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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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Vorzüglich erpicht sind Jsraels Kinder am Abende
vor ihrem Neujahr, und überhaupt an diesem Feste,
auf wohlschmeckende Fische, die, wie die meisten
Speisen, eine sinnbildliche Bedeutung haben; denn
so wie die Fische sich vermehren im Wasser, so sol-
len die guten Werke der Jsraeliten sich vermehren
auf Erden. Ueberdies ist es auch ein gutes Werk,
viele Fische zu essen, und Abrahams Saame ißt
sie sehr gerne. Nur müssen sie am Neujahrfeste
nicht mit einer sauern, sondern mit einer süßen
Brühe zugerichtet seyn, weil alle saure Sachen stren-
ge verboten sind, da es kein saures, sondern ein
süßes Jahr werden soll. Bei den Kürbissen und
Melonen sagt der Hausvater oder ein Anderer: Un-
sere Feinde sollen zerrissen und vernichtet, und
dagegen unsere guten Werke und Verdienste dem
Herrn, unserm Gott vorgelesen werden. Bei den
Mandeln und Nüssen muß man sprechen: Unsere
Feinde sollen verzehrt und zermalmt werden, gleich
diesen Mandeln und Nüssen. Ueber ein süßes Ge-
müse, in rabbinischer Sprache Silka genannt: Un-
sere Feinde müssen hinweggeräumt werden! Bei
dem beliebten Knoblauch oder Schnittlauch, der im
Chaldäischen durch das Wort Crate abhauen, ab-
schneiden, bezeichnet wird, heißt es: Alle, die uns
hassen, sollen abgeschnitten und zerhauen werden.

So liebevoll spricht der verächtlichste Abschaum
des Menschengeschlechts vom reichsten Papierwuche-



Vorzuͤglich erpicht ſind Jſraels Kinder am Abende
vor ihrem Neujahr, und uͤberhaupt an dieſem Feſte,
auf wohlſchmeckende Fiſche, die, wie die meiſten
Speiſen, eine ſinnbildliche Bedeutung haben; denn
ſo wie die Fiſche ſich vermehren im Waſſer, ſo ſol-
len die guten Werke der Jſraeliten ſich vermehren
auf Erden. Ueberdies iſt es auch ein gutes Werk,
viele Fiſche zu eſſen, und Abrahams Saame ißt
ſie ſehr gerne. Nur muͤſſen ſie am Neujahrfeſte
nicht mit einer ſauern, ſondern mit einer ſuͤßen
Bruͤhe zugerichtet ſeyn, weil alle ſaure Sachen ſtren-
ge verboten ſind, da es kein ſaures, ſondern ein
ſuͤßes Jahr werden ſoll. Bei den Kuͤrbiſſen und
Melonen ſagt der Hausvater oder ein Anderer: Un-
ſere Feinde ſollen zerriſſen und vernichtet, und
dagegen unſere guten Werke und Verdienſte dem
Herrn, unſerm Gott vorgeleſen werden. Bei den
Mandeln und Nuͤſſen muß man ſprechen: Unſere
Feinde ſollen verzehrt und zermalmt werden, gleich
dieſen Mandeln und Nuͤſſen. Ueber ein ſuͤßes Ge-
muͤſe, in rabbiniſcher Sprache Silka genannt: Un-
ſere Feinde muͤſſen hinweggeraͤumt werden! Bei
dem beliebten Knoblauch oder Schnittlauch, der im
Chaldaͤiſchen durch das Wort Crate abhauen, ab-
ſchneiden, bezeichnet wird, heißt es: Alle, die uns
haſſen, ſollen abgeſchnitten und zerhauen werden.

So liebevoll ſpricht der veraͤchtlichſte Abſchaum
des Menſchengeſchlechts vom reichſten Papierwuche-

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[364/0364] Vorzuͤglich erpicht ſind Jſraels Kinder am Abende vor ihrem Neujahr, und uͤberhaupt an dieſem Feſte, auf wohlſchmeckende Fiſche, die, wie die meiſten Speiſen, eine ſinnbildliche Bedeutung haben; denn ſo wie die Fiſche ſich vermehren im Waſſer, ſo ſol- len die guten Werke der Jſraeliten ſich vermehren auf Erden. Ueberdies iſt es auch ein gutes Werk, viele Fiſche zu eſſen, und Abrahams Saame ißt ſie ſehr gerne. Nur muͤſſen ſie am Neujahrfeſte nicht mit einer ſauern, ſondern mit einer ſuͤßen Bruͤhe zugerichtet ſeyn, weil alle ſaure Sachen ſtren- ge verboten ſind, da es kein ſaures, ſondern ein ſuͤßes Jahr werden ſoll. Bei den Kuͤrbiſſen und Melonen ſagt der Hausvater oder ein Anderer: Un- ſere Feinde ſollen zerriſſen und vernichtet, und dagegen unſere guten Werke und Verdienſte dem Herrn, unſerm Gott vorgeleſen werden. Bei den Mandeln und Nuͤſſen muß man ſprechen: Unſere Feinde ſollen verzehrt und zermalmt werden, gleich dieſen Mandeln und Nuͤſſen. Ueber ein ſuͤßes Ge- muͤſe, in rabbiniſcher Sprache Silka genannt: Un- ſere Feinde muͤſſen hinweggeraͤumt werden! Bei dem beliebten Knoblauch oder Schnittlauch, der im Chaldaͤiſchen durch das Wort Crate abhauen, ab- ſchneiden, bezeichnet wird, heißt es: Alle, die uns haſſen, ſollen abgeſchnitten und zerhauen werden. So liebevoll ſpricht der veraͤchtlichſte Abſchaum des Menſchengeſchlechts vom reichſten Papierwuche-

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/364>, abgerufen am 22.11.2024.