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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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geführt, denn "der Herr redete mit Moses und
sprach: Rede mit den Kindern Jsrael und sprich:
Am ersten Tag des siebenten Monats sollt ihr einen
Feiertag halten zum Andenken des Trompetenbla-
sens, eine heilige Versammlung. Jhr sollt keine
Arbeit thun, sondern dem Herrn ein Brandopfer
bringen *)." Abrahams lustiger Saame und seine
frommen Priester feierten daher dies Fest, welches
man deshalb auch das Fest des Blasens nennt,
mit Posaunen- und Hörnerschall. Jetzt fängt man
bereits am ersten Elul an, recht tapfer auf einem
Bocks - oder Widderhorn zu blasen, und zwar in
der schlauen Absicht, um den Sammael oder Satan
über den eigentlichen Tag des Neujahrfestes irrig
zu machen. Wenn er nemlich am ersten Elul und
den folgenden Tagen blasen hört, so glaubt er, es
sey schon Neujahr, und geht zu dem heiligen, hoch-
gelobten Gott, um Jsraels Kinder bei demselben
anzuschwärzen. Kömmt er nun mit seiner Klage
zu früh oder gar zu spät, so verwirft sie der Herr
unser Gott, und er darf dann binnen Jahresfrist
nicht wieder klagen **).

Zum Blasen nimmt man gewöhnlich ein Bocks-
oder Widderhorn, weil Gott unserm Vater Abra-
ham, als dieser den Vater Jsaak schächten wollte,

*) Orachchajim Nr. 581. und 3 B. Mos. 23. V. 23--25.
**) Rosch haschanah Kap. 1.



gefuͤhrt, denn »der Herr redete mit Moſes und
ſprach: Rede mit den Kindern Jſrael und ſprich:
Am erſten Tag des ſiebenten Monats ſollt ihr einen
Feiertag halten zum Andenken des Trompetenbla-
ſens, eine heilige Verſammlung. Jhr ſollt keine
Arbeit thun, ſondern dem Herrn ein Brandopfer
bringen *).« Abrahams luſtiger Saame und ſeine
frommen Prieſter feierten daher dies Feſt, welches
man deshalb auch das Feſt des Blaſens nennt,
mit Poſaunen- und Hoͤrnerſchall. Jetzt faͤngt man
bereits am erſten Elul an, recht tapfer auf einem
Bocks - oder Widderhorn zu blaſen, und zwar in
der ſchlauen Abſicht, um den Sammael oder Satan
uͤber den eigentlichen Tag des Neujahrfeſtes irrig
zu machen. Wenn er nemlich am erſten Elul und
den folgenden Tagen blaſen hoͤrt, ſo glaubt er, es
ſey ſchon Neujahr, und geht zu dem heiligen, hoch-
gelobten Gott, um Jſraels Kinder bei demſelben
anzuſchwaͤrzen. Koͤmmt er nun mit ſeiner Klage
zu fruͤh oder gar zu ſpaͤt, ſo verwirft ſie der Herr
unſer Gott, und er darf dann binnen Jahresfriſt
nicht wieder klagen **).

Zum Blaſen nimmt man gewoͤhnlich ein Bocks-
oder Widderhorn, weil Gott unſerm Vater Abra-
ham, als dieſer den Vater Jſaak ſchaͤchten wollte,

*) Orachchajim Nr. 581. und 3 B. Moſ. 23. V. 23—25.
**) Roſch haſchanah Kap. 1.
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[359/0359] gefuͤhrt, denn »der Herr redete mit Moſes und ſprach: Rede mit den Kindern Jſrael und ſprich: Am erſten Tag des ſiebenten Monats ſollt ihr einen Feiertag halten zum Andenken des Trompetenbla- ſens, eine heilige Verſammlung. Jhr ſollt keine Arbeit thun, ſondern dem Herrn ein Brandopfer bringen *).« Abrahams luſtiger Saame und ſeine frommen Prieſter feierten daher dies Feſt, welches man deshalb auch das Feſt des Blaſens nennt, mit Poſaunen- und Hoͤrnerſchall. Jetzt faͤngt man bereits am erſten Elul an, recht tapfer auf einem Bocks - oder Widderhorn zu blaſen, und zwar in der ſchlauen Abſicht, um den Sammael oder Satan uͤber den eigentlichen Tag des Neujahrfeſtes irrig zu machen. Wenn er nemlich am erſten Elul und den folgenden Tagen blaſen hoͤrt, ſo glaubt er, es ſey ſchon Neujahr, und geht zu dem heiligen, hoch- gelobten Gott, um Jſraels Kinder bei demſelben anzuſchwaͤrzen. Koͤmmt er nun mit ſeiner Klage zu fruͤh oder gar zu ſpaͤt, ſo verwirft ſie der Herr unſer Gott, und er darf dann binnen Jahresfriſt nicht wieder klagen **). Zum Blaſen nimmt man gewoͤhnlich ein Bocks- oder Widderhorn, weil Gott unſerm Vater Abra- ham, als dieſer den Vater Jſaak ſchaͤchten wollte, *) Orachchajim Nr. 581. und 3 B. Moſ. 23. V. 23—25. **) Roſch haſchanah Kap. 1.

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/359>, abgerufen am 27.07.2024.