Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.ten, so hoch, so tief und so weit, wie man ver- mag. Lichter von Talg oder Unschlitt darf man bei dieser Arbeit nicht gebrauchen; sie triefen, und durch das herabfallende Talg würde das Haus mit neuem Sauerteige verunreinigt. Während des Su- chens darf kein Wort weiter gesprochen werden, als was auf das Geschäft selbst Bezug hat. Das Brod, welches zum Nachtessen bestimmt ist, versteckt man vorher sehr sorgfältig, denn würde der Baal- bais es finden, so müßte er es wegnehmen, und es müßte verbrannt werden. Schlimm wäre es aber, wenn er in irgend einem Zimmer gar nichts fände, denn der heilige, hochgelobte Gott würde dann meynen, man hätte nur nicht recht ordentlich gebadket. Um sich nicht in einen so übeln Verdacht zu setzen: wirft man vorher in diejenigen Zimmer, wo man nichts zu finden glaubt, einige Brosamen hin, die aber alt und hart seyn müssen, denn wenn der Herr unser Gott merkte, daß sie noch frisch und so eben erst hingeworfen wären, so hälfe die- ser Pfiff nichts, und es wäre übler, als wenn man gar nichts fände. Das Gefundene wird auf die Schüssel gelegt, und sorgfältig bis zum folgen- den Morgen mit einem Tuch bedeckt, damit kein naschhaftes Mäuschen etwas davon stehle, weil man dann das ganze Haus nochmal würde durchbad- ken müssen. Um nicht selbst etwas beim Nachtessen zu verstreuen, speist man in einem Winkel des ten, ſo hoch, ſo tief und ſo weit, wie man ver- mag. Lichter von Talg oder Unſchlitt darf man bei dieſer Arbeit nicht gebrauchen; ſie triefen, und durch das herabfallende Talg wuͤrde das Haus mit neuem Sauerteige verunreinigt. Waͤhrend des Su- chens darf kein Wort weiter geſprochen werden, als was auf das Geſchaͤft ſelbſt Bezug hat. Das Brod, welches zum Nachteſſen beſtimmt iſt, verſteckt man vorher ſehr ſorgfaͤltig, denn wuͤrde der Baal- bais es finden, ſo muͤßte er es wegnehmen, und es muͤßte verbrannt werden. Schlimm waͤre es aber, wenn er in irgend einem Zimmer gar nichts faͤnde, denn der heilige, hochgelobte Gott wuͤrde dann meynen, man haͤtte nur nicht recht ordentlich gebadket. Um ſich nicht in einen ſo uͤbeln Verdacht zu ſetzen: wirft man vorher in diejenigen Zimmer, wo man nichts zu finden glaubt, einige Broſamen hin, die aber alt und hart ſeyn muͤſſen, denn wenn der Herr unſer Gott merkte, daß ſie noch friſch und ſo eben erſt hingeworfen waͤren, ſo haͤlfe die- ſer Pfiff nichts, und es waͤre uͤbler, als wenn man gar nichts faͤnde. Das Gefundene wird auf die Schuͤſſel gelegt, und ſorgfaͤltig bis zum folgen- den Morgen mit einem Tuch bedeckt, damit kein naſchhaftes Maͤuschen etwas davon ſtehle, weil man dann das ganze Haus nochmal wuͤrde durchbad- ken muͤſſen. Um nicht ſelbſt etwas beim Nachteſſen zu verſtreuen, ſpeist man in einem Winkel des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0297" n="297"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ten, ſo hoch, ſo tief und ſo weit, wie man ver-<lb/> mag. Lichter von Talg oder Unſchlitt darf man<lb/> bei dieſer Arbeit nicht gebrauchen; ſie triefen, und<lb/> durch das herabfallende Talg wuͤrde das Haus mit<lb/> neuem Sauerteige verunreinigt. Waͤhrend des Su-<lb/> chens darf kein Wort weiter geſprochen werden,<lb/> als was auf das Geſchaͤft ſelbſt Bezug hat. Das<lb/> Brod, welches zum Nachteſſen beſtimmt iſt, verſteckt<lb/> man vorher ſehr ſorgfaͤltig, denn wuͤrde der Baal-<lb/> bais es finden, ſo muͤßte er es wegnehmen, und<lb/> es muͤßte verbrannt werden. Schlimm waͤre es<lb/> aber, wenn er in irgend einem Zimmer gar nichts<lb/> faͤnde, denn der heilige, hochgelobte Gott wuͤrde<lb/> dann meynen, man haͤtte nur nicht recht ordentlich<lb/> gebadket. Um ſich nicht in einen ſo uͤbeln Verdacht<lb/> zu ſetzen: wirft man vorher in diejenigen Zimmer,<lb/> wo man nichts zu finden glaubt, einige Broſamen<lb/> hin, die aber alt und hart ſeyn muͤſſen, denn wenn<lb/> der Herr unſer Gott merkte, daß ſie noch friſch<lb/> und ſo eben erſt hingeworfen waͤren, ſo haͤlfe die-<lb/> ſer Pfiff nichts, und es waͤre uͤbler, als wenn<lb/> man gar nichts faͤnde. Das Gefundene wird auf<lb/> die Schuͤſſel gelegt, und ſorgfaͤltig bis zum folgen-<lb/> den Morgen mit einem Tuch bedeckt, damit kein<lb/> naſchhaftes Maͤuschen etwas davon ſtehle, weil man<lb/> dann das ganze Haus nochmal wuͤrde <hi rendition="#g">durchbad-<lb/> ken</hi> muͤſſen. Um nicht ſelbſt etwas beim Nachteſſen<lb/> zu verſtreuen, ſpeist man in einem Winkel des<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [297/0297]
ten, ſo hoch, ſo tief und ſo weit, wie man ver-
mag. Lichter von Talg oder Unſchlitt darf man
bei dieſer Arbeit nicht gebrauchen; ſie triefen, und
durch das herabfallende Talg wuͤrde das Haus mit
neuem Sauerteige verunreinigt. Waͤhrend des Su-
chens darf kein Wort weiter geſprochen werden,
als was auf das Geſchaͤft ſelbſt Bezug hat. Das
Brod, welches zum Nachteſſen beſtimmt iſt, verſteckt
man vorher ſehr ſorgfaͤltig, denn wuͤrde der Baal-
bais es finden, ſo muͤßte er es wegnehmen, und
es muͤßte verbrannt werden. Schlimm waͤre es
aber, wenn er in irgend einem Zimmer gar nichts
faͤnde, denn der heilige, hochgelobte Gott wuͤrde
dann meynen, man haͤtte nur nicht recht ordentlich
gebadket. Um ſich nicht in einen ſo uͤbeln Verdacht
zu ſetzen: wirft man vorher in diejenigen Zimmer,
wo man nichts zu finden glaubt, einige Broſamen
hin, die aber alt und hart ſeyn muͤſſen, denn wenn
der Herr unſer Gott merkte, daß ſie noch friſch
und ſo eben erſt hingeworfen waͤren, ſo haͤlfe die-
ſer Pfiff nichts, und es waͤre uͤbler, als wenn
man gar nichts faͤnde. Das Gefundene wird auf
die Schuͤſſel gelegt, und ſorgfaͤltig bis zum folgen-
den Morgen mit einem Tuch bedeckt, damit kein
naſchhaftes Maͤuschen etwas davon ſtehle, weil man
dann das ganze Haus nochmal wuͤrde durchbad-
ken muͤſſen. Um nicht ſelbſt etwas beim Nachteſſen
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