und Begeisterung hassen den Zwang; sie wollen frei die Seele des Menschen ergreifen, und sie unge- fesselt, über die Sterne hinweg gen Himmel tragen. Manche Gebete der Juden sind fast eben so läp- pisch, wie die Gebetsformeln eines Pater Kochem und anderer christlicher Ehrenmänner, die ich nicht nennen mag. Wie wenig sie zur Beförderung der Religiösität und Sittlichkeit sich eignen, mögen folgende beweisen.
Des Morgens beim Hahnengeschrei muß man beten: "Gelobt seyst du, Gott unser Gott, König der Welt, weil du dem Hahn Verstand gabst, Tag und Nacht zu unterscheiden, und durch sein Krähen dein Volk Jsrael zu wecken, daß es aufstehe, und sein Morgengebet verrichte." Dies ist nun wohl nicht einziger Zweck des frühen Hahnenrufs, denn bekanntlich krähen die Hähne auch dort, wo keine Juden sind. Wenn man ferner das Hemde anzieht, betet man: "Gelobet seyst du mein Gott, und Gott meiner Väter, der du die Nackenden kleidest." Wenn man den Gürtel umbindet: "Gelobet seyst du Gott, Herr der Welt, der du Jsrael gürtest mit Stärke." Wenn man den Hut aufsetzt: "Ge- lobet seyst du Gott, unser Gott, weil du Jsrael mit Schönheit krönest." Wenn man die Hosen zu- knöpft: "Gelobet seyst du Gott, mein Gott, und Gott meiner Väter, daß du mir meine Nothdurft geschaffen hast" u. s. w.
So
und Begeiſterung haſſen den Zwang; ſie wollen frei die Seele des Menſchen ergreifen, und ſie unge- feſſelt, uͤber die Sterne hinweg gen Himmel tragen. Manche Gebete der Juden ſind faſt eben ſo laͤp- piſch, wie die Gebetsformeln eines Pater Kochem und anderer chriſtlicher Ehrenmaͤnner, die ich nicht nennen mag. Wie wenig ſie zur Befoͤrderung der Religioͤſitaͤt und Sittlichkeit ſich eignen, moͤgen folgende beweiſen.
Des Morgens beim Hahnengeſchrei muß man beten: »Gelobt ſeyſt du, Gott unſer Gott, Koͤnig der Welt, weil du dem Hahn Verſtand gabſt, Tag und Nacht zu unterſcheiden, und durch ſein Kraͤhen dein Volk Jſrael zu wecken, daß es aufſtehe, und ſein Morgengebet verrichte.« Dies iſt nun wohl nicht einziger Zweck des fruͤhen Hahnenrufs, denn bekanntlich kraͤhen die Haͤhne auch dort, wo keine Juden ſind. Wenn man ferner das Hemde anzieht, betet man: »Gelobet ſeyſt du mein Gott, und Gott meiner Vaͤter, der du die Nackenden kleideſt.« Wenn man den Guͤrtel umbindet: »Gelobet ſeyſt du Gott, Herr der Welt, der du Jſrael guͤrteſt mit Staͤrke.« Wenn man den Hut aufſetzt: »Ge- lobet ſeyſt du Gott, unſer Gott, weil du Jſrael mit Schoͤnheit kroͤneſt.« Wenn man die Hoſen zu- knoͤpft: »Gelobet ſeyſt du Gott, mein Gott, und Gott meiner Vaͤter, daß du mir meine Nothdurft geſchaffen haſt« u. ſ. w.
So
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und Begeiſterung haſſen den Zwang; ſie wollen frei
die Seele des Menſchen ergreifen, und ſie unge-
feſſelt, uͤber die Sterne hinweg gen Himmel tragen.
Manche Gebete der Juden ſind faſt eben ſo laͤp-
piſch, wie die Gebetsformeln eines Pater Kochem
und anderer chriſtlicher Ehrenmaͤnner, die ich nicht
nennen mag. Wie wenig ſie zur Befoͤrderung der
Religioͤſitaͤt und Sittlichkeit ſich eignen, moͤgen
folgende beweiſen.
Des Morgens beim Hahnengeſchrei muß man
beten: »Gelobt ſeyſt du, Gott unſer Gott, Koͤnig
der Welt, weil du dem Hahn Verſtand gabſt, Tag
und Nacht zu unterſcheiden, und durch ſein Kraͤhen
dein Volk Jſrael zu wecken, daß es aufſtehe, und
ſein Morgengebet verrichte.« Dies iſt nun wohl
nicht einziger Zweck des fruͤhen Hahnenrufs, denn
bekanntlich kraͤhen die Haͤhne auch dort, wo keine
Juden ſind. Wenn man ferner das Hemde anzieht,
betet man: »Gelobet ſeyſt du mein Gott, und Gott
meiner Vaͤter, der du die Nackenden kleideſt.«
Wenn man den Guͤrtel umbindet: »Gelobet ſeyſt
du Gott, Herr der Welt, der du Jſrael guͤrteſt
mit Staͤrke.« Wenn man den Hut aufſetzt: »Ge-
lobet ſeyſt du Gott, unſer Gott, weil du Jſrael
mit Schoͤnheit kroͤneſt.« Wenn man die Hoſen zu-
knoͤpft: »Gelobet ſeyſt du Gott, mein Gott, und
Gott meiner Vaͤter, daß du mir meine Nothdurft
geſchaffen haſt« u. ſ. w.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/136>, abgerufen am 16.02.2025.
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