nicht zurückkehren, und hat geschworen, er gehe nicht wieder heraus. Da antwortete der hochgelob- te, heilige Gott: gehet hin und erkundiget euch auf Erden, ob er niemals geschworen, und seinen Schwur für ungültig erklärt und sich davon entbunden hat. Jst dies, dann soll er auch seinen jetzigen Schwur brechen. Die Engel thaten, wie der Herr ihnen gesagt hatte. Als sie wieder zurück kamen, sprachen sie: Herr der Welt, er hat niemals einen Schwur übertreten! Wenn das ist, versetzte der hochgelobte, heilige Gott, so soll er auch jetzt nicht wieder aus dem Paradiese heraus gehen. Wie dies der Engel des Todes vernahm, bat er: gieb mir mein Schwert doch zurück! Aber der Rabbi weigerte sich dessen, bis endlich eine Stimme vom Himmel zu ihm sprach: Rabbi Jehoscha Ben Levi, gieb ihm das Schwert, denn er bedarf es ja, um die Geschöpfe zu tödten. Hierauf sagte der Rabbi Jehoscha zu dem Engel: So schwöre mir erst, daß du es fürder Niemanden willst sehen lassen, wenn du einem Menschen die Seele wegnimmst! Denn vorher hatte der Todes- engel die Menschen, ja selbst die Kinder im Schooße ihrer Mütter sichtbarer Weise umgebracht. Der Engel schwur den Eid, und nun gab ihm der Rabbi sein Schwert zurück. Da erhob sich Elias, und rief mit lauter Stimme den Gerechten zu: Macht Platz vor dem Rabbi Jehoscha, dem Sohn Levi *)."
*) M. s. auch das talmudische Buch Kethavoth.
25 *
nicht zuruͤckkehren, und hat geſchworen, er gehe nicht wieder heraus. Da antwortete der hochgelob- te, heilige Gott: gehet hin und erkundiget euch auf Erden, ob er niemals geſchworen, und ſeinen Schwur fuͤr unguͤltig erklaͤrt und ſich davon entbunden hat. Jſt dies, dann ſoll er auch ſeinen jetzigen Schwur brechen. Die Engel thaten, wie der Herr ihnen geſagt hatte. Als ſie wieder zuruͤck kamen, ſprachen ſie: Herr der Welt, er hat niemals einen Schwur uͤbertreten! Wenn das iſt, verſetzte der hochgelobte, heilige Gott, ſo ſoll er auch jetzt nicht wieder aus dem Paradieſe heraus gehen. Wie dies der Engel des Todes vernahm, bat er: gieb mir mein Schwert doch zuruͤck! Aber der Rabbi weigerte ſich deſſen, bis endlich eine Stimme vom Himmel zu ihm ſprach: Rabbi Jehoſcha Ben Levi, gieb ihm das Schwert, denn er bedarf es ja, um die Geſchoͤpfe zu toͤdten. Hierauf ſagte der Rabbi Jehoſcha zu dem Engel: So ſchwoͤre mir erſt, daß du es fuͤrder Niemanden willſt ſehen laſſen, wenn du einem Menſchen die Seele wegnimmſt! Denn vorher hatte der Todes- engel die Menſchen, ja ſelbſt die Kinder im Schooße ihrer Muͤtter ſichtbarer Weiſe umgebracht. Der Engel ſchwur den Eid, und nun gab ihm der Rabbi ſein Schwert zuruͤck. Da erhob ſich Elias, und rief mit lauter Stimme den Gerechten zu: Macht Platz vor dem Rabbi Jehoſcha, dem Sohn Levi *).«
*) M. ſ. auch das talmudiſche Buch Kethavoth.
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nicht zuruͤckkehren, und hat geſchworen, er gehe
nicht wieder heraus. Da antwortete der hochgelob-
te, heilige Gott: gehet hin und erkundiget euch auf
Erden, ob er niemals geſchworen, und ſeinen Schwur
fuͤr unguͤltig erklaͤrt und ſich davon entbunden hat.
Jſt dies, dann ſoll er auch ſeinen jetzigen Schwur
brechen. Die Engel thaten, wie der Herr ihnen
geſagt hatte. Als ſie wieder zuruͤck kamen, ſprachen
ſie: Herr der Welt, er hat niemals einen Schwur
uͤbertreten! Wenn das iſt, verſetzte der hochgelobte,
heilige Gott, ſo ſoll er auch jetzt nicht wieder aus
dem Paradieſe heraus gehen. Wie dies der Engel
des Todes vernahm, bat er: gieb mir mein Schwert
doch zuruͤck! Aber der Rabbi weigerte ſich deſſen,
bis endlich eine Stimme vom Himmel zu ihm ſprach:
Rabbi Jehoſcha Ben Levi, gieb ihm das Schwert,
denn er bedarf es ja, um die Geſchoͤpfe zu toͤdten.
Hierauf ſagte der Rabbi Jehoſcha zu dem Engel:
So ſchwoͤre mir erſt, daß du es fuͤrder Niemanden
willſt ſehen laſſen, wenn du einem Menſchen die
Seele wegnimmſt! Denn vorher hatte der Todes-
engel die Menſchen, ja ſelbſt die Kinder im Schooße
ihrer Muͤtter ſichtbarer Weiſe umgebracht. Der
Engel ſchwur den Eid, und nun gab ihm der Rabbi
ſein Schwert zuruͤck. Da erhob ſich Elias, und rief
mit lauter Stimme den Gerechten zu: Macht Platz
vor dem Rabbi Jehoſcha, dem Sohn Levi *).«
*) M. ſ. auch das talmudiſche Buch Kethavoth.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/293>, abgerufen am 23.11.2024.
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