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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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böse Engel voll hämischer Schadenfreude: So müsse
es am nächsten Sabbath hier wieder seyn! worauf
der gute Engel zu seinem größten Verdruß, gleich-
falls Amen sagen muß *).

Abrahams Saame ist also immer mit himm-
lischen und höllischen Heerschaaren umringt.

Unter den wechselseitigen Begrüßungen "gu-
ten Schabbas
" und "gut Jahr" geht es aus
der Synagoge zu Hause. Hier legt der Bater zu-
erst den Söhnen, dann den Töchtern die Hand
aufs Haupt, und spricht zu jenen: Gott erfreue
dich, wie Ephraim und Manasse! zu diesen: Gott
erfreue dich, wie Sara, Rebecca, Rahel und Lea!
Die Mutter thut darauf dasselbe.

Der Sabbath muß durch drei, möglichst gute
Mahlzeiten gefeiert werden, und zwar am Abend
des Freitags, und am Mittag und Abend des
Samstags.

Bei dem Sabbathmahl am Freitagabend segnet
der Hausherr einen Becher voll Wein, und wenn
man diesen nicht hat, voll Bier oder dergleichen
auf die früher erwähnte Art ein, wobei Jeder mit
starren, unverwandten Augen die Sabbathlichter
anblickt. Zwei ganze Brodte, die nebst Salz auf
dem Tische stehen müssen, sind mit Tüchern bedeckt,
damit sie sich nicht schämen und ärgern, daß man

*) Schabbath a. a. O.
II. Bändchen. 23



boͤſe Engel voll haͤmiſcher Schadenfreude: So muͤſſe
es am naͤchſten Sabbath hier wieder ſeyn! worauf
der gute Engel zu ſeinem groͤßten Verdruß, gleich-
falls Amen ſagen muß *).

Abrahams Saame iſt alſo immer mit himm-
liſchen und hoͤlliſchen Heerſchaaren umringt.

Unter den wechſelſeitigen Begruͤßungen »gu-
ten Schabbas
« und »gut Jahr« geht es aus
der Synagoge zu Hauſe. Hier legt der Bater zu-
erſt den Soͤhnen, dann den Toͤchtern die Hand
aufs Haupt, und ſpricht zu jenen: Gott erfreue
dich, wie Ephraim und Manaſſe! zu dieſen: Gott
erfreue dich, wie Sara, Rebecca, Rahel und Lea!
Die Mutter thut darauf daſſelbe.

Der Sabbath muß durch drei, moͤglichſt gute
Mahlzeiten gefeiert werden, und zwar am Abend
des Freitags, und am Mittag und Abend des
Samſtags.

Bei dem Sabbathmahl am Freitagabend ſegnet
der Hausherr einen Becher voll Wein, und wenn
man dieſen nicht hat, voll Bier oder dergleichen
auf die fruͤher erwaͤhnte Art ein, wobei Jeder mit
ſtarren, unverwandten Augen die Sabbathlichter
anblickt. Zwei ganze Brodte, die nebſt Salz auf
dem Tiſche ſtehen muͤſſen, ſind mit Tuͤchern bedeckt,
damit ſie ſich nicht ſchaͤmen und aͤrgern, daß man

*) Schabbath a. a. O.
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[265/0265] boͤſe Engel voll haͤmiſcher Schadenfreude: So muͤſſe es am naͤchſten Sabbath hier wieder ſeyn! worauf der gute Engel zu ſeinem groͤßten Verdruß, gleich- falls Amen ſagen muß *). Abrahams Saame iſt alſo immer mit himm- liſchen und hoͤlliſchen Heerſchaaren umringt. Unter den wechſelſeitigen Begruͤßungen »gu- ten Schabbas« und »gut Jahr« geht es aus der Synagoge zu Hauſe. Hier legt der Bater zu- erſt den Soͤhnen, dann den Toͤchtern die Hand aufs Haupt, und ſpricht zu jenen: Gott erfreue dich, wie Ephraim und Manaſſe! zu dieſen: Gott erfreue dich, wie Sara, Rebecca, Rahel und Lea! Die Mutter thut darauf daſſelbe. Der Sabbath muß durch drei, moͤglichſt gute Mahlzeiten gefeiert werden, und zwar am Abend des Freitags, und am Mittag und Abend des Samſtags. Bei dem Sabbathmahl am Freitagabend ſegnet der Hausherr einen Becher voll Wein, und wenn man dieſen nicht hat, voll Bier oder dergleichen auf die fruͤher erwaͤhnte Art ein, wobei Jeder mit ſtarren, unverwandten Augen die Sabbathlichter anblickt. Zwei ganze Brodte, die nebſt Salz auf dem Tiſche ſtehen muͤſſen, ſind mit Tuͤchern bedeckt, damit ſie ſich nicht ſchaͤmen und aͤrgern, daß man *) Schabbath a. a. O. II. Baͤndchen. 23

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/265>, abgerufen am 26.11.2024.