Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite



und Gymnastik jetzt hauptsächlich mit der Politik
und der Wiederherstellung der goldenen Zeiten zu
thun, wo unsere lieben Voreltern noch Eicheln as-
sen. Wir machen es mit unsern geistigen Liebhabe-
reien, wie mit unsern Kleidern; wenn sie uns zu
alt sind, so verkaufen wir sie für einen Spottpreis
den Juden, die nachher, sie mögen ihnen passen
oder nicht, damit umher stolzieren. So gieng es
mit der Bellettristerei, und so wird es mit der
Politik gehen, wenn sie für uns keinen Reiz
mehr hat, das heißt, so bald unsere Schneider erst
für bequemere Kleider gesorgt haben. Doch damit
wird es wohl etwas dauern. Selten findet ein
reicher Jude einen Mann seiner Nation, der als
Hauslehrer seinen Kindern in der That durch Un-
terricht und Beispiel nützlich seyn könnte, und fin-
det er ihn ja, so belohnt er ihn kärglich und be-
handelt ihn wohl gar mit stolzem Uebermuth als
seinen ersten Dienstboten. Der wirklich gebildete
Mann, sey er Jude oder Christ, leidet das nicht;
er sucht ein anderweitiges Unterkommen, wo er
besser behandelt wird, wenn er auch nicht mehr oder
vielleicht noch weniger an baarem Gelde gewinnen
sollte. Jch weiß gar wohl, daß dies hin und wie-
der bei Christen nicht minder der Fall ist; aber
doch gewiß äußerst selten, und nur da, wo der
Hausherr sich noch nicht aus dem Zustande thieri-
scher Rohheit erhoben hat. Kein gebildeter Mann

glaubt



und Gymnaſtik jetzt hauptſaͤchlich mit der Politik
und der Wiederherſtellung der goldenen Zeiten zu
thun, wo unſere lieben Voreltern noch Eicheln aſ-
ſen. Wir machen es mit unſern geiſtigen Liebhabe-
reien, wie mit unſern Kleidern; wenn ſie uns zu
alt ſind, ſo verkaufen wir ſie fuͤr einen Spottpreis
den Juden, die nachher, ſie moͤgen ihnen paſſen
oder nicht, damit umher ſtolzieren. So gieng es
mit der Bellettriſterei, und ſo wird es mit der
Politik gehen, wenn ſie fuͤr uns keinen Reiz
mehr hat, das heißt, ſo bald unſere Schneider erſt
fuͤr bequemere Kleider geſorgt haben. Doch damit
wird es wohl etwas dauern. Selten findet ein
reicher Jude einen Mann ſeiner Nation, der als
Hauslehrer ſeinen Kindern in der That durch Un-
terricht und Beiſpiel nuͤtzlich ſeyn koͤnnte, und fin-
det er ihn ja, ſo belohnt er ihn kaͤrglich und be-
handelt ihn wohl gar mit ſtolzem Uebermuth als
ſeinen erſten Dienſtboten. Der wirklich gebildete
Mann, ſey er Jude oder Chriſt, leidet das nicht;
er ſucht ein anderweitiges Unterkommen, wo er
beſſer behandelt wird, wenn er auch nicht mehr oder
vielleicht noch weniger an baarem Gelde gewinnen
ſollte. Jch weiß gar wohl, daß dies hin und wie-
der bei Chriſten nicht minder der Fall iſt; aber
doch gewiß aͤußerſt ſelten, und nur da, wo der
Hausherr ſich noch nicht aus dem Zuſtande thieri-
ſcher Rohheit erhoben hat. Kein gebildeter Mann

glaubt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0112" n="112"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
und Gymna&#x017F;tik jetzt haupt&#x017F;a&#x0364;chlich mit der Politik<lb/>
und der Wiederher&#x017F;tellung der goldenen Zeiten zu<lb/>
thun, wo un&#x017F;ere lieben Voreltern noch Eicheln a&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Wir machen es mit un&#x017F;ern gei&#x017F;tigen Liebhabe-<lb/>
reien, wie mit un&#x017F;ern Kleidern; wenn &#x017F;ie uns zu<lb/>
alt &#x017F;ind, &#x017F;o verkaufen wir &#x017F;ie fu&#x0364;r einen Spottpreis<lb/>
den Juden, die nachher, &#x017F;ie mo&#x0364;gen ihnen pa&#x017F;&#x017F;en<lb/>
oder nicht, damit umher &#x017F;tolzieren. So gieng es<lb/>
mit der <hi rendition="#g">Bellettri&#x017F;terei</hi>, und &#x017F;o wird es mit der<lb/><hi rendition="#g">Politik</hi> gehen, wenn &#x017F;ie fu&#x0364;r uns keinen Reiz<lb/>
mehr hat, das heißt, &#x017F;o bald un&#x017F;ere Schneider er&#x017F;t<lb/>
fu&#x0364;r bequemere Kleider ge&#x017F;orgt haben. Doch damit<lb/>
wird es wohl etwas dauern. Selten findet ein<lb/>
reicher Jude einen Mann &#x017F;einer Nation, der als<lb/>
Hauslehrer &#x017F;einen Kindern in der That durch Un-<lb/>
terricht und Bei&#x017F;piel nu&#x0364;tzlich &#x017F;eyn ko&#x0364;nnte, und fin-<lb/>
det er ihn ja, &#x017F;o belohnt er ihn ka&#x0364;rglich und be-<lb/>
handelt ihn wohl gar mit &#x017F;tolzem Uebermuth als<lb/>
&#x017F;einen er&#x017F;ten Dien&#x017F;tboten. Der wirklich gebildete<lb/>
Mann, &#x017F;ey er Jude oder Chri&#x017F;t, leidet das nicht;<lb/>
er &#x017F;ucht ein anderweitiges Unterkommen, wo er<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er behandelt wird, wenn er auch nicht mehr oder<lb/>
vielleicht noch weniger an baarem Gelde gewinnen<lb/>
&#x017F;ollte. Jch weiß gar wohl, daß dies hin und wie-<lb/>
der bei Chri&#x017F;ten nicht minder der Fall i&#x017F;t; aber<lb/>
doch gewiß a&#x0364;ußer&#x017F;t &#x017F;elten, und nur da, wo der<lb/>
Hausherr &#x017F;ich noch nicht aus dem Zu&#x017F;tande thieri-<lb/>
&#x017F;cher Rohheit erhoben hat. Kein gebildeter Mann<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">glaubt</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0112] und Gymnaſtik jetzt hauptſaͤchlich mit der Politik und der Wiederherſtellung der goldenen Zeiten zu thun, wo unſere lieben Voreltern noch Eicheln aſ- ſen. Wir machen es mit unſern geiſtigen Liebhabe- reien, wie mit unſern Kleidern; wenn ſie uns zu alt ſind, ſo verkaufen wir ſie fuͤr einen Spottpreis den Juden, die nachher, ſie moͤgen ihnen paſſen oder nicht, damit umher ſtolzieren. So gieng es mit der Bellettriſterei, und ſo wird es mit der Politik gehen, wenn ſie fuͤr uns keinen Reiz mehr hat, das heißt, ſo bald unſere Schneider erſt fuͤr bequemere Kleider geſorgt haben. Doch damit wird es wohl etwas dauern. Selten findet ein reicher Jude einen Mann ſeiner Nation, der als Hauslehrer ſeinen Kindern in der That durch Un- terricht und Beiſpiel nuͤtzlich ſeyn koͤnnte, und fin- det er ihn ja, ſo belohnt er ihn kaͤrglich und be- handelt ihn wohl gar mit ſtolzem Uebermuth als ſeinen erſten Dienſtboten. Der wirklich gebildete Mann, ſey er Jude oder Chriſt, leidet das nicht; er ſucht ein anderweitiges Unterkommen, wo er beſſer behandelt wird, wenn er auch nicht mehr oder vielleicht noch weniger an baarem Gelde gewinnen ſollte. Jch weiß gar wohl, daß dies hin und wie- der bei Chriſten nicht minder der Fall iſt; aber doch gewiß aͤußerſt ſelten, und nur da, wo der Hausherr ſich noch nicht aus dem Zuſtande thieri- ſcher Rohheit erhoben hat. Kein gebildeter Mann glaubt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/112
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/112>, abgerufen am 24.11.2024.