Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite


Hierauf füllt man den Becher zum zweiten
Mal und in einem langen Gesang wird die herz-
brechende Geschichte vom Auszuge Jsraels aus
Aegypten vorgetragen. Wenn man auf die zehn
Plagen kömmt, womit die Aegypter gepeinigt wur-
den, singt man sehr langsam, und jeder sprützt mit
dem Finger etwas Wein aus dem Becher, um da-
mit anzudeuten, daß jene Plagen auch ihre jetzigen
Feinde, die Christen, treffen sollen *). Nachher
erheben Alle ihre Becher und singen: Darum müs-
sen wir bekennen, loben und preisen den, der so
viele Zeichen an uns und unsern Vätern gethan hat;
der uns aus der Dienstbarkeit zur Freiheit, aus
dem Leide zur Freude, aus dem Kummer zu fröh-
lichen Festtagen, aus der Finsterniß zum Licht
führte! Laßt uns lobsingen, Halleluja u. s. w. Je-
der leert den zweiten Becher; der Hausherr wäscht
seine Hände zum andern Mal, nimmt den Kuchen
Cohen von der ersten Nacht und spricht: gelobet
seyst du unser Gott, König der Welt, der du das
Brod aus der Erde hervorbringst! Dann segnet er
auch den zerbrochenen Kuchen Jsrael mit den Wor-
ten ein: gelobet seyst du, Herr unser Gott, König
der Welt, weil du uns durch dein Gesetz geheiliget
und uns geboten hast, ungesäuertes Brod zu essen!
Von beiden Kuchen bricht er hierauf etwas ab, ißt

es
*) Minhagim S. 25.


Hierauf fuͤllt man den Becher zum zweiten
Mal und in einem langen Geſang wird die herz-
brechende Geſchichte vom Auszuge Jſraels aus
Aegypten vorgetragen. Wenn man auf die zehn
Plagen koͤmmt, womit die Aegypter gepeinigt wur-
den, ſingt man ſehr langſam, und jeder ſpruͤtzt mit
dem Finger etwas Wein aus dem Becher, um da-
mit anzudeuten, daß jene Plagen auch ihre jetzigen
Feinde, die Chriſten, treffen ſollen *). Nachher
erheben Alle ihre Becher und ſingen: Darum muͤſ-
ſen wir bekennen, loben und preiſen den, der ſo
viele Zeichen an uns und unſern Vaͤtern gethan hat;
der uns aus der Dienſtbarkeit zur Freiheit, aus
dem Leide zur Freude, aus dem Kummer zu froͤh-
lichen Feſttagen, aus der Finſterniß zum Licht
fuͤhrte! Laßt uns lobſingen, Halleluja u. ſ. w. Je-
der leert den zweiten Becher; der Hausherr waͤſcht
ſeine Haͤnde zum andern Mal, nimmt den Kuchen
Cohen von der erſten Nacht und ſpricht: gelobet
ſeyſt du unſer Gott, Koͤnig der Welt, der du das
Brod aus der Erde hervorbringſt! Dann ſegnet er
auch den zerbrochenen Kuchen Jſrael mit den Wor-
ten ein: gelobet ſeyſt du, Herr unſer Gott, Koͤnig
der Welt, weil du uns durch dein Geſetz geheiliget
und uns geboten haſt, ungeſaͤuertes Brod zu eſſen!
Von beiden Kuchen bricht er hierauf etwas ab, ißt

es
*) Minhagim S. 25.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0312" n="312"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Hierauf fu&#x0364;llt man den Becher zum zweiten<lb/>
Mal und in einem langen Ge&#x017F;ang wird die herz-<lb/>
brechende Ge&#x017F;chichte vom Auszuge J&#x017F;raels aus<lb/>
Aegypten vorgetragen. Wenn man auf die zehn<lb/>
Plagen ko&#x0364;mmt, womit die Aegypter gepeinigt wur-<lb/>
den, &#x017F;ingt man &#x017F;ehr lang&#x017F;am, und jeder &#x017F;pru&#x0364;tzt mit<lb/>
dem Finger etwas Wein aus dem Becher, um da-<lb/>
mit anzudeuten, daß jene Plagen auch ihre jetzigen<lb/>
Feinde, die Chri&#x017F;ten, treffen &#x017F;ollen <note place="foot" n="*)">Minhagim S. 25.</note>. Nachher<lb/>
erheben Alle ihre Becher und &#x017F;ingen: Darum mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wir bekennen, loben und prei&#x017F;en den, der &#x017F;o<lb/>
viele Zeichen an uns und un&#x017F;ern Va&#x0364;tern gethan hat;<lb/>
der uns aus der Dien&#x017F;tbarkeit zur Freiheit, aus<lb/>
dem Leide zur Freude, aus dem Kummer zu fro&#x0364;h-<lb/>
lichen Fe&#x017F;ttagen, aus der Fin&#x017F;terniß zum Licht<lb/>
fu&#x0364;hrte! Laßt uns lob&#x017F;ingen, Halleluja u. &#x017F;. w. Je-<lb/>
der leert den zweiten Becher; der Hausherr wa&#x0364;&#x017F;cht<lb/>
&#x017F;eine Ha&#x0364;nde zum andern Mal, nimmt den Kuchen<lb/>
Cohen von der er&#x017F;ten Nacht und &#x017F;pricht: gelobet<lb/>
&#x017F;ey&#x017F;t du un&#x017F;er Gott, Ko&#x0364;nig der Welt, der du das<lb/>
Brod aus der Erde hervorbring&#x017F;t! Dann &#x017F;egnet er<lb/>
auch den zerbrochenen Kuchen J&#x017F;rael mit den Wor-<lb/>
ten ein: gelobet &#x017F;ey&#x017F;t du, Herr un&#x017F;er Gott, Ko&#x0364;nig<lb/>
der Welt, weil du uns durch dein Ge&#x017F;etz geheiliget<lb/>
und uns geboten ha&#x017F;t, unge&#x017F;a&#x0364;uertes Brod zu e&#x017F;&#x017F;en!<lb/>
Von beiden Kuchen bricht er hierauf etwas ab, ißt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[312/0312] Hierauf fuͤllt man den Becher zum zweiten Mal und in einem langen Geſang wird die herz- brechende Geſchichte vom Auszuge Jſraels aus Aegypten vorgetragen. Wenn man auf die zehn Plagen koͤmmt, womit die Aegypter gepeinigt wur- den, ſingt man ſehr langſam, und jeder ſpruͤtzt mit dem Finger etwas Wein aus dem Becher, um da- mit anzudeuten, daß jene Plagen auch ihre jetzigen Feinde, die Chriſten, treffen ſollen *). Nachher erheben Alle ihre Becher und ſingen: Darum muͤſ- ſen wir bekennen, loben und preiſen den, der ſo viele Zeichen an uns und unſern Vaͤtern gethan hat; der uns aus der Dienſtbarkeit zur Freiheit, aus dem Leide zur Freude, aus dem Kummer zu froͤh- lichen Feſttagen, aus der Finſterniß zum Licht fuͤhrte! Laßt uns lobſingen, Halleluja u. ſ. w. Je- der leert den zweiten Becher; der Hausherr waͤſcht ſeine Haͤnde zum andern Mal, nimmt den Kuchen Cohen von der erſten Nacht und ſpricht: gelobet ſeyſt du unſer Gott, Koͤnig der Welt, der du das Brod aus der Erde hervorbringſt! Dann ſegnet er auch den zerbrochenen Kuchen Jſrael mit den Wor- ten ein: gelobet ſeyſt du, Herr unſer Gott, Koͤnig der Welt, weil du uns durch dein Geſetz geheiliget und uns geboten haſt, ungeſaͤuertes Brod zu eſſen! Von beiden Kuchen bricht er hierauf etwas ab, ißt es *) Minhagim S. 25.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/312
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/312>, abgerufen am 22.11.2024.