Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.um andere Herrlichkeiten inständigst gebeten wird, an demselben Ort geschehen muß, wo man gegessen hat; denn sonst kömmt man nach dem Tode nicht zu Kebhurah, d. h. man bleibt unbegraben, weil man auf eine solche Weise stirbt, daß man nicht beerdiget wird. Ein frommer Jsraelit aß einmal auf dem Felde, und vergaß, als er satt war, dem heiligen, hochgelobten Gott dafür zu danken. Schon hatte er einen beträchtlichen Weg zurück gelegt, als er sich plötzlich des Versäumten erinnerte. Jch habe ein köstliches Kleinod vergessen, an dem Ort, wo wir aßen, sprach er zu seinem Gefährten, und kehrte um, sein Gebet zu verrichten. Als er hin- kam und seine Danksagung geendigt hatte, schuf Gott eine goldene Taube, und sandte sie ihm zur Belohnung für seine Frömmigkeit *). Wenn das Beten so reichlich belohnt wird, wer wollte dann wohl nicht beten? Um fünf Uhr Nachmittags ist es Zeit zum *) Orachchajim Nr. 184.
um andere Herrlichkeiten inſtaͤndigſt gebeten wird, an demſelben Ort geſchehen muß, wo man gegeſſen hat; denn ſonſt koͤmmt man nach dem Tode nicht zu Kebhurah, d. h. man bleibt unbegraben, weil man auf eine ſolche Weiſe ſtirbt, daß man nicht beerdiget wird. Ein frommer Jſraelit aß einmal auf dem Felde, und vergaß, als er ſatt war, dem heiligen, hochgelobten Gott dafuͤr zu danken. Schon hatte er einen betraͤchtlichen Weg zuruͤck gelegt, als er ſich ploͤtzlich des Verſaͤumten erinnerte. Jch habe ein koͤſtliches Kleinod vergeſſen, an dem Ort, wo wir aßen, ſprach er zu ſeinem Gefaͤhrten, und kehrte um, ſein Gebet zu verrichten. Als er hin- kam und ſeine Dankſagung geendigt hatte, ſchuf Gott eine goldene Taube, und ſandte ſie ihm zur Belohnung fuͤr ſeine Froͤmmigkeit *). Wenn das Beten ſo reichlich belohnt wird, wer wollte dann wohl nicht beten? Um fuͤnf Uhr Nachmittags iſt es Zeit zum *) Orachchajim Nr. 184.
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um andere Herrlichkeiten inſtaͤndigſt gebeten wird,
an demſelben Ort geſchehen muß, wo man gegeſſen
hat; denn ſonſt koͤmmt man nach dem Tode nicht
zu Kebhurah, d. h. man bleibt unbegraben, weil
man auf eine ſolche Weiſe ſtirbt, daß man nicht
beerdiget wird. Ein frommer Jſraelit aß einmal
auf dem Felde, und vergaß, als er ſatt war, dem
heiligen, hochgelobten Gott dafuͤr zu danken. Schon
hatte er einen betraͤchtlichen Weg zuruͤck gelegt, als
er ſich ploͤtzlich des Verſaͤumten erinnerte. Jch
habe ein koͤſtliches Kleinod vergeſſen, an dem Ort,
wo wir aßen, ſprach er zu ſeinem Gefaͤhrten, und
kehrte um, ſein Gebet zu verrichten. Als er hin-
kam und ſeine Dankſagung geendigt hatte, ſchuf
Gott eine goldene Taube, und ſandte ſie ihm zur
Belohnung fuͤr ſeine Froͤmmigkeit *). Wenn das
Beten ſo reichlich belohnt wird, wer wollte dann
wohl nicht beten?
Um fuͤnf Uhr Nachmittags iſt es Zeit zum
Abendgebet (Minchah). Hiezu giebt der Schul-
klopfer oder Kuͤſter, an den Orten, wo Synago-
gen ſind, durch Klopfen an die Thuͤren das Zei-
chen. Mit Stuͤrmen, wie zum Morgengebet
geht es ſodann in die Schule, man ſetzt ſich nieder
und ſpricht zuerſt das Gebet Aſchre (d. h. Selig),
welches aus dem vier und achtzigſten, hundert drei
*) Orachchajim Nr. 184.
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