haben. Deshalb gieng ich von den Bergen zu den Hügeln, und von den Hügeln zu den Bergen viele Jahre lang bis ich endlich in die Wüste Judäs kam. Vor Schmerz außer mir, fuhr ich dort in eine trächtige Hindin (oder Rehkuh); allein hier mußte ich ebenfalls sehr viele Pein leiden, denn eine Jsrae- litenseele und die Seele einer Hindin passen sich nicht gut für einander, da jene aufrecht, diese aber mit dem Bauch gegen die Erde gewendet geht. Auch ist eine thierische Seele sehr unreinlich und eckel- haft, und ihr Geruch ist der israelitischen höchst unangenehm *). Die Speise des Thiers eignet sich eben so wenig für eine Jsraelitenseele, und beson- ders machte mir sowohl, als der Hindin, das Junge, welches sie trug, große Schmerzen, denn drei Seelen können nicht zusammen bestehen. Der Bauch der Rehkuh schwoll, und sie lief vor Schmerz so lange auf den Bergen und Felsen umher, bis ihr Leib platzte, wovon sie starb. Da gieng ich heraus, und kam in die Stadt Sichem im Lande Jsraels, wo ich in den Leib eines jüdischen Prie- sters fuhr. Dieser schickte aber gleich zu einem is- maelitischen (türkischen) Pfaffen, der mich so lange beschwor, und mir so viele Zettel (Amulete) an den Hals hieng, daß ich wieder ausfahren mußte. Hierauf fragte der Rabbi Chajim, auf welchem der
*) Sollte die Seele eines Rehes nicht eben so gut riechen, wie eine Judenseele?
haben. Deshalb gieng ich von den Bergen zu den Huͤgeln, und von den Huͤgeln zu den Bergen viele Jahre lang bis ich endlich in die Wuͤſte Judaͤs kam. Vor Schmerz außer mir, fuhr ich dort in eine traͤchtige Hindin (oder Rehkuh); allein hier mußte ich ebenfalls ſehr viele Pein leiden, denn eine Jſrae- litenſeele und die Seele einer Hindin paſſen ſich nicht gut fuͤr einander, da jene aufrecht, dieſe aber mit dem Bauch gegen die Erde gewendet geht. Auch iſt eine thieriſche Seele ſehr unreinlich und eckel- haft, und ihr Geruch iſt der iſraelitiſchen hoͤchſt unangenehm *). Die Speiſe des Thiers eignet ſich eben ſo wenig fuͤr eine Jſraelitenſeele, und beſon- ders machte mir ſowohl, als der Hindin, das Junge, welches ſie trug, große Schmerzen, denn drei Seelen koͤnnen nicht zuſammen beſtehen. Der Bauch der Rehkuh ſchwoll, und ſie lief vor Schmerz ſo lange auf den Bergen und Felſen umher, bis ihr Leib platzte, wovon ſie ſtarb. Da gieng ich heraus, und kam in die Stadt Sichem im Lande Jſraels, wo ich in den Leib eines juͤdiſchen Prie- ſters fuhr. Dieſer ſchickte aber gleich zu einem is- maelitiſchen (tuͤrkiſchen) Pfaffen, der mich ſo lange beſchwor, und mir ſo viele Zettel (Amulete) an den Hals hieng, daß ich wieder ausfahren mußte. Hierauf fragte der Rabbi Chajim, auf welchem der
*) Sollte die Seele eines Rehes nicht eben ſo gut riechen, wie eine Judenſeele?
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haben. Deshalb gieng ich von den Bergen zu den
Huͤgeln, und von den Huͤgeln zu den Bergen viele
Jahre lang bis ich endlich in die Wuͤſte Judaͤs kam.
Vor Schmerz außer mir, fuhr ich dort in eine
traͤchtige Hindin (oder Rehkuh); allein hier mußte
ich ebenfalls ſehr viele Pein leiden, denn eine Jſrae-
litenſeele und die Seele einer Hindin paſſen ſich
nicht gut fuͤr einander, da jene aufrecht, dieſe aber
mit dem Bauch gegen die Erde gewendet geht. Auch
iſt eine thieriſche Seele ſehr unreinlich und eckel-
haft, und ihr Geruch iſt der iſraelitiſchen hoͤchſt
unangenehm *). Die Speiſe des Thiers eignet ſich
eben ſo wenig fuͤr eine Jſraelitenſeele, und beſon-
ders machte mir ſowohl, als der Hindin, das
Junge, welches ſie trug, große Schmerzen, denn
drei Seelen koͤnnen nicht zuſammen beſtehen. Der
Bauch der Rehkuh ſchwoll, und ſie lief vor Schmerz
ſo lange auf den Bergen und Felſen umher, bis
ihr Leib platzte, wovon ſie ſtarb. Da gieng ich
heraus, und kam in die Stadt Sichem im Lande
Jſraels, wo ich in den Leib eines juͤdiſchen Prie-
ſters fuhr. Dieſer ſchickte aber gleich zu einem is-
maelitiſchen (tuͤrkiſchen) Pfaffen, der mich ſo lange
beſchwor, und mir ſo viele Zettel (Amulete) an
den Hals hieng, daß ich wieder ausfahren mußte.
Hierauf fragte der Rabbi Chajim, auf welchem der
*) Sollte die Seele eines Rehes nicht eben ſo gut
riechen, wie eine Judenſeele?
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/257>, abgerufen am 24.11.2024.
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