muthet beim Gebet eine Nephicha entfährt, und sollst so lange inne halten mit Beten, bis der Ge- ruch vorüber ist.
Du sollst endlich zu jedem Gebet ein recht kräftiges Amen sprechen*).
Bei Absingung einiger Gebete muß der Vor- sänger sich in eine Vertiefung stellen, oder, wenn diese nicht vorhanden ist, vor seinem Pulte knieen, und das Buch so hoch in die Höhe heben, wie er kann. Dies geschieht gewöhnlich bei den Bußgebe- ten, weil der Psalmist sagt: Aus der Tiefe rufe ich zu dir, o Herr. Ps. 130. V. 1.
Die Gebete, deren man sich gewöhnlich in den Synagogen bedient, sind meistentheils in Reimen und in hebräischer Sprache abgefaßt, denn obgleich die wenigsten Juden von der letztern mehr, als das bloße Lesen begriffen haben, so singen sie doch ihre Benschen mit eben so viel Andacht, wie der un- wissendste Katholik sein lateinisches Paternoster und Ave Maria. Hin und wieder ist man freilich auf den vernünftigen Gedanken gekommen, die öffent- lichen Andachtsübungen in der jedesmaligen Landes- sprache zu halten; allein es gieng den Jsraeliten damit, wie den Mitgliedern einer gewissen Ver- sammlung in Deutschland, welche gleichfalls beschlos- sen, ihre Vorträge in gutem Deutsch abzufassen: sie verstanden es nicht.
*) Orachchajim Nr. 91 und ff.; Brandspiegel Kap. 41.
muthet beim Gebet eine Nephicha entfaͤhrt, und ſollſt ſo lange inne halten mit Beten, bis der Ge- ruch voruͤber iſt.
Du ſollſt endlich zu jedem Gebet ein recht kraͤftiges Amen ſprechen*).
Bei Abſingung einiger Gebete muß der Vor- ſaͤnger ſich in eine Vertiefung ſtellen, oder, wenn dieſe nicht vorhanden iſt, vor ſeinem Pulte knieen, und das Buch ſo hoch in die Hoͤhe heben, wie er kann. Dies geſchieht gewoͤhnlich bei den Bußgebe- ten, weil der Pſalmiſt ſagt: Aus der Tiefe rufe ich zu dir, o Herr. Pſ. 130. V. 1.
Die Gebete, deren man ſich gewoͤhnlich in den Synagogen bedient, ſind meiſtentheils in Reimen und in hebraͤiſcher Sprache abgefaßt, denn obgleich die wenigſten Juden von der letztern mehr, als das bloße Leſen begriffen haben, ſo ſingen ſie doch ihre Benſchen mit eben ſo viel Andacht, wie der un- wiſſendſte Katholik ſein lateiniſches Paternoſter und Ave Maria. Hin und wieder iſt man freilich auf den vernuͤnftigen Gedanken gekommen, die oͤffent- lichen Andachtsuͤbungen in der jedesmaligen Landes- ſprache zu halten; allein es gieng den Jſraeliten damit, wie den Mitgliedern einer gewiſſen Ver- ſammlung in Deutſchland, welche gleichfalls beſchloſ- ſen, ihre Vortraͤge in gutem Deutſch abzufaſſen: ſie verſtanden es nicht.
*) Orachchajim Nr. 91 und ff.; Brandſpiegel Kap. 41.
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muthet beim Gebet eine Nephicha entfaͤhrt, und
ſollſt ſo lange inne halten mit Beten, bis der Ge-
ruch voruͤber iſt.
Du ſollſt endlich zu jedem Gebet ein recht
kraͤftiges Amen ſprechen *).
Bei Abſingung einiger Gebete muß der Vor-
ſaͤnger ſich in eine Vertiefung ſtellen, oder, wenn
dieſe nicht vorhanden iſt, vor ſeinem Pulte knieen,
und das Buch ſo hoch in die Hoͤhe heben, wie er
kann. Dies geſchieht gewoͤhnlich bei den Bußgebe-
ten, weil der Pſalmiſt ſagt: Aus der Tiefe rufe
ich zu dir, o Herr. Pſ. 130. V. 1.
Die Gebete, deren man ſich gewoͤhnlich in den
Synagogen bedient, ſind meiſtentheils in Reimen
und in hebraͤiſcher Sprache abgefaßt, denn obgleich
die wenigſten Juden von der letztern mehr, als das
bloße Leſen begriffen haben, ſo ſingen ſie doch ihre
Benſchen mit eben ſo viel Andacht, wie der un-
wiſſendſte Katholik ſein lateiniſches Paternoſter und
Ave Maria. Hin und wieder iſt man freilich auf
den vernuͤnftigen Gedanken gekommen, die oͤffent-
lichen Andachtsuͤbungen in der jedesmaligen Landes-
ſprache zu halten; allein es gieng den Jſraeliten
damit, wie den Mitgliedern einer gewiſſen Ver-
ſammlung in Deutſchland, welche gleichfalls beſchloſ-
ſen, ihre Vortraͤge in gutem Deutſch abzufaſſen:
ſie verſtanden es nicht.
*) Orachchajim Nr. 91 und ff.; Brandſpiegel Kap. 41.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/146>, abgerufen am 21.11.2024.
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