des ersten Buches) und mit der Aufzeichnung seiner eigenen Geschichte sollte beschäftiget haben? Wie hätte er wohl seinen Tod, sein Begräbniß, und was bald darauf geschah, beschreiben können? Josua war gleichfalls nicht der Verfasser; als solcher würde er sich schwerlich selbst so gerühmt haben, wie es im fünften Buche im 34sten Kapitel V. 9 geschieht. Dies Werk ward erst in sehr späten Zeiten, viel- leicht von Esra, Nehemias oder einem andern jü- dischen Geschichtschreiber, nach mündlichen Ueber- lieferungen und Sagen, vielleicht auch aus andern Schriften zusammengetragen. Daß die Bücher Mo- ses nicht so alt sind, wie man gewöhnlich glaubt, ergiebt sich überdies daraus sehr deutlich, daß Buch 1. K. 24. V. 11 einer Landschaft in Asien unter dem griechischen Namen Mesopotamien (Land immitten der Ströme) gedacht wird. Wie hätte schon Moses wohl unter diesem griechischen Namen eines Landes erwähnen können? Das wäre gerade, als ob man eine Schrift, worin das Kö- nigreich Würtemberg mit seinem jetzigen Namen ge- nannt wird, dem Tacitus oder Julius Cäsar zu- schreiben wollte! Ausserdem wird Moses nirgend als Verfasser jener Bücher angegeben. Jhr Werth beruhet ja auch nicht auf ihrem Alterthume, son- dern auf den Quellen, aus denen man schöpfte, und auf der Art, wie man diese Quellen benutzte. Beklagen müssen wir freilich, daß Moses und unser göttlicher Erlöser uns nichts Ausführliches von ei-
des erſten Buches) und mit der Aufzeichnung ſeiner eigenen Geſchichte ſollte beſchaͤftiget haben? Wie haͤtte er wohl ſeinen Tod, ſein Begraͤbniß, und was bald darauf geſchah, beſchreiben koͤnnen? Joſua war gleichfalls nicht der Verfaſſer; als ſolcher wuͤrde er ſich ſchwerlich ſelbſt ſo geruͤhmt haben, wie es im fuͤnften Buche im 34ſten Kapitel V. 9 geſchieht. Dies Werk ward erſt in ſehr ſpaͤten Zeiten, viel- leicht von Esra, Nehemias oder einem andern juͤ- diſchen Geſchichtſchreiber, nach muͤndlichen Ueber- lieferungen und Sagen, vielleicht auch aus andern Schriften zuſammengetragen. Daß die Buͤcher Mo- ſes nicht ſo alt ſind, wie man gewoͤhnlich glaubt, ergiebt ſich uͤberdies daraus ſehr deutlich, daß Buch 1. K. 24. V. 11 einer Landſchaft in Aſien unter dem griechiſchen Namen Meſopotamien (Land immitten der Stroͤme) gedacht wird. Wie haͤtte ſchon Moſes wohl unter dieſem griechiſchen Namen eines Landes erwaͤhnen koͤnnen? Das waͤre gerade, als ob man eine Schrift, worin das Koͤ- nigreich Wuͤrtemberg mit ſeinem jetzigen Namen ge- nannt wird, dem Tacitus oder Julius Caͤſar zu- ſchreiben wollte! Auſſerdem wird Moſes nirgend als Verfaſſer jener Buͤcher angegeben. Jhr Werth beruhet ja auch nicht auf ihrem Alterthume, ſon- dern auf den Quellen, aus denen man ſchoͤpfte, und auf der Art, wie man dieſe Quellen benutzte. Beklagen muͤſſen wir freilich, daß Moſes und unſer goͤttlicher Erloͤſer uns nichts Ausfuͤhrliches von ei-
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des erſten Buches) und mit der Aufzeichnung ſeiner
eigenen Geſchichte ſollte beſchaͤftiget haben? Wie
haͤtte er wohl ſeinen Tod, ſein Begraͤbniß, und was
bald darauf geſchah, beſchreiben koͤnnen? Joſua war
gleichfalls nicht der Verfaſſer; als ſolcher wuͤrde er
ſich ſchwerlich ſelbſt ſo geruͤhmt haben, wie es im
fuͤnften Buche im 34ſten Kapitel V. 9 geſchieht.
Dies Werk ward erſt in ſehr ſpaͤten Zeiten, viel-
leicht von Esra, Nehemias oder einem andern juͤ-
diſchen Geſchichtſchreiber, nach muͤndlichen Ueber-
lieferungen und Sagen, vielleicht auch aus andern
Schriften zuſammengetragen. Daß die Buͤcher Mo-
ſes nicht ſo alt ſind, wie man gewoͤhnlich glaubt,
ergiebt ſich uͤberdies daraus ſehr deutlich, daß Buch
1. K. 24. V. 11 einer Landſchaft in Aſien unter
dem griechiſchen Namen Meſopotamien (Land
immitten der Stroͤme) gedacht wird. Wie
haͤtte ſchon Moſes wohl unter dieſem griechiſchen
Namen eines Landes erwaͤhnen koͤnnen? Das waͤre
gerade, als ob man eine Schrift, worin das Koͤ-
nigreich Wuͤrtemberg mit ſeinem jetzigen Namen ge-
nannt wird, dem Tacitus oder Julius Caͤſar zu-
ſchreiben wollte! Auſſerdem wird Moſes nirgend
als Verfaſſer jener Buͤcher angegeben. Jhr Werth
beruhet ja auch nicht auf ihrem Alterthume, ſon-
dern auf den Quellen, aus denen man ſchoͤpfte,
und auf der Art, wie man dieſe Quellen benutzte.
Beklagen muͤſſen wir freilich, daß Moſes und unſer
goͤttlicher Erloͤſer uns nichts Ausfuͤhrliches von ei-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/83>, abgerufen am 21.11.2024.
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