kostbare Kleider? -- Nun, sprach er, ich will euch geben meinen Zoll von Seidenwaaren und köstlichen Kleidern. -- Mauschel, die Kiste ist schwer; du hast Silber und Gold darin. -- So will ich euch geben meinen Zoll nach dem Gewicht und Werth von Silber und Gold! -- Rede die Wahrheit, es sind Diamanten und Perlen in der Kiste? -- Gut, so bezahl' ich den Zoll, als wären Diamanten und Perlen darin! -- Die Zöllner hiedurch zur höchsten Neugier gereizt, öffneten die Kiste, und siehe dä, der Glanz von Sara's himmlischer Schönheit ver- breitete sich plötzlich über Aegypten, und füllte mit seinen Strahlen das ganze Land *).
"Mein, der Vater Abraham wor doch ä Jüd, es nemmt mer Wunder, daß er nicht konnte betrü- gen die Zöllner, und verpaschen den Zoll! Aber dem Talmud muß man schon glauben!" wird man- cher fromme Jsraelit voll Erstaunen hier ausrufen.
Als unser Vater Abraham die Sara in der zweifachen Höhle bei Mamre begraben wollte, stan- den Adam und Eva auf aus ihrem Begräbnisse und wollten es nicht erlauben. "Wir müssen uns, spra- chen sie, immer vor dem heiligen, hochgelobten Gott unserer Sünde wegen schämen, und nun kommt ihr gleichfalls, uns noch mehr zu beschämen?" Abraham aber antwortete: siehe, ich will den hei- ligen, hochgelobten Gott bitten, daß ihr euch nicht
*) Vereschith Rabba, Parascha 40.
koſtbare Kleider? — Nun, ſprach er, ich will euch geben meinen Zoll von Seidenwaaren und koͤſtlichen Kleidern. — Mauſchel, die Kiſte iſt ſchwer; du haſt Silber und Gold darin. — So will ich euch geben meinen Zoll nach dem Gewicht und Werth von Silber und Gold! — Rede die Wahrheit, es ſind Diamanten und Perlen in der Kiſte? — Gut, ſo bezahl’ ich den Zoll, als waͤren Diamanten und Perlen darin! — Die Zoͤllner hiedurch zur hoͤchſten Neugier gereizt, oͤffneten die Kiſte, und ſiehe daͤ, der Glanz von Sara’s himmliſcher Schoͤnheit ver- breitete ſich ploͤtzlich uͤber Aegypten, und fuͤllte mit ſeinen Strahlen das ganze Land *).
»Mein, der Vater Abraham wor doch aͤ Juͤd, es nemmt mer Wunder, daß er nicht konnte betruͤ- gen die Zoͤllner, und verpaſchen den Zoll! Aber dem Talmud muß man ſchon glauben!« wird man- cher fromme Jſraelit voll Erſtaunen hier ausrufen.
Als unſer Vater Abraham die Sara in der zweifachen Hoͤhle bei Mamre begraben wollte, ſtan- den Adam und Eva auf aus ihrem Begraͤbniſſe und wollten es nicht erlauben. »Wir muͤſſen uns, ſpra- chen ſie, immer vor dem heiligen, hochgelobten Gott unſerer Suͤnde wegen ſchaͤmen, und nun kommt ihr gleichfalls, uns noch mehr zu beſchaͤmen?« Abraham aber antwortete: ſiehe, ich will den hei- ligen, hochgelobten Gott bitten, daß ihr euch nicht
*) Vereſchith Rabba, Paraſcha 40.
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koſtbare Kleider? — Nun, ſprach er, ich will euch
geben meinen Zoll von Seidenwaaren und koͤſtlichen
Kleidern. — Mauſchel, die Kiſte iſt ſchwer; du
haſt Silber und Gold darin. — So will ich euch
geben meinen Zoll nach dem Gewicht und Werth
von Silber und Gold! — Rede die Wahrheit, es
ſind Diamanten und Perlen in der Kiſte? — Gut,
ſo bezahl’ ich den Zoll, als waͤren Diamanten und
Perlen darin! — Die Zoͤllner hiedurch zur hoͤchſten
Neugier gereizt, oͤffneten die Kiſte, und ſiehe daͤ,
der Glanz von Sara’s himmliſcher Schoͤnheit ver-
breitete ſich ploͤtzlich uͤber Aegypten, und fuͤllte mit
ſeinen Strahlen das ganze Land *).
»Mein, der Vater Abraham wor doch aͤ Juͤd,
es nemmt mer Wunder, daß er nicht konnte betruͤ-
gen die Zoͤllner, und verpaſchen den Zoll! Aber
dem Talmud muß man ſchon glauben!« wird man-
cher fromme Jſraelit voll Erſtaunen hier ausrufen.
Als unſer Vater Abraham die Sara in der
zweifachen Hoͤhle bei Mamre begraben wollte, ſtan-
den Adam und Eva auf aus ihrem Begraͤbniſſe und
wollten es nicht erlauben. »Wir muͤſſen uns, ſpra-
chen ſie, immer vor dem heiligen, hochgelobten
Gott unſerer Suͤnde wegen ſchaͤmen, und nun kommt
ihr gleichfalls, uns noch mehr zu beſchaͤmen?«
Abraham aber antwortete: ſiehe, ich will den hei-
ligen, hochgelobten Gott bitten, daß ihr euch nicht
*) Vereſchith Rabba, Paraſcha 40.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/311>, abgerufen am 22.11.2024.
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