ter des Königs aber sahe den Salomo, verliebte sich sterblich in ihn, und entdeckte ihrer Mutter: daß sie ohne diesen Mann nie glücklich seyn könnte. Die Königin gab freilich der jungen Prinzessin ei- nen ernsten Verweis; "es sind ja, sprach sie, in dem großen Reiche deines Vaters so viele vortreff- liche Fürsten, von denen du wählen kannst, wel- chen du willst;" allein die Tochter bestand mit Seufzen und Thränen so lange auf ihrer Bitte, bis endlich ihre Mutter versprach, mit dem Könige zu reden. Den Zorn des letztern kann man sich den- ken. Aber Gottes Wille ist stärker, als der Könige Zorn. Um kein unschuldiges Blut zu vergießen, ließ der aufgebrachte Vater die Prinzessin und den Salomo in eine öde Wildniß führen, damit sie dort vor Hunger und Durst umkommen möchten. Sie fanden jedoch glücklich den Weg aus der Wü- ste nach einer Stadt am Ufer des Meeres. Hier kaufte Salomo einen Fisch, und gab ihn seiner Frau, um ihn zu kochen. Sie öffnete ihn, und fand einen Ring mit dem Namen Schemhampho- rasch. Fröhlich gab sie den Ring ihrem Mann, der ihn augenblicklich für den seinigen erkannte, ihn an den Finger steckte, und gerades Weges mit Naa- ma nach Jerusalem zurückkehrte. Er gieng dort mit seinem Ringe in den königlichen Palast; Asch- medai flog augenblicklich davon, und Salomo nahm seinen Thron wieder ein. Jndessen fürchtete er doch den Entflohenen, und darum heißt es im Hohen-
ter des Koͤnigs aber ſahe den Salomo, verliebte ſich ſterblich in ihn, und entdeckte ihrer Mutter: daß ſie ohne dieſen Mann nie gluͤcklich ſeyn koͤnnte. Die Koͤnigin gab freilich der jungen Prinzeſſin ei- nen ernſten Verweis; »es ſind ja, ſprach ſie, in dem großen Reiche deines Vaters ſo viele vortreff- liche Fuͤrſten, von denen du waͤhlen kannſt, wel- chen du willſt;« allein die Tochter beſtand mit Seufzen und Thraͤnen ſo lange auf ihrer Bitte, bis endlich ihre Mutter verſprach, mit dem Koͤnige zu reden. Den Zorn des letztern kann man ſich den- ken. Aber Gottes Wille iſt ſtaͤrker, als der Koͤnige Zorn. Um kein unſchuldiges Blut zu vergießen, ließ der aufgebrachte Vater die Prinzeſſin und den Salomo in eine oͤde Wildniß fuͤhren, damit ſie dort vor Hunger und Durſt umkommen moͤchten. Sie fanden jedoch gluͤcklich den Weg aus der Wuͤ- ſte nach einer Stadt am Ufer des Meeres. Hier kaufte Salomo einen Fiſch, und gab ihn ſeiner Frau, um ihn zu kochen. Sie oͤffnete ihn, und fand einen Ring mit dem Namen Schemhampho- raſch. Froͤhlich gab ſie den Ring ihrem Mann, der ihn augenblicklich fuͤr den ſeinigen erkannte, ihn an den Finger ſteckte, und gerades Weges mit Naa- ma nach Jeruſalem zuruͤckkehrte. Er gieng dort mit ſeinem Ringe in den koͤniglichen Palaſt; Aſch- medai flog augenblicklich davon, und Salomo nahm ſeinen Thron wieder ein. Jndeſſen fuͤrchtete er doch den Entflohenen, und darum heißt es im Hohen-
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ter des Koͤnigs aber ſahe den Salomo, verliebte
ſich ſterblich in ihn, und entdeckte ihrer Mutter:
daß ſie ohne dieſen Mann nie gluͤcklich ſeyn koͤnnte.
Die Koͤnigin gab freilich der jungen Prinzeſſin ei-
nen ernſten Verweis; »es ſind ja, ſprach ſie, in
dem großen Reiche deines Vaters ſo viele vortreff-
liche Fuͤrſten, von denen du waͤhlen kannſt, wel-
chen du willſt;« allein die Tochter beſtand mit
Seufzen und Thraͤnen ſo lange auf ihrer Bitte, bis
endlich ihre Mutter verſprach, mit dem Koͤnige zu
reden. Den Zorn des letztern kann man ſich den-
ken. Aber Gottes Wille iſt ſtaͤrker, als der Koͤnige
Zorn. Um kein unſchuldiges Blut zu vergießen,
ließ der aufgebrachte Vater die Prinzeſſin und den
Salomo in eine oͤde Wildniß fuͤhren, damit ſie
dort vor Hunger und Durſt umkommen moͤchten.
Sie fanden jedoch gluͤcklich den Weg aus der Wuͤ-
ſte nach einer Stadt am Ufer des Meeres. Hier
kaufte Salomo einen Fiſch, und gab ihn ſeiner
Frau, um ihn zu kochen. Sie oͤffnete ihn, und
fand einen Ring mit dem Namen Schemhampho-
raſch. Froͤhlich gab ſie den Ring ihrem Mann, der
ihn augenblicklich fuͤr den ſeinigen erkannte, ihn an
den Finger ſteckte, und gerades Weges mit Naa-
ma nach Jeruſalem zuruͤckkehrte. Er gieng dort
mit ſeinem Ringe in den koͤniglichen Palaſt; Aſch-
medai flog augenblicklich davon, und Salomo nahm
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/326>, abgerufen am 22.11.2024.
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