geworden. Wenn er vor den Thüren sprach: ich Salomo war einst König zu Jerusalem, dann spot- tete man seiner, und sagte: wie sollte der größte König der Welt, der König Salomo betteln müs- sen? So ward er für seine Sünden gestraft, denn er hatte drei Gebote Gottes übertreten, nemlich zu viel Weiber genommen, zu viel Pferde gehalten, und zu viel Gold und Silber gesammelt. Nach drei Jahren beschloß der hochgelobte, heilige Gott sich um seines Knechts Davids willen über Salomo zu erbarmen, und führte ihn deshalb in das Land der Ammoniter und in die Hauptstadt des Königs, welche Maschkemem heißt. Als er dort auf dem Markte stand, kam der königliche Leibkoch, kaufte ein, und zwang ihn, das Gekaufte in die Küche des Königs zu tragen. Salomo erbot sich, ihm ferner zu dienen, und begehrte dafür nichts weiter, als Speise und Trank. Der Leibkoch nahm ihn in Dienst, und nach einigen Tagen bat Salomo, der einst der größte und weiseste König auf Erden und jetzt ein armer Küchenjunge war, den Leibkoch um die Erlaubniß, dem Könige der Ammoniter einige Speisen machen zu dürfen. Der Leibkoch gewährte es, und Salomo kochte. Nach der Tafel fragte der ammonitische König seinen Koch, wer die köst- lichen Speisen bereitet hätte, und dieser gestand, was geschehen war. Hierauf wurde Salomo au- genblicklich zum Leibkoch ernannt, und sein voriger Gebieter erhielt seinen Abschied. Naama, die Toch-
geworden. Wenn er vor den Thuͤren ſprach: ich Salomo war einſt Koͤnig zu Jeruſalem, dann ſpot- tete man ſeiner, und ſagte: wie ſollte der groͤßte Koͤnig der Welt, der Koͤnig Salomo betteln muͤſ- ſen? So ward er fuͤr ſeine Suͤnden geſtraft, denn er hatte drei Gebote Gottes uͤbertreten, nemlich zu viel Weiber genommen, zu viel Pferde gehalten, und zu viel Gold und Silber geſammelt. Nach drei Jahren beſchloß der hochgelobte, heilige Gott ſich um ſeines Knechts Davids willen uͤber Salomo zu erbarmen, und fuͤhrte ihn deshalb in das Land der Ammoniter und in die Hauptſtadt des Koͤnigs, welche Maſchkemem heißt. Als er dort auf dem Markte ſtand, kam der koͤnigliche Leibkoch, kaufte ein, und zwang ihn, das Gekaufte in die Kuͤche des Koͤnigs zu tragen. Salomo erbot ſich, ihm ferner zu dienen, und begehrte dafuͤr nichts weiter, als Speiſe und Trank. Der Leibkoch nahm ihn in Dienſt, und nach einigen Tagen bat Salomo, der einſt der groͤßte und weiſeſte Koͤnig auf Erden und jetzt ein armer Kuͤchenjunge war, den Leibkoch um die Erlaubniß, dem Koͤnige der Ammoniter einige Speiſen machen zu duͤrfen. Der Leibkoch gewaͤhrte es, und Salomo kochte. Nach der Tafel fragte der ammonitiſche Koͤnig ſeinen Koch, wer die koͤſt- lichen Speiſen bereitet haͤtte, und dieſer geſtand, was geſchehen war. Hierauf wurde Salomo au- genblicklich zum Leibkoch ernannt, und ſein voriger Gebieter erhielt ſeinen Abſchied. Naama, die Toch-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0325"n="291"/>
geworden. Wenn er vor den Thuͤren ſprach: ich<lb/>
Salomo war einſt Koͤnig zu Jeruſalem, dann ſpot-<lb/>
tete man ſeiner, und ſagte: wie ſollte der groͤßte<lb/>
Koͤnig der Welt, der Koͤnig Salomo betteln muͤſ-<lb/>ſen? So ward er fuͤr ſeine Suͤnden geſtraft, denn<lb/>
er hatte drei Gebote Gottes uͤbertreten, nemlich zu<lb/>
viel Weiber genommen, zu viel Pferde gehalten,<lb/>
und zu viel Gold und Silber geſammelt. Nach drei<lb/>
Jahren beſchloß der hochgelobte, heilige Gott ſich<lb/>
um ſeines Knechts Davids willen uͤber Salomo zu<lb/>
erbarmen, und fuͤhrte ihn deshalb in das Land der<lb/>
Ammoniter und in die Hauptſtadt des Koͤnigs,<lb/>
welche Maſchkemem heißt. Als er dort auf dem<lb/>
Markte ſtand, kam der koͤnigliche Leibkoch, kaufte<lb/>
ein, und zwang ihn, das Gekaufte in die Kuͤche<lb/>
des Koͤnigs zu tragen. Salomo erbot ſich, ihm<lb/>
ferner zu dienen, und begehrte dafuͤr nichts weiter,<lb/>
als Speiſe und Trank. Der Leibkoch nahm ihn in<lb/>
Dienſt, und nach einigen Tagen bat Salomo, der<lb/>
einſt der groͤßte und weiſeſte Koͤnig auf Erden und<lb/>
jetzt ein armer Kuͤchenjunge war, den Leibkoch um<lb/>
die Erlaubniß, dem Koͤnige der Ammoniter einige<lb/>
Speiſen machen zu duͤrfen. Der Leibkoch gewaͤhrte<lb/>
es, und Salomo kochte. Nach der Tafel fragte<lb/>
der ammonitiſche Koͤnig ſeinen Koch, wer die koͤſt-<lb/>
lichen Speiſen bereitet haͤtte, und dieſer geſtand,<lb/>
was geſchehen war. Hierauf wurde Salomo au-<lb/>
genblicklich zum Leibkoch ernannt, und ſein voriger<lb/>
Gebieter erhielt ſeinen Abſchied. Naama, die Toch-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[291/0325]
geworden. Wenn er vor den Thuͤren ſprach: ich
Salomo war einſt Koͤnig zu Jeruſalem, dann ſpot-
tete man ſeiner, und ſagte: wie ſollte der groͤßte
Koͤnig der Welt, der Koͤnig Salomo betteln muͤſ-
ſen? So ward er fuͤr ſeine Suͤnden geſtraft, denn
er hatte drei Gebote Gottes uͤbertreten, nemlich zu
viel Weiber genommen, zu viel Pferde gehalten,
und zu viel Gold und Silber geſammelt. Nach drei
Jahren beſchloß der hochgelobte, heilige Gott ſich
um ſeines Knechts Davids willen uͤber Salomo zu
erbarmen, und fuͤhrte ihn deshalb in das Land der
Ammoniter und in die Hauptſtadt des Koͤnigs,
welche Maſchkemem heißt. Als er dort auf dem
Markte ſtand, kam der koͤnigliche Leibkoch, kaufte
ein, und zwang ihn, das Gekaufte in die Kuͤche
des Koͤnigs zu tragen. Salomo erbot ſich, ihm
ferner zu dienen, und begehrte dafuͤr nichts weiter,
als Speiſe und Trank. Der Leibkoch nahm ihn in
Dienſt, und nach einigen Tagen bat Salomo, der
einſt der groͤßte und weiſeſte Koͤnig auf Erden und
jetzt ein armer Kuͤchenjunge war, den Leibkoch um
die Erlaubniß, dem Koͤnige der Ammoniter einige
Speiſen machen zu duͤrfen. Der Leibkoch gewaͤhrte
es, und Salomo kochte. Nach der Tafel fragte
der ammonitiſche Koͤnig ſeinen Koch, wer die koͤſt-
lichen Speiſen bereitet haͤtte, und dieſer geſtand,
was geſchehen war. Hierauf wurde Salomo au-
genblicklich zum Leibkoch ernannt, und ſein voriger
Gebieter erhielt ſeinen Abſchied. Naama, die Toch-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/325>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.