Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite



aber kein Gesetz haben. Die Weidenzweige endlich
empfehlen sich durch nichts; sie athmen weder wür-
zigen Duft, noch bringen sie gute Früchte hervor,
und sind folglich den Christen und Nichtjuden gleich,
denen der heilige, hochgelobte Gott kein Gesetz ge-
geben hat, und also auch nichts Gutes und Gott
Wohlgefälliges thun können. Darum bemerkt Rabbi
Bechai gesegneten Andenkens sehr richtig, daß mit
den Weidenzweigen besonders das römische Reich
oder das Reich Edom, die Christenheit, bezeichnet
werde *).

Dereinst, am jüngsten Tage, wird der Herr
unser Gott selbst ein ausführliches Gespräch mit
den Völkern der Welt, den Nichtjuden, halten, und
sie überzeugen, daß die Jsraeliten fromm und ge-
recht, sie hingegen gottlos gewesen sind, weil sie
das Gesetz so wenig gehabt, als gehalten haben.
Die Christen und Nichtjuden werden dann antwor-
ten: Herr der Welt, gieb uns das ganze Gesetz
jetzt; wir wollen es noch halten, damit wir nicht
ewig verdammt werden. O ihr Thoren, wird der
heilige, hochgelobte Gott erwiedern, wißt ihr nicht
das Sprüchwort: wer am Sabbathabend arbeitet,
wird am Sabbath zu essen haben; wer aber nicht
arbeitet, was soll der essen? Jch will euch das
kleine Gebot Sukkah, das Gebot vom Laubhütten-

*) M. s. Cad Hakkemach, Kap. Lulabh oder Lulaf.



aber kein Geſetz haben. Die Weidenzweige endlich
empfehlen ſich durch nichts; ſie athmen weder wuͤr-
zigen Duft, noch bringen ſie gute Fruͤchte hervor,
und ſind folglich den Chriſten und Nichtjuden gleich,
denen der heilige, hochgelobte Gott kein Geſetz ge-
geben hat, und alſo auch nichts Gutes und Gott
Wohlgefaͤlliges thun koͤnnen. Darum bemerkt Rabbi
Bechai geſegneten Andenkens ſehr richtig, daß mit
den Weidenzweigen beſonders das roͤmiſche Reich
oder das Reich Edom, die Chriſtenheit, bezeichnet
werde *).

Dereinſt, am juͤngſten Tage, wird der Herr
unſer Gott ſelbſt ein ausfuͤhrliches Geſpraͤch mit
den Voͤlkern der Welt, den Nichtjuden, halten, und
ſie uͤberzeugen, daß die Jſraeliten fromm und ge-
recht, ſie hingegen gottlos geweſen ſind, weil ſie
das Geſetz ſo wenig gehabt, als gehalten haben.
Die Chriſten und Nichtjuden werden dann antwor-
ten: Herr der Welt, gieb uns das ganze Geſetz
jetzt; wir wollen es noch halten, damit wir nicht
ewig verdammt werden. O ihr Thoren, wird der
heilige, hochgelobte Gott erwiedern, wißt ihr nicht
das Spruͤchwort: wer am Sabbathabend arbeitet,
wird am Sabbath zu eſſen haben; wer aber nicht
arbeitet, was ſoll der eſſen? Jch will euch das
kleine Gebot Sukkah, das Gebot vom Laubhuͤtten-

*) M. ſ. Cad Hakkemach, Kap. Lulabh oder Lulaf.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0351" n="351"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
aber kein Ge&#x017F;etz haben. Die Weidenzweige endlich<lb/>
empfehlen &#x017F;ich durch nichts; &#x017F;ie athmen weder wu&#x0364;r-<lb/>
zigen Duft, noch bringen &#x017F;ie gute Fru&#x0364;chte hervor,<lb/>
und &#x017F;ind folglich den Chri&#x017F;ten und Nichtjuden gleich,<lb/>
denen der heilige, hochgelobte Gott kein Ge&#x017F;etz ge-<lb/>
geben hat, und al&#x017F;o auch nichts Gutes und Gott<lb/>
Wohlgefa&#x0364;lliges thun ko&#x0364;nnen. Darum bemerkt Rabbi<lb/>
Bechai ge&#x017F;egneten Andenkens &#x017F;ehr richtig, daß mit<lb/>
den Weidenzweigen be&#x017F;onders das ro&#x0364;mi&#x017F;che Reich<lb/>
oder das Reich Edom, die Chri&#x017F;tenheit, bezeichnet<lb/>
werde <note place="foot" n="*)">M. &#x017F;. Cad Hakkemach, Kap. Lulabh oder Lulaf.</note>.</p><lb/>
        <p>Derein&#x017F;t, am ju&#x0364;ng&#x017F;ten Tage, wird der Herr<lb/>
un&#x017F;er Gott &#x017F;elb&#x017F;t ein ausfu&#x0364;hrliches Ge&#x017F;pra&#x0364;ch mit<lb/>
den Vo&#x0364;lkern der Welt, den Nichtjuden, halten, und<lb/>
&#x017F;ie u&#x0364;berzeugen, daß die J&#x017F;raeliten fromm und ge-<lb/>
recht, &#x017F;ie hingegen gottlos gewe&#x017F;en &#x017F;ind, weil &#x017F;ie<lb/>
das Ge&#x017F;etz &#x017F;o wenig gehabt, als gehalten haben.<lb/>
Die Chri&#x017F;ten und Nichtjuden werden dann antwor-<lb/>
ten: Herr der Welt, gieb uns das ganze Ge&#x017F;etz<lb/>
jetzt; wir wollen es noch halten, damit wir nicht<lb/>
ewig verdammt werden. O ihr Thoren, wird der<lb/>
heilige, hochgelobte Gott erwiedern, wißt ihr nicht<lb/>
das Spru&#x0364;chwort: wer am Sabbathabend arbeitet,<lb/>
wird am Sabbath zu e&#x017F;&#x017F;en haben; wer aber nicht<lb/>
arbeitet, was &#x017F;oll der e&#x017F;&#x017F;en? Jch will euch das<lb/>
kleine Gebot Sukkah, das Gebot vom Laubhu&#x0364;tten-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[351/0351] aber kein Geſetz haben. Die Weidenzweige endlich empfehlen ſich durch nichts; ſie athmen weder wuͤr- zigen Duft, noch bringen ſie gute Fruͤchte hervor, und ſind folglich den Chriſten und Nichtjuden gleich, denen der heilige, hochgelobte Gott kein Geſetz ge- geben hat, und alſo auch nichts Gutes und Gott Wohlgefaͤlliges thun koͤnnen. Darum bemerkt Rabbi Bechai geſegneten Andenkens ſehr richtig, daß mit den Weidenzweigen beſonders das roͤmiſche Reich oder das Reich Edom, die Chriſtenheit, bezeichnet werde *). Dereinſt, am juͤngſten Tage, wird der Herr unſer Gott ſelbſt ein ausfuͤhrliches Geſpraͤch mit den Voͤlkern der Welt, den Nichtjuden, halten, und ſie uͤberzeugen, daß die Jſraeliten fromm und ge- recht, ſie hingegen gottlos geweſen ſind, weil ſie das Geſetz ſo wenig gehabt, als gehalten haben. Die Chriſten und Nichtjuden werden dann antwor- ten: Herr der Welt, gieb uns das ganze Geſetz jetzt; wir wollen es noch halten, damit wir nicht ewig verdammt werden. O ihr Thoren, wird der heilige, hochgelobte Gott erwiedern, wißt ihr nicht das Spruͤchwort: wer am Sabbathabend arbeitet, wird am Sabbath zu eſſen haben; wer aber nicht arbeitet, was ſoll der eſſen? Jch will euch das kleine Gebot Sukkah, das Gebot vom Laubhuͤtten- *) M. ſ. Cad Hakkemach, Kap. Lulabh oder Lulaf.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/351
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/351>, abgerufen am 22.11.2024.