunde. So iſt es auch mit der Hoͤlle; denn die Qualen der- ſelben ſind nicht der ſechzigſte Theil jener Pein, welche die Seele des Suͤnders erdulden muß, ehe ſie dahin kommt. Der Rabbi fragte: wie ſtarbſt du? Jch ward erſtickt, verſetzte der Geiſt; denn obgleich die vier Todesſtrafen des Sanhedrin jetzt nicht mehr ſtatt finden *), ſo muß doch jeder Miſ- ſethaͤter die Todesart erleiden, die das Geſetz uͤber ſein Verbrechen verhaͤngte. Jch fuhr mit einem Schiff von Alexandrien in Aegypten nach Raſchit. Das Schiff ſcheiterte dort, wo ſich der Nil ins Meer ergießt, und ich ertrank. Warum beichteteſt du aber nicht, ehe die Seele deinen Leib verließ? fragte der weiſe Rabbi Chajim. Die Zeit war zu kurz! erwiederte der Geiſt, denn das Waſſer er- ſtickte mich augenblicklich, als ich hinein fiel. Was geſchah dir denn nach deinem Tode? — Als die Juden in Raſchit erfuhren, daß unſer Schiff ge- ſcheitert waͤre, kamen ſie an das Ufer des Meers, zogen alle Jſraeliten und auch mich heraus, und begruben uns. Wie ſie aber von dem Begraͤbniß- platze fort waren, kam ein grauſamer Engel, mit
*) Nemlich die vier Arten von Todesſtrafen, welche ehemals bei den Juden uͤblich waren: das Steini- gen, Verbrennen, Enthaupten und Erwuͤrgen. Das Kreuzigen lernten Jſraels Kinder erſt von den Roͤ- mern.
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und ſchmerzſtillende Salben auf die Wunde. So
iſt es auch mit der Hoͤlle; denn die Qualen der-
ſelben ſind nicht der ſechzigſte Theil jener Pein,
welche die Seele des Suͤnders erdulden muß, ehe
ſie dahin kommt. Der Rabbi fragte: wie ſtarbſt
du? Jch ward erſtickt, verſetzte der Geiſt; denn
obgleich die vier Todesſtrafen des Sanhedrin jetzt
nicht mehr ſtatt finden *), ſo muß doch jeder Miſ-
ſethaͤter die Todesart erleiden, die das Geſetz uͤber
ſein Verbrechen verhaͤngte. Jch fuhr mit einem
Schiff von Alexandrien in Aegypten nach Raſchit.
Das Schiff ſcheiterte dort, wo ſich der Nil ins
Meer ergießt, und ich ertrank. Warum beichteteſt
du aber nicht, ehe die Seele deinen Leib verließ?
fragte der weiſe Rabbi Chajim. Die Zeit war zu
kurz! erwiederte der Geiſt, denn das Waſſer er-
ſtickte mich augenblicklich, als ich hinein fiel. Was
geſchah dir denn nach deinem Tode? — Als die
Juden in Raſchit erfuhren, daß unſer Schiff ge-
ſcheitert waͤre, kamen ſie an das Ufer des Meers,
zogen alle Jſraeliten und auch mich heraus, und
begruben uns. Wie ſie aber von dem Begraͤbniß-
platze fort waren, kam ein grauſamer Engel, mit
*) Nemlich die vier Arten von Todesſtrafen, welche
ehemals bei den Juden uͤblich waren: das Steini-
gen, Verbrennen, Enthaupten und Erwuͤrgen. Das
Kreuzigen lernten Jſraels Kinder erſt von den Roͤ-
mern.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/255>, abgerufen am 16.07.2024.
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