Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite



gewaltthätig, so verletzen sie dadurch die heiligsten
Rechte des Menschen und des Staatsbürgers.

Herrn Hellwitzens Begehren, auf jenen Fall,
daß nemlich die Judenkinder christliche Schulen be-
suchten, die Lehrer zu verpflichten, in der Ge-
schichte Jesu und der christlichen Religion
partheilos von den Jsraeliten zu reden
,
zeugt von eben so viel unbesonnener jüdischer Keck-
heit, als unbescheidener Anmaßung. Hält man die
Schullehrer der Christen für rechtliche Männer, de-
nen man den Unterricht und die Leitung seiner
Kinder anvertrauen kann; so muß man auch vor-
aussetzen, daß sie ihren Zöglingen nichts anders
vortragen werden, als was sie, nach ihren Begrif-
fen und ihrem Gewissen, für reine, partheilose
Wahrheit erkannt haben. Glaubt man das Gegen-
theil, so schicke man seine Kinder nicht zu ihnen.
Regierungen und Schulvorsteher müssen überhaupt
keinem Lehrer, er möge Professor, Pfarrer oder
bloßer Schullehrer seyn, wenn sie ihn als redlichen,
kenntnißreichen und aufgeklärten Mann geprüft und
befunden haben, durch engherzige ängstliche Vor-
schriften einzwingen oder gar mit nichtswürdigen
Spionen und Aufpassern umstellen, wodurch der
Geist solches Mannes, der, wenn er anders ge-
wissenhaft handeln will, ohnehin ein schweres Amt
hat, erdrückt, sein Fleiß gelähmt, und Muth und
Frohsinn von ihm verbannt werden. Außerdem

frägt



gewaltthaͤtig, ſo verletzen ſie dadurch die heiligſten
Rechte des Menſchen und des Staatsbuͤrgers.

Herrn Hellwitzens Begehren, auf jenen Fall,
daß nemlich die Judenkinder chriſtliche Schulen be-
ſuchten, die Lehrer zu verpflichten, in der Ge-
ſchichte Jeſu und der chriſtlichen Religion
partheilos von den Jſraeliten zu reden
,
zeugt von eben ſo viel unbeſonnener juͤdiſcher Keck-
heit, als unbeſcheidener Anmaßung. Haͤlt man die
Schullehrer der Chriſten fuͤr rechtliche Maͤnner, de-
nen man den Unterricht und die Leitung ſeiner
Kinder anvertrauen kann; ſo muß man auch vor-
ausſetzen, daß ſie ihren Zoͤglingen nichts anders
vortragen werden, als was ſie, nach ihren Begrif-
fen und ihrem Gewiſſen, fuͤr reine, partheiloſe
Wahrheit erkannt haben. Glaubt man das Gegen-
theil, ſo ſchicke man ſeine Kinder nicht zu ihnen.
Regierungen und Schulvorſteher muͤſſen uͤberhaupt
keinem Lehrer, er moͤge Profeſſor, Pfarrer oder
bloßer Schullehrer ſeyn, wenn ſie ihn als redlichen,
kenntnißreichen und aufgeklaͤrten Mann gepruͤft und
befunden haben, durch engherzige aͤngſtliche Vor-
ſchriften einzwingen oder gar mit nichtswuͤrdigen
Spionen und Aufpaſſern umſtellen, wodurch der
Geiſt ſolches Mannes, der, wenn er anders ge-
wiſſenhaft handeln will, ohnehin ein ſchweres Amt
hat, erdruͤckt, ſein Fleiß gelaͤhmt, und Muth und
Frohſinn von ihm verbannt werden. Außerdem

fraͤgt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0120" n="120"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
gewalttha&#x0364;tig, &#x017F;o verletzen &#x017F;ie dadurch die heilig&#x017F;ten<lb/>
Rechte des Men&#x017F;chen und des Staatsbu&#x0364;rgers.</p><lb/>
        <p>Herrn Hellwitzens Begehren, auf jenen Fall,<lb/>
daß nemlich die Judenkinder chri&#x017F;tliche Schulen be-<lb/>
&#x017F;uchten, die Lehrer zu verpflichten, <hi rendition="#g">in der Ge-<lb/>
&#x017F;chichte Je&#x017F;u und der chri&#x017F;tlichen Religion<lb/>
partheilos von den J&#x017F;raeliten zu reden</hi>,<lb/>
zeugt von eben &#x017F;o viel unbe&#x017F;onnener ju&#x0364;di&#x017F;cher Keck-<lb/>
heit, als unbe&#x017F;cheidener Anmaßung. Ha&#x0364;lt man die<lb/>
Schullehrer der Chri&#x017F;ten fu&#x0364;r rechtliche Ma&#x0364;nner, de-<lb/>
nen man den Unterricht und die Leitung &#x017F;einer<lb/>
Kinder anvertrauen kann; &#x017F;o muß man auch vor-<lb/>
aus&#x017F;etzen, daß &#x017F;ie ihren Zo&#x0364;glingen nichts anders<lb/>
vortragen werden, als was &#x017F;ie, nach ihren Begrif-<lb/>
fen und ihrem Gewi&#x017F;&#x017F;en, fu&#x0364;r reine, partheilo&#x017F;e<lb/>
Wahrheit erkannt haben. Glaubt man das Gegen-<lb/>
theil, &#x017F;o &#x017F;chicke man &#x017F;eine Kinder nicht zu ihnen.<lb/>
Regierungen und Schulvor&#x017F;teher mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;berhaupt<lb/>
keinem Lehrer, er mo&#x0364;ge Profe&#x017F;&#x017F;or, Pfarrer oder<lb/>
bloßer Schullehrer &#x017F;eyn, wenn &#x017F;ie ihn als redlichen,<lb/>
kenntnißreichen und aufgekla&#x0364;rten Mann gepru&#x0364;ft und<lb/>
befunden haben, durch engherzige a&#x0364;ng&#x017F;tliche Vor-<lb/>
&#x017F;chriften einzwingen oder gar mit nichtswu&#x0364;rdigen<lb/>
Spionen und Aufpa&#x017F;&#x017F;ern um&#x017F;tellen, wodurch der<lb/>
Gei&#x017F;t &#x017F;olches Mannes, der, wenn er anders ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;enhaft handeln will, ohnehin ein &#x017F;chweres Amt<lb/>
hat, erdru&#x0364;ckt, &#x017F;ein Fleiß gela&#x0364;hmt, und Muth und<lb/>
Froh&#x017F;inn von ihm verbannt werden. Außerdem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fra&#x0364;gt</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0120] gewaltthaͤtig, ſo verletzen ſie dadurch die heiligſten Rechte des Menſchen und des Staatsbuͤrgers. Herrn Hellwitzens Begehren, auf jenen Fall, daß nemlich die Judenkinder chriſtliche Schulen be- ſuchten, die Lehrer zu verpflichten, in der Ge- ſchichte Jeſu und der chriſtlichen Religion partheilos von den Jſraeliten zu reden, zeugt von eben ſo viel unbeſonnener juͤdiſcher Keck- heit, als unbeſcheidener Anmaßung. Haͤlt man die Schullehrer der Chriſten fuͤr rechtliche Maͤnner, de- nen man den Unterricht und die Leitung ſeiner Kinder anvertrauen kann; ſo muß man auch vor- ausſetzen, daß ſie ihren Zoͤglingen nichts anders vortragen werden, als was ſie, nach ihren Begrif- fen und ihrem Gewiſſen, fuͤr reine, partheiloſe Wahrheit erkannt haben. Glaubt man das Gegen- theil, ſo ſchicke man ſeine Kinder nicht zu ihnen. Regierungen und Schulvorſteher muͤſſen uͤberhaupt keinem Lehrer, er moͤge Profeſſor, Pfarrer oder bloßer Schullehrer ſeyn, wenn ſie ihn als redlichen, kenntnißreichen und aufgeklaͤrten Mann gepruͤft und befunden haben, durch engherzige aͤngſtliche Vor- ſchriften einzwingen oder gar mit nichtswuͤrdigen Spionen und Aufpaſſern umſtellen, wodurch der Geiſt ſolches Mannes, der, wenn er anders ge- wiſſenhaft handeln will, ohnehin ein ſchweres Amt hat, erdruͤckt, ſein Fleiß gelaͤhmt, und Muth und Frohſinn von ihm verbannt werden. Außerdem fraͤgt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/120
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/120>, abgerufen am 21.05.2024.