Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.Der zweite Zeitraum der übernatürlichen Offen- Verbreitung der Nachrichten vom Christenthume
oder von den Lehrsätzen und Formen, welche man späterhin für das Christenthum selbst hielt, bei manchen nichtchristlichen Völkern der Grund zu ähn- lichen Lehrsätzen, Formen und Einrichtungen gelegt ward. "Ohne dem Christenthume, sagt Herder, "alle Greuel der Bonzen oder das ganze Kloster- "System der Lama's und Talepoinen zuzuschreiben, "scheint es der Tropfe gewesen zu seyn, der von Aegypten "bis Tsina alle ältere Träume der Völker neu in Gäh- "rung brachte, und sie mehr oder weniger in For- "men schied. Jn manche Fabel von Budda, Kri- "schnu u. f. scheinen christliche Begriffe gekommen "zu seyn, auf Jndische Art verkleidet; und der große "Lama auf den Gebirgen, der vielleicht erst im fünf- "zehnten Jahrhundert entstanden, ist mit seiner "persönlichen Heiligkeit, mit seinen harten Lehren, "mit seinen Glocken und Priesterorden vielleicht "ein weitläufiger Vetter des Lama an der Tiber." M. s. Herders Jdeen zur Geschichte der Menschheit. Theil 4. S. 74 -- 75 (Wiener Ausg. 1813.) daß indessen religiöse Gebräuche, Lehrsätze und Einrich- tungen unter den nichtchristlichen Völkern, in denen man eine Aehnlichkeit mit christlichen Dogmen und Formen findet, von einer Offenbarung Gottes in der Urzeit herstammen sollen, ist nicht denkbar, denn sonst müßten ja alle die heidnischen Gebräuche und Mährchen, welche dem Christenthume entgegen sind, gleichfalls ihren Grund in einer frühern Offenba- rung Gottes haben. Der zweite Zeitraum der uͤbernatuͤrlichen Offen- Verbreitung der Nachrichten vom Chriſtenthume
oder von den Lehrſaͤtzen und Formen, welche man ſpaͤterhin fuͤr das Chriſtenthum ſelbſt hielt, bei manchen nichtchriſtlichen Voͤlkern der Grund zu aͤhn- lichen Lehrſaͤtzen, Formen und Einrichtungen gelegt ward. „Ohne dem Chriſtenthume, ſagt Herder, „alle Greuel der Bonzen oder das ganze Kloſter- „Syſtem der Lama’s und Talepoinen zuzuſchreiben, „ſcheint es der Tropfe geweſen zu ſeyn, der von Aegypten „bis Tſina alle aͤltere Traͤume der Voͤlker neu in Gaͤh- „rung brachte, und ſie mehr oder weniger in For- „men ſchied. Jn manche Fabel von Budda, Kri- „ſchnu u. f. ſcheinen chriſtliche Begriffe gekommen „zu ſeyn, auf Jndiſche Art verkleidet; und der große „Lama auf den Gebirgen, der vielleicht erſt im fuͤnf- „zehnten Jahrhundert entſtanden, iſt mit ſeiner „perſoͤnlichen Heiligkeit, mit ſeinen harten Lehren, „mit ſeinen Glocken und Prieſterorden vielleicht „ein weitlaͤufiger Vetter des Lama an der Tiber.‟ M. ſ. Herders Jdeen zur Geſchichte der Menſchheit. Theil 4. S. 74 — 75 (Wiener Ausg. 1813.) daß indeſſen religioͤſe Gebraͤuche, Lehrſaͤtze und Einrich- tungen unter den nichtchriſtlichen Voͤlkern, in denen man eine Aehnlichkeit mit chriſtlichen Dogmen und Formen findet, von einer Offenbarung Gottes in der Urzeit herſtammen ſollen, iſt nicht denkbar, denn ſonſt muͤßten ja alle die heidniſchen Gebraͤuche und Maͤhrchen, welche dem Chriſtenthume entgegen ſind, gleichfalls ihren Grund in einer fruͤhern Offenba- rung Gottes haben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0038" n="4"/> <p>Der zweite Zeitraum der uͤbernatuͤrlichen Offen-<lb/> barungen Gottes beginnt nach der Behauptung un-<lb/><note xml:id="seg2pn_3_2" prev="#seg2pn_3_1" place="foot" n="*)">Verbreitung der Nachrichten vom Chriſtenthume<lb/> oder von den Lehrſaͤtzen und Formen, welche man<lb/> ſpaͤterhin fuͤr das Chriſtenthum ſelbſt hielt, bei<lb/> manchen nichtchriſtlichen Voͤlkern der Grund zu aͤhn-<lb/> lichen Lehrſaͤtzen, Formen und Einrichtungen gelegt<lb/> ward. „Ohne dem Chriſtenthume, ſagt <hi rendition="#g">Herder,</hi><lb/> „alle Greuel der Bonzen oder das ganze Kloſter-<lb/> „Syſtem der Lama’s und Talepoinen zuzuſchreiben,<lb/> „ſcheint es der Tropfe geweſen zu ſeyn, der von Aegypten<lb/> „bis Tſina alle aͤltere Traͤume der Voͤlker neu in Gaͤh-<lb/> „rung brachte, und ſie mehr oder weniger in For-<lb/> „men ſchied. Jn manche Fabel von Budda, Kri-<lb/> „ſchnu u. f. ſcheinen chriſtliche Begriffe gekommen<lb/> „zu ſeyn, auf Jndiſche Art verkleidet; und der große<lb/> „Lama auf den Gebirgen, der vielleicht erſt im fuͤnf-<lb/> „zehnten Jahrhundert entſtanden, iſt mit ſeiner<lb/> „perſoͤnlichen Heiligkeit, mit ſeinen harten Lehren,<lb/> „mit ſeinen Glocken und Prieſterorden vielleicht<lb/> „ein weitlaͤufiger Vetter des Lama an der Tiber.‟<lb/> M. ſ. Herders Jdeen zur Geſchichte der Menſchheit.<lb/> Theil 4. S. 74 — 75 (Wiener Ausg. 1813.) daß<lb/> indeſſen religioͤſe Gebraͤuche, Lehrſaͤtze und Einrich-<lb/> tungen unter den nichtchriſtlichen Voͤlkern, in denen<lb/> man eine Aehnlichkeit mit chriſtlichen Dogmen und<lb/> Formen findet, von einer Offenbarung Gottes in<lb/> der Urzeit herſtammen ſollen, iſt nicht denkbar, denn<lb/> ſonſt muͤßten ja alle die heidniſchen Gebraͤuche und<lb/> Maͤhrchen, welche dem Chriſtenthume entgegen ſind,<lb/> gleichfalls ihren Grund in einer fruͤhern Offenba-<lb/> rung Gottes haben.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0038]
Der zweite Zeitraum der uͤbernatuͤrlichen Offen-
barungen Gottes beginnt nach der Behauptung un-
*)
*) Verbreitung der Nachrichten vom Chriſtenthume
oder von den Lehrſaͤtzen und Formen, welche man
ſpaͤterhin fuͤr das Chriſtenthum ſelbſt hielt, bei
manchen nichtchriſtlichen Voͤlkern der Grund zu aͤhn-
lichen Lehrſaͤtzen, Formen und Einrichtungen gelegt
ward. „Ohne dem Chriſtenthume, ſagt Herder,
„alle Greuel der Bonzen oder das ganze Kloſter-
„Syſtem der Lama’s und Talepoinen zuzuſchreiben,
„ſcheint es der Tropfe geweſen zu ſeyn, der von Aegypten
„bis Tſina alle aͤltere Traͤume der Voͤlker neu in Gaͤh-
„rung brachte, und ſie mehr oder weniger in For-
„men ſchied. Jn manche Fabel von Budda, Kri-
„ſchnu u. f. ſcheinen chriſtliche Begriffe gekommen
„zu ſeyn, auf Jndiſche Art verkleidet; und der große
„Lama auf den Gebirgen, der vielleicht erſt im fuͤnf-
„zehnten Jahrhundert entſtanden, iſt mit ſeiner
„perſoͤnlichen Heiligkeit, mit ſeinen harten Lehren,
„mit ſeinen Glocken und Prieſterorden vielleicht
„ein weitlaͤufiger Vetter des Lama an der Tiber.‟
M. ſ. Herders Jdeen zur Geſchichte der Menſchheit.
Theil 4. S. 74 — 75 (Wiener Ausg. 1813.) daß
indeſſen religioͤſe Gebraͤuche, Lehrſaͤtze und Einrich-
tungen unter den nichtchriſtlichen Voͤlkern, in denen
man eine Aehnlichkeit mit chriſtlichen Dogmen und
Formen findet, von einer Offenbarung Gottes in
der Urzeit herſtammen ſollen, iſt nicht denkbar, denn
ſonſt muͤßten ja alle die heidniſchen Gebraͤuche und
Maͤhrchen, welche dem Chriſtenthume entgegen ſind,
gleichfalls ihren Grund in einer fruͤhern Offenba-
rung Gottes haben.
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