hüte sich, daß es nicht zu viel werde, weil man kein Mehl weiter hinzuthun darf, und den Teig, wenn er zu naß ist, in einen Bach oder Fluß schüt- ten muß, ohne ihn benutzen zu können.
Zu Anfange des Knätens spricht der dabei anwesende Hausvater: alle Brocken, die von diesem Teige auf die Erde fallen, sollen patur seyn, d. h. nach Buxtorffs Auslegung, was auf die Erde fällt, soll den Mäusen gegönnt und geschenkt seyn, und der Herr des Hauses entsagt allen seinen Rech- ten daran. Die Mäuse werden sich hiefür ohne Zweifel höflichst bedanken.
Das Knäten geschieht an einem kühlen Ort, wohin weder Sonnen- noch Ofenwärme dringen kann, damit der Teig nicht aufgehe und sauer werde. Wer dies Geschäft verrichtet, darf außer dem, was etwa auf die Arbeit selbst Bezug hat und durchaus nothwendig ist, keine Sylbe reden, und nicht dabei inne halten oder ausruhen.
Nach dem Knäten muß ein Anderer, eine Mannsperson, nicht unter dreizehn Jahren und ei- nem Tage alt, den Teig aus dem Backtroge neh- men, und mit einem Rollholz aus einander rollen, wobei gleichfalls weder gesprochen, noch inne gehal- ten werden darf. Einige wollen, man soll nicht mehr Teig nehmen, als zu sechs bis acht dünnen Kuchen nöthig ist *). Nach Andern kann Jeder so viel
*)Kirchner a. a. O.
huͤte ſich, daß es nicht zu viel werde, weil man kein Mehl weiter hinzuthun darf, und den Teig, wenn er zu naß iſt, in einen Bach oder Fluß ſchuͤt- ten muß, ohne ihn benutzen zu koͤnnen.
Zu Anfange des Knaͤtens ſpricht der dabei anweſende Hausvater: alle Brocken, die von dieſem Teige auf die Erde fallen, ſollen patur ſeyn, d. h. nach Buxtorffs Auslegung, was auf die Erde faͤllt, ſoll den Maͤuſen gegoͤnnt und geſchenkt ſeyn, und der Herr des Hauſes entſagt allen ſeinen Rech- ten daran. Die Maͤuſe werden ſich hiefuͤr ohne Zweifel hoͤflichſt bedanken.
Das Knaͤten geſchieht an einem kuͤhlen Ort, wohin weder Sonnen- noch Ofenwaͤrme dringen kann, damit der Teig nicht aufgehe und ſauer werde. Wer dies Geſchaͤft verrichtet, darf außer dem, was etwa auf die Arbeit ſelbſt Bezug hat und durchaus nothwendig iſt, keine Sylbe reden, und nicht dabei inne halten oder ausruhen.
Nach dem Knaͤten muß ein Anderer, eine Mannsperſon, nicht unter dreizehn Jahren und ei- nem Tage alt, den Teig aus dem Backtroge neh- men, und mit einem Rollholz aus einander rollen, wobei gleichfalls weder geſprochen, noch inne gehal- ten werden darf. Einige wollen, man ſoll nicht mehr Teig nehmen, als zu ſechs bis acht duͤnnen Kuchen noͤthig iſt *). Nach Andern kann Jeder ſo viel
*)Kirchner a. a. O.
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huͤte ſich, daß es nicht zu viel werde, weil man
kein Mehl weiter hinzuthun darf, und den Teig,
wenn er zu naß iſt, in einen Bach oder Fluß ſchuͤt-
ten muß, ohne ihn benutzen zu koͤnnen.
Zu Anfange des Knaͤtens ſpricht der dabei
anweſende Hausvater: alle Brocken, die von dieſem
Teige auf die Erde fallen, ſollen patur ſeyn,
d. h. nach Buxtorffs Auslegung, was auf die Erde
faͤllt, ſoll den Maͤuſen gegoͤnnt und geſchenkt ſeyn,
und der Herr des Hauſes entſagt allen ſeinen Rech-
ten daran. Die Maͤuſe werden ſich hiefuͤr ohne
Zweifel hoͤflichſt bedanken.
Das Knaͤten geſchieht an einem kuͤhlen Ort,
wohin weder Sonnen- noch Ofenwaͤrme dringen
kann, damit der Teig nicht aufgehe und ſauer werde.
Wer dies Geſchaͤft verrichtet, darf außer dem, was
etwa auf die Arbeit ſelbſt Bezug hat und durchaus
nothwendig iſt, keine Sylbe reden, und nicht dabei
inne halten oder ausruhen.
Nach dem Knaͤten muß ein Anderer, eine
Mannsperſon, nicht unter dreizehn Jahren und ei-
nem Tage alt, den Teig aus dem Backtroge neh-
men, und mit einem Rollholz aus einander rollen,
wobei gleichfalls weder geſprochen, noch inne gehal-
ten werden darf. Einige wollen, man ſoll nicht mehr
Teig nehmen, als zu ſechs bis acht duͤnnen Kuchen
noͤthig iſt *). Nach Andern kann Jeder ſo viel
*) Kirchner a. a. O.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/299>, abgerufen am 22.11.2024.
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