Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.sollen den Teig mit Eyern vermischen, und Einige sollen sogar ihre Kuchen von gestoßenen Mandeln backen lassen *). Auf keinen Fall haben wir Chri- sten Ursache, sie darum zu beneiden. Gewöhnlich ist dies possierliche Backwerk rund, und wird, da- mit es nicht aufgehe, mit einem eisernen Kamm, oder in Ermangelung dessen, wohl gar mit einem Haarkamm durchlöchert, so daß es scheint, als wäre es von den Würmern zerfressen. Am Tage des Kuchenbackens müssen die Häu- *) Dies behauptet nemlich Buxtorff, dem aber
Jungendres ausdrücklich widerspricht. Jn Straß- burg bestätigten mir jedoch mehrere Juden Bux- torffs obige Behauptung, und vielleicht hörte der letztere, da er in Basel lebte, es gleichfalls von französischen oder Elsäßer Juden. Jungendres scheint es blos deshalb zu verneinen, weil die Juden in Fürth es nicht thun. Ein seltsamer Grund zum Widerspruch! ſollen den Teig mit Eyern vermiſchen, und Einige ſollen ſogar ihre Kuchen von geſtoßenen Mandeln backen laſſen *). Auf keinen Fall haben wir Chri- ſten Urſache, ſie darum zu beneiden. Gewoͤhnlich iſt dies poſſierliche Backwerk rund, und wird, da- mit es nicht aufgehe, mit einem eiſernen Kamm, oder in Ermangelung deſſen, wohl gar mit einem Haarkamm durchloͤchert, ſo daß es ſcheint, als waͤre es von den Wuͤrmern zerfreſſen. Am Tage des Kuchenbackens muͤſſen die Haͤu- *) Dies behauptet nemlich Buxtorff, dem aber
Jungendres ausdruͤcklich widerſpricht. Jn Straß- burg beſtaͤtigten mir jedoch mehrere Juden Bux- torffs obige Behauptung, und vielleicht hoͤrte der letztere, da er in Baſel lebte, es gleichfalls von franzoͤſiſchen oder Elſaͤßer Juden. Jungendres ſcheint es blos deshalb zu verneinen, weil die Juden in Fuͤrth es nicht thun. Ein ſeltſamer Grund zum Widerſpruch! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0301" n="301"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ſollen den Teig mit Eyern vermiſchen, und Einige<lb/> ſollen ſogar ihre Kuchen von geſtoßenen Mandeln<lb/> backen laſſen <note place="foot" n="*)">Dies behauptet nemlich <hi rendition="#g">Buxtorff,</hi> dem aber<lb/><hi rendition="#g">Jungendres</hi> ausdruͤcklich widerſpricht. Jn Straß-<lb/> burg beſtaͤtigten mir jedoch mehrere Juden Bux-<lb/> torffs obige Behauptung, und vielleicht hoͤrte der<lb/> letztere, da er in Baſel lebte, es gleichfalls von<lb/> franzoͤſiſchen oder Elſaͤßer Juden. Jungendres ſcheint<lb/> es blos deshalb zu verneinen, weil die Juden in<lb/> Fuͤrth es nicht thun. Ein ſeltſamer Grund zum<lb/> Widerſpruch!</note>. Auf keinen Fall haben wir Chri-<lb/> ſten Urſache, ſie darum zu beneiden. Gewoͤhnlich<lb/> iſt dies poſſierliche Backwerk rund, und wird, da-<lb/> mit es nicht aufgehe, mit einem eiſernen Kamm,<lb/> oder in Ermangelung deſſen, wohl gar mit einem<lb/> Haarkamm durchloͤchert, ſo daß es ſcheint, als waͤre<lb/> es von den Wuͤrmern zerfreſſen.</p><lb/> <p>Am Tage des Kuchenbackens muͤſſen die Haͤu-<lb/> ſer mit allen darin befindlichen Sachen, beſonders<lb/> aber die Kuͤchen-, Trink- und Speiſegeſchirre auf<lb/> das Beſte nach juͤdiſcher Weiſe gereiniget werden.<lb/> Wo ein Rabbi iſt, bringt man ihm einige der groͤſ-<lb/> ſern Kuͤchengeraͤthe, gut ausgeſcheuert und gewa-<lb/> ſchen, um ſein Urtheil daruͤber zu faͤllen. Findet<lb/> er ſie koſcher und brauchbar zum Feſt, ſo ſteckt er<lb/> ſie in einen geſtrickten Sack, und mit dieſem in<lb/> einen, uͤber dem Feuer haͤngenden Keſſel voll ſie-<lb/> dendheiſſen Waſſers, zieht ſie ſogleich wieder heraus,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [301/0301]
ſollen den Teig mit Eyern vermiſchen, und Einige
ſollen ſogar ihre Kuchen von geſtoßenen Mandeln
backen laſſen *). Auf keinen Fall haben wir Chri-
ſten Urſache, ſie darum zu beneiden. Gewoͤhnlich
iſt dies poſſierliche Backwerk rund, und wird, da-
mit es nicht aufgehe, mit einem eiſernen Kamm,
oder in Ermangelung deſſen, wohl gar mit einem
Haarkamm durchloͤchert, ſo daß es ſcheint, als waͤre
es von den Wuͤrmern zerfreſſen.
Am Tage des Kuchenbackens muͤſſen die Haͤu-
ſer mit allen darin befindlichen Sachen, beſonders
aber die Kuͤchen-, Trink- und Speiſegeſchirre auf
das Beſte nach juͤdiſcher Weiſe gereiniget werden.
Wo ein Rabbi iſt, bringt man ihm einige der groͤſ-
ſern Kuͤchengeraͤthe, gut ausgeſcheuert und gewa-
ſchen, um ſein Urtheil daruͤber zu faͤllen. Findet
er ſie koſcher und brauchbar zum Feſt, ſo ſteckt er
ſie in einen geſtrickten Sack, und mit dieſem in
einen, uͤber dem Feuer haͤngenden Keſſel voll ſie-
dendheiſſen Waſſers, zieht ſie ſogleich wieder heraus,
*) Dies behauptet nemlich Buxtorff, dem aber
Jungendres ausdruͤcklich widerſpricht. Jn Straß-
burg beſtaͤtigten mir jedoch mehrere Juden Bux-
torffs obige Behauptung, und vielleicht hoͤrte der
letztere, da er in Baſel lebte, es gleichfalls von
franzoͤſiſchen oder Elſaͤßer Juden. Jungendres ſcheint
es blos deshalb zu verneinen, weil die Juden in
Fuͤrth es nicht thun. Ein ſeltſamer Grund zum
Widerſpruch!
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