Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.zehnten bis dreizehnten Jahr, die Mischna und die fünf Bücher Mosis. Jst das dreizehnte Jahr er- reicht, dann wird der liebe Sohn von seinem Va- ter für einen Bar Mitzvah, für einen Sohn der Gebote erklärt, d. h. er wird für schuldig erkannt, alle sechshundert und dreizehn Gebote der jüdischen Religion zu halten, und für die Uebertretungen derselben sowohl die weltlichen, als geistlichen Stra- fen Gottes zu leiden; denn was er vor dem drei- zehnten Jahr gekrimpelt oder gestohlen, gewuchert, gekuppelt, gewippt, gekippt, durch Dukaten- und Thalerbeschneiden, Sabbathschänden, Schweine- fleischessen etc. etc. etc. gesündiget hat, das Alles wird von dem lieben Gott auf Rechnung des Vaters geschrieben, und an diesem bestraft. Bis zum drei- zehnten Jahre ist also der junge Jude, er möge thun, was er wolle, so rein, wie ein Engel des Himmels. Wenn die Kinder vor diesem Zeitpunkt bei ihrem Rabbi die Thorah (das Gesetz) lernen, und Gottes Wort von ihren unschuldigen Lippen strömt, dann belustiget sich die Schechinah, die Herrlichkeit Gottes in dem Hauch ihres Mundes, denn nichts ist heiliger und reiner, als diese israe- litischen Kindlein, die noch nicht gesündiget haben; nichts ist dem hochgelobten Gott süßer und liebli- cher, als ihr knoblauchduftender Athem *). *) Bava mezia Fol. 85, 1.
zehnten bis dreizehnten Jahr, die Miſchna und die fuͤnf Buͤcher Moſis. Jſt das dreizehnte Jahr er- reicht, dann wird der liebe Sohn von ſeinem Va- ter fuͤr einen Bar Mitzvah, fuͤr einen Sohn der Gebote erklaͤrt, d. h. er wird fuͤr ſchuldig erkannt, alle ſechshundert und dreizehn Gebote der juͤdiſchen Religion zu halten, und fuͤr die Uebertretungen derſelben ſowohl die weltlichen, als geiſtlichen Stra- fen Gottes zu leiden; denn was er vor dem drei- zehnten Jahr gekrimpelt oder geſtohlen, gewuchert, gekuppelt, gewippt, gekippt, durch Dukaten- und Thalerbeſchneiden, Sabbathſchaͤnden, Schweine- fleiſcheſſen ꝛc. ꝛc. ꝛc. geſuͤndiget hat, das Alles wird von dem lieben Gott auf Rechnung des Vaters geſchrieben, und an dieſem beſtraft. Bis zum drei- zehnten Jahre iſt alſo der junge Jude, er moͤge thun, was er wolle, ſo rein, wie ein Engel des Himmels. Wenn die Kinder vor dieſem Zeitpunkt bei ihrem Rabbi die Thorah (das Geſetz) lernen, und Gottes Wort von ihren unſchuldigen Lippen ſtroͤmt, dann beluſtiget ſich die Schechinah, die Herrlichkeit Gottes in dem Hauch ihres Mundes, denn nichts iſt heiliger und reiner, als dieſe iſrae- litiſchen Kindlein, die noch nicht geſuͤndiget haben; nichts iſt dem hochgelobten Gott ſuͤßer und liebli- cher, als ihr knoblauchduftender Athem *). *) Bava mezia Fol. 85, 1.
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Gebote erklaͤrt, d. h. er wird fuͤr ſchuldig erkannt,
alle ſechshundert und dreizehn Gebote der juͤdiſchen
Religion zu halten, und fuͤr die Uebertretungen
derſelben ſowohl die weltlichen, als geiſtlichen Stra-
fen Gottes zu leiden; denn was er vor dem drei-
zehnten Jahr gekrimpelt oder geſtohlen, gewuchert,
gekuppelt, gewippt, gekippt, durch Dukaten- und
Thalerbeſchneiden, Sabbathſchaͤnden, Schweine-
fleiſcheſſen ꝛc. ꝛc. ꝛc. geſuͤndiget hat, das Alles wird
von dem lieben Gott auf Rechnung des Vaters
geſchrieben, und an dieſem beſtraft. Bis zum drei-
zehnten Jahre iſt alſo der junge Jude, er moͤge
thun, was er wolle, ſo rein, wie ein Engel des
Himmels. Wenn die Kinder vor dieſem Zeitpunkt
bei ihrem Rabbi die Thorah (das Geſetz) lernen,
und Gottes Wort von ihren unſchuldigen Lippen
ſtroͤmt, dann beluſtiget ſich die Schechinah, die
Herrlichkeit Gottes in dem Hauch ihres Mundes,
denn nichts iſt heiliger und reiner, als dieſe iſrae-
litiſchen Kindlein, die noch nicht geſuͤndiget haben;
nichts iſt dem hochgelobten Gott ſuͤßer und liebli-
cher, als ihr knoblauchduftender Athem *).
*) Bava mezia Fol. 85, 1.
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Zitationshilfe: | Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/109>, abgerufen am 16.02.2025. |