Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite


Von der Feier der ersten Monatstage.


Moses gebot den Jsraeliten am ersten Tage jedes
Monats gewisse Opfer zu bringen; daß sie aber
den ganzen Tag faullenzen sollten, befahl er ihnen
nicht. Aus Liebe zur Frömmigkeit widmete man
jedoch in spätern Zeiten die ersten Tage der Neu-
monden ganz der Andacht und dem Müssiggange.
Jetzt werden sie freilich von den Männern blos zur
Hälfte gefeiert, allein mit der ausdrücklichen Bedin-
gung, daß man keine schwere Arbeiten, welche
Abrahams Saame bekanntlich mehr als den bittern
Tod haßt, verrichten, viele Fische und überhaupt
etwas Gutes essen und trinken, und sich durch
Geldzählen, Spielen, Spazierengehen und andere
geistvolle Unterhaltungen erheitern soll. Den Frauen
ist es aber verstattet, wenn sie wollen, den ersten
Tag jedes Monats ganz zu feiern, und zwar zur
Erinnerung und Belohnung der Gottseligkeit ihrer
Urmütter, die dem frommen Aaron ihre Armringe
und Ketten verweigerten, woraus er zur Erbauung
für Jsraels auserwählte Kinder ein goldenes Kalb
machen wollte, und weil sie dagegen späterhin frei-

wil-


Von der Feier der erſten Monatstage.


Moſes gebot den Jſraeliten am erſten Tage jedes
Monats gewiſſe Opfer zu bringen; daß ſie aber
den ganzen Tag faullenzen ſollten, befahl er ihnen
nicht. Aus Liebe zur Froͤmmigkeit widmete man
jedoch in ſpaͤtern Zeiten die erſten Tage der Neu-
monden ganz der Andacht und dem Muͤſſiggange.
Jetzt werden ſie freilich von den Maͤnnern blos zur
Haͤlfte gefeiert, allein mit der ausdruͤcklichen Bedin-
gung, daß man keine ſchwere Arbeiten, welche
Abrahams Saame bekanntlich mehr als den bittern
Tod haßt, verrichten, viele Fiſche und uͤberhaupt
etwas Gutes eſſen und trinken, und ſich durch
Geldzaͤhlen, Spielen, Spazierengehen und andere
geiſtvolle Unterhaltungen erheitern ſoll. Den Frauen
iſt es aber verſtattet, wenn ſie wollen, den erſten
Tag jedes Monats ganz zu feiern, und zwar zur
Erinnerung und Belohnung der Gottſeligkeit ihrer
Urmuͤtter, die dem frommen Aaron ihre Armringe
und Ketten verweigerten, woraus er zur Erbauung
fuͤr Jſraels auserwaͤhlte Kinder ein goldenes Kalb
machen wollte, und weil ſie dagegen ſpaͤterhin frei-

wil-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0232" n="232"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head>Von der Feier der er&#x017F;ten Monatstage.</head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#in">M</hi>o&#x017F;es gebot den J&#x017F;raeliten am er&#x017F;ten Tage jedes<lb/>
Monats gewi&#x017F;&#x017F;e Opfer zu bringen; daß &#x017F;ie aber<lb/>
den ganzen Tag faullenzen &#x017F;ollten, befahl er ihnen<lb/>
nicht. Aus Liebe zur Fro&#x0364;mmigkeit widmete man<lb/>
jedoch in &#x017F;pa&#x0364;tern Zeiten die er&#x017F;ten Tage der Neu-<lb/>
monden ganz der Andacht und dem Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iggange.<lb/>
Jetzt werden &#x017F;ie freilich von den Ma&#x0364;nnern blos zur<lb/>
Ha&#x0364;lfte gefeiert, allein mit der ausdru&#x0364;cklichen Bedin-<lb/>
gung, daß man keine &#x017F;chwere Arbeiten, welche<lb/>
Abrahams Saame bekanntlich mehr als den bittern<lb/>
Tod haßt, verrichten, viele <hi rendition="#g">Fi&#x017F;che</hi> und u&#x0364;berhaupt<lb/>
etwas Gutes e&#x017F;&#x017F;en und trinken, und &#x017F;ich durch<lb/>
Geldza&#x0364;hlen, Spielen, Spazierengehen und andere<lb/>
gei&#x017F;tvolle Unterhaltungen erheitern &#x017F;oll. Den Frauen<lb/>
i&#x017F;t es aber ver&#x017F;tattet, wenn &#x017F;ie wollen, den er&#x017F;ten<lb/>
Tag jedes Monats ganz zu feiern, und zwar zur<lb/>
Erinnerung und Belohnung der Gott&#x017F;eligkeit ihrer<lb/>
Urmu&#x0364;tter, die dem frommen Aaron ihre Armringe<lb/>
und Ketten verweigerten, woraus er zur Erbauung<lb/>
fu&#x0364;r J&#x017F;raels auserwa&#x0364;hlte Kinder ein goldenes Kalb<lb/>
machen wollte, und weil &#x017F;ie dagegen &#x017F;pa&#x0364;terhin frei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wil-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0232] Von der Feier der erſten Monatstage. Moſes gebot den Jſraeliten am erſten Tage jedes Monats gewiſſe Opfer zu bringen; daß ſie aber den ganzen Tag faullenzen ſollten, befahl er ihnen nicht. Aus Liebe zur Froͤmmigkeit widmete man jedoch in ſpaͤtern Zeiten die erſten Tage der Neu- monden ganz der Andacht und dem Muͤſſiggange. Jetzt werden ſie freilich von den Maͤnnern blos zur Haͤlfte gefeiert, allein mit der ausdruͤcklichen Bedin- gung, daß man keine ſchwere Arbeiten, welche Abrahams Saame bekanntlich mehr als den bittern Tod haßt, verrichten, viele Fiſche und uͤberhaupt etwas Gutes eſſen und trinken, und ſich durch Geldzaͤhlen, Spielen, Spazierengehen und andere geiſtvolle Unterhaltungen erheitern ſoll. Den Frauen iſt es aber verſtattet, wenn ſie wollen, den erſten Tag jedes Monats ganz zu feiern, und zwar zur Erinnerung und Belohnung der Gottſeligkeit ihrer Urmuͤtter, die dem frommen Aaron ihre Armringe und Ketten verweigerten, woraus er zur Erbauung fuͤr Jſraels auserwaͤhlte Kinder ein goldenes Kalb machen wollte, und weil ſie dagegen ſpaͤterhin frei- wil-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/232
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/232>, abgerufen am 27.11.2024.