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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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sicherste Bollwerk des Monotheismus und das beste
Mittel die Juden vor aller Abgötterei zu bewah-
ren. Darum pflanzte er ihnen tief jenen Glauben
ein, dem sie freilich sehr wenig Ehre machten, daß
sie allein das auserwählte Volk Gottes, und Gott
blos ihr Gott sey. Dieser Glaube erhielt sich bei
allen Jsraeliten, und ihr Widerwille gegen andere
Völker ward von Jahrhundert zu Jahrhundert durch
vielfaches Unglück geschärft. Juden, wie sie uns
Lessing und Herr Julius von Voß dargestellt haben,
giebt es nur in Schauspielen und Romanen; in der
Wirklichkeit nicht, oder doch gewiß äußerst selten.

Zu jenem Religionshaß der Juden gegen die
übrige Menschheit, besonders gegen die Christen,
gesellten sich aber noch andere Gründe des Unwil-
lens, die wir sorgfältig erwägen wollen, ehe wir
über die Jsraeliten den Stab brechen.

Als diese ihren Staat gegründet hatten, ver-
fuhren sie mit weniger Grausamkeit gegen anders
denkende Völker, und knüpften selbst mit einigen
derselben Handelsverbindungen an. Jhr Widerwille
und ihr volksthümlicher, durch religiöse Dogmen
befestigter Hochmuth, der alles, was Nichtjude
war, und von Nichtjuden herkam, verachtete, blieb
jedoch in ihrer Glaubenslehre, wie in ihren Herzen.

Die Erscheinung unsers Heilandes und noch
mehr seine Lehren mußten natürlich ein großes Auf-
sehen unter den Jsraeliten erregen, da er mit



ſicherſte Bollwerk des Monotheismus und das beſte
Mittel die Juden vor aller Abgoͤtterei zu bewah-
ren. Darum pflanzte er ihnen tief jenen Glauben
ein, dem ſie freilich ſehr wenig Ehre machten, daß
ſie allein das auserwaͤhlte Volk Gottes, und Gott
blos ihr Gott ſey. Dieſer Glaube erhielt ſich bei
allen Jſraeliten, und ihr Widerwille gegen andere
Voͤlker ward von Jahrhundert zu Jahrhundert durch
vielfaches Ungluͤck geſchaͤrft. Juden, wie ſie uns
Leſſing und Herr Julius von Voß dargeſtellt haben,
giebt es nur in Schauſpielen und Romanen; in der
Wirklichkeit nicht, oder doch gewiß aͤußerſt ſelten.

Zu jenem Religionshaß der Juden gegen die
uͤbrige Menſchheit, beſonders gegen die Chriſten,
geſellten ſich aber noch andere Gruͤnde des Unwil-
lens, die wir ſorgfaͤltig erwaͤgen wollen, ehe wir
uͤber die Jſraeliten den Stab brechen.

Als dieſe ihren Staat gegruͤndet hatten, ver-
fuhren ſie mit weniger Grauſamkeit gegen anders
denkende Voͤlker, und knuͤpften ſelbſt mit einigen
derſelben Handelsverbindungen an. Jhr Widerwille
und ihr volksthuͤmlicher, durch religioͤſe Dogmen
befeſtigter Hochmuth, der alles, was Nichtjude
war, und von Nichtjuden herkam, verachtete, blieb
jedoch in ihrer Glaubenslehre, wie in ihren Herzen.

Die Erſcheinung unſers Heilandes und noch
mehr ſeine Lehren mußten natuͤrlich ein großes Auf-
ſehen unter den Jſraeliten erregen, da er mit

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[35/0035] ſicherſte Bollwerk des Monotheismus und das beſte Mittel die Juden vor aller Abgoͤtterei zu bewah- ren. Darum pflanzte er ihnen tief jenen Glauben ein, dem ſie freilich ſehr wenig Ehre machten, daß ſie allein das auserwaͤhlte Volk Gottes, und Gott blos ihr Gott ſey. Dieſer Glaube erhielt ſich bei allen Jſraeliten, und ihr Widerwille gegen andere Voͤlker ward von Jahrhundert zu Jahrhundert durch vielfaches Ungluͤck geſchaͤrft. Juden, wie ſie uns Leſſing und Herr Julius von Voß dargeſtellt haben, giebt es nur in Schauſpielen und Romanen; in der Wirklichkeit nicht, oder doch gewiß aͤußerſt ſelten. Zu jenem Religionshaß der Juden gegen die uͤbrige Menſchheit, beſonders gegen die Chriſten, geſellten ſich aber noch andere Gruͤnde des Unwil- lens, die wir ſorgfaͤltig erwaͤgen wollen, ehe wir uͤber die Jſraeliten den Stab brechen. Als dieſe ihren Staat gegruͤndet hatten, ver- fuhren ſie mit weniger Grauſamkeit gegen anders denkende Voͤlker, und knuͤpften ſelbſt mit einigen derſelben Handelsverbindungen an. Jhr Widerwille und ihr volksthuͤmlicher, durch religioͤſe Dogmen befeſtigter Hochmuth, der alles, was Nichtjude war, und von Nichtjuden herkam, verachtete, blieb jedoch in ihrer Glaubenslehre, wie in ihren Herzen. Die Erſcheinung unſers Heilandes und noch mehr ſeine Lehren mußten natuͤrlich ein großes Auf- ſehen unter den Jſraeliten erregen, da er mit

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/35>, abgerufen am 03.05.2024.