Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.Jsrael von der ersten Nacht, bricht ihn in zwei Stücke, legt das kleinere wieder an seinen vorigen Platz, wickelt das größere in ein Handtuch, wel- ches er, gleich einer Reisetasche, über die Achsel hängt, und darauf beginnt, wenn Kinder zugegen sind, folgende Unterredung. Der Vater: Sehet, Jhr Kinder, so wie ich hier jetzt stehe, liefen einst unsere Väter, einen Stab in der Hand, und unge- säuerten Teig in der Tasche, aus Aegypten heraus. Der älteste Sohn oder ein Anderer frägt: Mein, warum sind sie denn fortgelaufen? Der Vater: Weil der gottlose Pharao, welchem die Hölle sey, sie zu arbeiten zwang! Da sandte der Herr unser Gott, ein König der Welt, seinen Knecht Moses, welchem das Paradies sey, zu unsern Vätern, und Jeder mußte seinen Teig, der noch nicht gesäuert war, auf den Rücken nehmen, und damit zum Lande hinauslaufen. Der Sohn: Aber, Tate, warum essen wir das Grüne von dem Meerrettig, und was bedeuten die zerstampften Aepfel und Birnen, die mit Zimmet bestreuet und wie ein Ziegelstein gestaltet sind? Der Vater: Sie zeigen an, daß unsere Väter in Aegypten mußten Ziegel streichen, und Häckerling schneiden, um es unter den Lehm zu mischen. Das Kraut vom Meerrettig bedeutet das Stroh und das Uebrige die Ziegel und den Lehm. Der Sohn: Warum essen wir den gerie- benen Meerrettig? Der Vater: Weil der gott- Jſrael von der erſten Nacht, bricht ihn in zwei Stuͤcke, legt das kleinere wieder an ſeinen vorigen Platz, wickelt das groͤßere in ein Handtuch, wel- ches er, gleich einer Reiſetaſche, uͤber die Achſel haͤngt, und darauf beginnt, wenn Kinder zugegen ſind, folgende Unterredung. Der Vater: Sehet, Jhr Kinder, ſo wie ich hier jetzt ſtehe, liefen einſt unſere Vaͤter, einen Stab in der Hand, und unge- ſaͤuerten Teig in der Taſche, aus Aegypten heraus. Der aͤlteſte Sohn oder ein Anderer fraͤgt: Mein, warum ſind ſie denn fortgelaufen? Der Vater: Weil der gottloſe Pharao, welchem die Hoͤlle ſey, ſie zu arbeiten zwang! Da ſandte der Herr unſer Gott, ein Koͤnig der Welt, ſeinen Knecht Moſes, welchem das Paradies ſey, zu unſern Vaͤtern, und Jeder mußte ſeinen Teig, der noch nicht geſaͤuert war, auf den Ruͤcken nehmen, und damit zum Lande hinauslaufen. Der Sohn: Aber, Tate, warum eſſen wir das Gruͤne von dem Meerrettig, und was bedeuten die zerſtampften Aepfel und Birnen, die mit Zimmet beſtreuet und wie ein Ziegelſtein geſtaltet ſind? Der Vater: Sie zeigen an, daß unſere Vaͤter in Aegypten mußten Ziegel ſtreichen, und Haͤckerling ſchneiden, um es unter den Lehm zu miſchen. Das Kraut vom Meerrettig bedeutet das Stroh und das Uebrige die Ziegel und den Lehm. Der Sohn: Warum eſſen wir den gerie- benen Meerrettig? Der Vater: Weil der gott- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0310" n="310"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Jſrael von der erſten Nacht, bricht ihn in zwei<lb/> Stuͤcke, legt das kleinere wieder an ſeinen vorigen<lb/> Platz, wickelt das groͤßere in ein Handtuch, wel-<lb/> ches er, gleich einer Reiſetaſche, uͤber die Achſel<lb/> haͤngt, und darauf beginnt, wenn Kinder zugegen<lb/> ſind, folgende Unterredung. <hi rendition="#g">Der Vater</hi>: Sehet,<lb/> Jhr Kinder, ſo wie ich hier jetzt ſtehe, liefen einſt<lb/> unſere Vaͤter, einen Stab in der Hand, und unge-<lb/> ſaͤuerten Teig in der Taſche, aus Aegypten heraus.<lb/> Der aͤlteſte Sohn oder ein Anderer fraͤgt: Mein,<lb/> warum ſind ſie denn fortgelaufen? <hi rendition="#g">Der Vater</hi>:<lb/> Weil der gottloſe Pharao, welchem die Hoͤlle ſey,<lb/> ſie zu arbeiten zwang! Da ſandte der Herr unſer<lb/> Gott, ein Koͤnig der Welt, ſeinen Knecht Moſes,<lb/> welchem das Paradies ſey, zu unſern Vaͤtern, und<lb/> Jeder mußte ſeinen Teig, der noch nicht geſaͤuert<lb/> war, auf den Ruͤcken nehmen, und damit zum Lande<lb/> hinauslaufen. <hi rendition="#g">Der Sohn</hi>: Aber, Tate, warum<lb/> eſſen wir das Gruͤne von dem Meerrettig, und<lb/> was bedeuten die zerſtampften Aepfel und Birnen,<lb/> die mit Zimmet beſtreuet und wie ein Ziegelſtein<lb/> geſtaltet ſind? <hi rendition="#g">Der Vater</hi>: Sie zeigen an, daß<lb/> unſere Vaͤter in Aegypten mußten Ziegel ſtreichen,<lb/> und Haͤckerling ſchneiden, um es unter den Lehm<lb/> zu miſchen. Das Kraut vom Meerrettig bedeutet<lb/> das Stroh und das Uebrige die Ziegel und den<lb/> Lehm. <hi rendition="#g">Der Sohn</hi>: Warum eſſen wir den gerie-<lb/> benen Meerrettig? <hi rendition="#g">Der Vater</hi>: Weil der gott-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [310/0310]
Jſrael von der erſten Nacht, bricht ihn in zwei
Stuͤcke, legt das kleinere wieder an ſeinen vorigen
Platz, wickelt das groͤßere in ein Handtuch, wel-
ches er, gleich einer Reiſetaſche, uͤber die Achſel
haͤngt, und darauf beginnt, wenn Kinder zugegen
ſind, folgende Unterredung. Der Vater: Sehet,
Jhr Kinder, ſo wie ich hier jetzt ſtehe, liefen einſt
unſere Vaͤter, einen Stab in der Hand, und unge-
ſaͤuerten Teig in der Taſche, aus Aegypten heraus.
Der aͤlteſte Sohn oder ein Anderer fraͤgt: Mein,
warum ſind ſie denn fortgelaufen? Der Vater:
Weil der gottloſe Pharao, welchem die Hoͤlle ſey,
ſie zu arbeiten zwang! Da ſandte der Herr unſer
Gott, ein Koͤnig der Welt, ſeinen Knecht Moſes,
welchem das Paradies ſey, zu unſern Vaͤtern, und
Jeder mußte ſeinen Teig, der noch nicht geſaͤuert
war, auf den Ruͤcken nehmen, und damit zum Lande
hinauslaufen. Der Sohn: Aber, Tate, warum
eſſen wir das Gruͤne von dem Meerrettig, und
was bedeuten die zerſtampften Aepfel und Birnen,
die mit Zimmet beſtreuet und wie ein Ziegelſtein
geſtaltet ſind? Der Vater: Sie zeigen an, daß
unſere Vaͤter in Aegypten mußten Ziegel ſtreichen,
und Haͤckerling ſchneiden, um es unter den Lehm
zu miſchen. Das Kraut vom Meerrettig bedeutet
das Stroh und das Uebrige die Ziegel und den
Lehm. Der Sohn: Warum eſſen wir den gerie-
benen Meerrettig? Der Vater: Weil der gott-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |