Tücher von kostbarem Sammt oder Seidenzeuge und schmückt es mit einer silbernen oder goldenen Krone, Atarah.
Am Abend vor der Darbringung in der Sy- nagoge ladet der Gelobende eine Menge von Cohe- nim und Rabbinern ein, um mit ihm die Nacht hindurch zu beten, und lange, erbauliche Predigten zu halten. Am Morgen erscheinen auch die Ver- wandten und Freunde des Gelobenden, die mit schönen Früchten beschenkt werden, und den seide- nen, mit Gold und Silber gestickten Himmel tra- gen müssen, unter welchem man das Gesetzbuch in die Synagoge bringt. Dieser Himmel ruht auf vier und zwanzig Stäben, welche zum Tragen die- nen, wobei sich die Geladenen unter frohen hebräi- schen Lobgesängen einander ablösen. Jn der Sy- nagoge liest der Chasan ein Kapitel aus dem neuen Gesetzbuche vor, und dies muß an den nächstfol- genden dreißig Montagen, Donnerstagen und Sab- bathen gleichfalls geschehen. Die Feierlichkeiten werden mit einem Gastmahl beschlossen, woran alle Anwesenden Theil nehmen. Sehr oft finden sich bei einer so wichtigen Ceremonie Juden aus weit entfernten Ländern und Städten ein, und wer ein solches Gesetzbuch einer Synagoge gelobt und schenkt, dem ist das Paradies so gut, wie gewiß; sein Wucher trägt tausendfältige Früchte und Alles, was er beginnt, muß ihm gelingen. Der Herr Baron
II. Bändchen. 35
Tuͤcher von koſtbarem Sammt oder Seidenzeuge und ſchmuͤckt es mit einer ſilbernen oder goldenen Krone, Atarah.
Am Abend vor der Darbringung in der Sy- nagoge ladet der Gelobende eine Menge von Cohe- nim und Rabbinern ein, um mit ihm die Nacht hindurch zu beten, und lange, erbauliche Predigten zu halten. Am Morgen erſcheinen auch die Ver- wandten und Freunde des Gelobenden, die mit ſchoͤnen Fruͤchten beſchenkt werden, und den ſeide- nen, mit Gold und Silber geſtickten Himmel tra- gen muͤſſen, unter welchem man das Geſetzbuch in die Synagoge bringt. Dieſer Himmel ruht auf vier und zwanzig Staͤben, welche zum Tragen die- nen, wobei ſich die Geladenen unter frohen hebraͤi- ſchen Lobgeſaͤngen einander abloͤſen. Jn der Sy- nagoge liest der Chaſan ein Kapitel aus dem neuen Geſetzbuche vor, und dies muß an den naͤchſtfol- genden dreißig Montagen, Donnerstagen und Sab- bathen gleichfalls geſchehen. Die Feierlichkeiten werden mit einem Gaſtmahl beſchloſſen, woran alle Anweſenden Theil nehmen. Sehr oft finden ſich bei einer ſo wichtigen Ceremonie Juden aus weit entfernten Laͤndern und Staͤdten ein, und wer ein ſolches Geſetzbuch einer Synagoge gelobt und ſchenkt, dem iſt das Paradies ſo gut, wie gewiß; ſein Wucher traͤgt tauſendfaͤltige Fruͤchte und Alles, was er beginnt, muß ihm gelingen. Der Herr Baron
II. Baͤndchen. 35
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0409"n="409"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Tuͤcher von koſtbarem Sammt oder Seidenzeuge<lb/>
und ſchmuͤckt es mit einer ſilbernen oder goldenen<lb/>
Krone, Atarah.</p><lb/><p>Am Abend vor der Darbringung in der Sy-<lb/>
nagoge ladet der Gelobende eine Menge von Cohe-<lb/>
nim und Rabbinern ein, um mit ihm die Nacht<lb/>
hindurch zu beten, und lange, erbauliche Predigten<lb/>
zu halten. Am Morgen erſcheinen auch die Ver-<lb/>
wandten und Freunde des Gelobenden, die mit<lb/>ſchoͤnen Fruͤchten beſchenkt werden, und den ſeide-<lb/>
nen, mit Gold und Silber geſtickten Himmel tra-<lb/>
gen muͤſſen, unter welchem man das Geſetzbuch in<lb/>
die Synagoge bringt. Dieſer Himmel ruht auf<lb/>
vier und zwanzig Staͤben, welche zum Tragen die-<lb/>
nen, wobei ſich die Geladenen unter frohen hebraͤi-<lb/>ſchen Lobgeſaͤngen einander abloͤſen. Jn der Sy-<lb/>
nagoge liest der Chaſan ein Kapitel aus dem neuen<lb/>
Geſetzbuche vor, und dies muß an den naͤchſtfol-<lb/>
genden dreißig Montagen, Donnerstagen und Sab-<lb/>
bathen gleichfalls geſchehen. Die Feierlichkeiten<lb/>
werden mit einem Gaſtmahl beſchloſſen, woran alle<lb/>
Anweſenden Theil nehmen. Sehr oft finden ſich<lb/>
bei einer ſo wichtigen Ceremonie Juden aus weit<lb/>
entfernten Laͤndern und Staͤdten ein, und wer ein<lb/>ſolches Geſetzbuch einer Synagoge gelobt und ſchenkt,<lb/>
dem iſt das Paradies ſo gut, wie gewiß; ſein<lb/>
Wucher traͤgt tauſendfaͤltige Fruͤchte und Alles, was<lb/>
er beginnt, muß ihm gelingen. Der Herr Baron<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">II.</hi> Baͤndchen. 35</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[409/0409]
Tuͤcher von koſtbarem Sammt oder Seidenzeuge
und ſchmuͤckt es mit einer ſilbernen oder goldenen
Krone, Atarah.
Am Abend vor der Darbringung in der Sy-
nagoge ladet der Gelobende eine Menge von Cohe-
nim und Rabbinern ein, um mit ihm die Nacht
hindurch zu beten, und lange, erbauliche Predigten
zu halten. Am Morgen erſcheinen auch die Ver-
wandten und Freunde des Gelobenden, die mit
ſchoͤnen Fruͤchten beſchenkt werden, und den ſeide-
nen, mit Gold und Silber geſtickten Himmel tra-
gen muͤſſen, unter welchem man das Geſetzbuch in
die Synagoge bringt. Dieſer Himmel ruht auf
vier und zwanzig Staͤben, welche zum Tragen die-
nen, wobei ſich die Geladenen unter frohen hebraͤi-
ſchen Lobgeſaͤngen einander abloͤſen. Jn der Sy-
nagoge liest der Chaſan ein Kapitel aus dem neuen
Geſetzbuche vor, und dies muß an den naͤchſtfol-
genden dreißig Montagen, Donnerstagen und Sab-
bathen gleichfalls geſchehen. Die Feierlichkeiten
werden mit einem Gaſtmahl beſchloſſen, woran alle
Anweſenden Theil nehmen. Sehr oft finden ſich
bei einer ſo wichtigen Ceremonie Juden aus weit
entfernten Laͤndern und Staͤdten ein, und wer ein
ſolches Geſetzbuch einer Synagoge gelobt und ſchenkt,
dem iſt das Paradies ſo gut, wie gewiß; ſein
Wucher traͤgt tauſendfaͤltige Fruͤchte und Alles, was
er beginnt, muß ihm gelingen. Der Herr Baron
II. Baͤndchen. 35
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/409>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.