Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

"Unsere Rabbinen gesegneten Andenkens haben
gesagt: Der Rabbi Jehoscha Ben Levi war ein
vollkommen gerechter Mann. Als er nun von der
Welt scheiden sollte, sprach der heilige, hochgelobte
Gott zu dem Engel des Todes: gehe zu dem Rab-
bi Jehoscha Ben Levi, und thue Alles, was er von
dir begehrt. Der Engel gieng zu ihm und sprach:
deine Zeit ist da von der Welt zu scheiden, ich will
dir aber Alles gewähren, was du verlangst. So
zeige mir meinen Ort im Paradiese! erwiederte
Rabbi Jehoscha. -- Komm mit mir. -- Gieb mir
zuvor dein Schwert, damit du mich unterwegs nicht
erschreckest. Der Engel gab es ihm und sie giengen
mit einander bis zu den Mauern des Gartens.
Hier nahm ihn der Engel des Todes und setzte ihn
auf die Mauer. Da sprang Rabbi Jehoscha Ben
Levi mit dem Schwert geschwind in das Paradies,
und vergebens bat ihn der Engel des Todes, der
ihn noch am Saum seines Mantels hielt, doch wie-
der zurück zu kommen. Rabbi Jehoscha Ben Levi
schwur bei dem Namen des hochgelobten, heiligen
Gottes, nicht aus dem Paradiese zu gehen. Der
Engel des Todes hingegen hatte keine Erlaubniß,
ihm zu folgen. Als dies die dienstbaren Engel er-
fuhren, sprachen sie zu dem hochgelobten, heiligen
Gott: O Herr der Welt, siehe, was der Rabbi
Jehoscha Ben Levi gethan hat! Mit Gewalt hat
er seinen Antheil im Paradiese eingenommen, und
vorenthält dem Todesengel sein Schwert. Er will

»Unſere Rabbinen geſegneten Andenkens haben
geſagt: Der Rabbi Jehoſcha Ben Levi war ein
vollkommen gerechter Mann. Als er nun von der
Welt ſcheiden ſollte, ſprach der heilige, hochgelobte
Gott zu dem Engel des Todes: gehe zu dem Rab-
bi Jehoſcha Ben Levi, und thue Alles, was er von
dir begehrt. Der Engel gieng zu ihm und ſprach:
deine Zeit iſt da von der Welt zu ſcheiden, ich will
dir aber Alles gewaͤhren, was du verlangſt. So
zeige mir meinen Ort im Paradieſe! erwiederte
Rabbi Jehoſcha. — Komm mit mir. — Gieb mir
zuvor dein Schwert, damit du mich unterwegs nicht
erſchreckeſt. Der Engel gab es ihm und ſie giengen
mit einander bis zu den Mauern des Gartens.
Hier nahm ihn der Engel des Todes und ſetzte ihn
auf die Mauer. Da ſprang Rabbi Jehoſcha Ben
Levi mit dem Schwert geſchwind in das Paradies,
und vergebens bat ihn der Engel des Todes, der
ihn noch am Saum ſeines Mantels hielt, doch wie-
der zuruͤck zu kommen. Rabbi Jehoſcha Ben Levi
ſchwur bei dem Namen des hochgelobten, heiligen
Gottes, nicht aus dem Paradieſe zu gehen. Der
Engel des Todes hingegen hatte keine Erlaubniß,
ihm zu folgen. Als dies die dienſtbaren Engel er-
fuhren, ſprachen ſie zu dem hochgelobten, heiligen
Gott: O Herr der Welt, ſiehe, was der Rabbi
Jehoſcha Ben Levi gethan hat! Mit Gewalt hat
er ſeinen Antheil im Paradieſe eingenommen, und
vorenthaͤlt dem Todesengel ſein Schwert. Er will

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0292" n="258"/>
        <p>»Un&#x017F;ere Rabbinen ge&#x017F;egneten Andenkens haben<lb/>
ge&#x017F;agt: Der Rabbi Jeho&#x017F;cha Ben Levi war ein<lb/>
vollkommen gerechter Mann. Als er nun von der<lb/>
Welt &#x017F;cheiden &#x017F;ollte, &#x017F;prach der heilige, hochgelobte<lb/>
Gott zu dem Engel des Todes: gehe zu dem Rab-<lb/>
bi Jeho&#x017F;cha Ben Levi, und thue Alles, was er von<lb/>
dir begehrt. Der Engel gieng zu ihm und &#x017F;prach:<lb/>
deine Zeit i&#x017F;t da von der Welt zu &#x017F;cheiden, ich will<lb/>
dir aber Alles gewa&#x0364;hren, was du verlang&#x017F;t. So<lb/>
zeige mir meinen Ort im Paradie&#x017F;e! erwiederte<lb/>
Rabbi Jeho&#x017F;cha. &#x2014; Komm mit mir. &#x2014; Gieb mir<lb/>
zuvor dein Schwert, damit du mich unterwegs nicht<lb/>
er&#x017F;chrecke&#x017F;t. Der Engel gab es ihm und &#x017F;ie giengen<lb/>
mit einander bis zu den Mauern des Gartens.<lb/>
Hier nahm ihn der Engel des Todes und &#x017F;etzte ihn<lb/>
auf die Mauer. Da &#x017F;prang Rabbi Jeho&#x017F;cha Ben<lb/>
Levi mit dem Schwert ge&#x017F;chwind in das Paradies,<lb/>
und vergebens bat ihn der Engel des Todes, der<lb/>
ihn noch am Saum &#x017F;eines Mantels hielt, doch wie-<lb/>
der zuru&#x0364;ck zu kommen. Rabbi Jeho&#x017F;cha Ben Levi<lb/>
&#x017F;chwur bei dem Namen des hochgelobten, heiligen<lb/>
Gottes, nicht aus dem Paradie&#x017F;e zu gehen. Der<lb/>
Engel des Todes hingegen hatte keine Erlaubniß,<lb/>
ihm zu folgen. Als dies die dien&#x017F;tbaren Engel er-<lb/>
fuhren, &#x017F;prachen &#x017F;ie zu dem hochgelobten, heiligen<lb/>
Gott: O Herr der Welt, &#x017F;iehe, was der Rabbi<lb/>
Jeho&#x017F;cha Ben Levi gethan hat! Mit Gewalt hat<lb/>
er &#x017F;einen Antheil im Paradie&#x017F;e eingenommen, und<lb/>
vorentha&#x0364;lt dem Todesengel &#x017F;ein Schwert. Er will<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0292] »Unſere Rabbinen geſegneten Andenkens haben geſagt: Der Rabbi Jehoſcha Ben Levi war ein vollkommen gerechter Mann. Als er nun von der Welt ſcheiden ſollte, ſprach der heilige, hochgelobte Gott zu dem Engel des Todes: gehe zu dem Rab- bi Jehoſcha Ben Levi, und thue Alles, was er von dir begehrt. Der Engel gieng zu ihm und ſprach: deine Zeit iſt da von der Welt zu ſcheiden, ich will dir aber Alles gewaͤhren, was du verlangſt. So zeige mir meinen Ort im Paradieſe! erwiederte Rabbi Jehoſcha. — Komm mit mir. — Gieb mir zuvor dein Schwert, damit du mich unterwegs nicht erſchreckeſt. Der Engel gab es ihm und ſie giengen mit einander bis zu den Mauern des Gartens. Hier nahm ihn der Engel des Todes und ſetzte ihn auf die Mauer. Da ſprang Rabbi Jehoſcha Ben Levi mit dem Schwert geſchwind in das Paradies, und vergebens bat ihn der Engel des Todes, der ihn noch am Saum ſeines Mantels hielt, doch wie- der zuruͤck zu kommen. Rabbi Jehoſcha Ben Levi ſchwur bei dem Namen des hochgelobten, heiligen Gottes, nicht aus dem Paradieſe zu gehen. Der Engel des Todes hingegen hatte keine Erlaubniß, ihm zu folgen. Als dies die dienſtbaren Engel er- fuhren, ſprachen ſie zu dem hochgelobten, heiligen Gott: O Herr der Welt, ſiehe, was der Rabbi Jehoſcha Ben Levi gethan hat! Mit Gewalt hat er ſeinen Antheil im Paradieſe eingenommen, und vorenthaͤlt dem Todesengel ſein Schwert. Er will

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/292
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/292>, abgerufen am 23.11.2024.