Bei jedem Wort derselben muß man sich auf die Brust schlagen. Während der Verlesung einiger Stellen aus den Büchern Mosis werden drei Män- ner aufgerufen, die, wie gewöhnlich, die Thorah küssen, und dann einen Segen sprechen, worauf der Chasan sie gleichfalls segnet.
Nachher wird das Buch Esther, welches auf ein breites Stück Pergament geschrieben ist, vom Vorsänger aus der Arche genommen, und ganz vor- gelesen. Alle, Männer und Weiber und selbst die kleinsten Kinder müssen, Jeder einen Hammer in der Hand, aufmerksam zuhören, und wenn der Na- me Haman genannt wird, tüchtig auf die Stühle, Bänke oder Wände schlagen. Die kleinsten unter Jsraels Kindern machen hiebei den größten Lärm, und die Erwachsenen schreien voll grimmiger An- dacht: Jmmach Schmo! Sein Name müsse vertilgt werden! oder: Schem uschaim jirkabh! Der Gott- losen Name müsse verfaulen! Die Namen der zehn Söhne des Haman: Parsandatha, Dalphon, Aspa- tha, Poratha, Adalia, Aridatha, Parmastha, Arissai, Aridai, Vajesatha, muß der Chasan mit der größten Schnelligkeit und in Einem Athem her- sagen, weil diese zehn Menschen in einem Augenblick hingerichtet seyn sollen. Nach dem Lesen spricht Jeder für sich: "Verflucht sey Haman! Gesegnet sey Mardochai! Verflucht sey Seres *)! Gesegnet
*) Die Frau des Haman.
Bei jedem Wort derſelben muß man ſich auf die Bruſt ſchlagen. Waͤhrend der Verleſung einiger Stellen aus den Buͤchern Moſis werden drei Maͤn- ner aufgerufen, die, wie gewoͤhnlich, die Thorah kuͤſſen, und dann einen Segen ſprechen, worauf der Chaſan ſie gleichfalls ſegnet.
Nachher wird das Buch Eſther, welches auf ein breites Stuͤck Pergament geſchrieben iſt, vom Vorſaͤnger aus der Arche genommen, und ganz vor- geleſen. Alle, Maͤnner und Weiber und ſelbſt die kleinſten Kinder muͤſſen, Jeder einen Hammer in der Hand, aufmerkſam zuhoͤren, und wenn der Na- me Haman genannt wird, tuͤchtig auf die Stuͤhle, Baͤnke oder Waͤnde ſchlagen. Die kleinſten unter Jſraels Kindern machen hiebei den groͤßten Laͤrm, und die Erwachſenen ſchreien voll grimmiger An- dacht: Jmmach Schmo! Sein Name muͤſſe vertilgt werden! oder: Schem uſchaim jirkabh! Der Gott- loſen Name muͤſſe verfaulen! Die Namen der zehn Soͤhne des Haman: Parſandatha, Dalphon, Aſpa- tha, Poratha, Adalia, Aridatha, Parmaſtha, Ariſſai, Aridai, Vajeſatha, muß der Chaſan mit der groͤßten Schnelligkeit und in Einem Athem her- ſagen, weil dieſe zehn Menſchen in einem Augenblick hingerichtet ſeyn ſollen. Nach dem Leſen ſpricht Jeder fuͤr ſich: »Verflucht ſey Haman! Geſegnet ſey Mardochai! Verflucht ſey Seres *)! Geſegnet
*) Die Frau des Haman.
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Bei jedem Wort derſelben muß man ſich auf die
Bruſt ſchlagen. Waͤhrend der Verleſung einiger
Stellen aus den Buͤchern Moſis werden drei Maͤn-
ner aufgerufen, die, wie gewoͤhnlich, die Thorah
kuͤſſen, und dann einen Segen ſprechen, worauf
der Chaſan ſie gleichfalls ſegnet.
Nachher wird das Buch Eſther, welches auf
ein breites Stuͤck Pergament geſchrieben iſt, vom
Vorſaͤnger aus der Arche genommen, und ganz vor-
geleſen. Alle, Maͤnner und Weiber und ſelbſt die
kleinſten Kinder muͤſſen, Jeder einen Hammer in
der Hand, aufmerkſam zuhoͤren, und wenn der Na-
me Haman genannt wird, tuͤchtig auf die Stuͤhle,
Baͤnke oder Waͤnde ſchlagen. Die kleinſten unter
Jſraels Kindern machen hiebei den groͤßten Laͤrm,
und die Erwachſenen ſchreien voll grimmiger An-
dacht: Jmmach Schmo! Sein Name muͤſſe vertilgt
werden! oder: Schem uſchaim jirkabh! Der Gott-
loſen Name muͤſſe verfaulen! Die Namen der zehn
Soͤhne des Haman: Parſandatha, Dalphon, Aſpa-
tha, Poratha, Adalia, Aridatha, Parmaſtha,
Ariſſai, Aridai, Vajeſatha, muß der Chaſan mit
der groͤßten Schnelligkeit und in Einem Athem her-
ſagen, weil dieſe zehn Menſchen in einem Augenblick
hingerichtet ſeyn ſollen. Nach dem Leſen ſpricht
Jeder fuͤr ſich: »Verflucht ſey Haman! Geſegnet
ſey Mardochai! Verflucht ſey Seres *)! Geſegnet
*) Die Frau des Haman.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/402>, abgerufen am 22.11.2024.
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