Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite



Vorlesen der Gesetzbücher und den Rabbinern und
Priestern zum Predigen etc. dient. Die Wände im
Jnnern der Synagogen sind gewöhnlich getäfelt,
mit Kalk oder Gips überzogen, und mit einer
großen Menge von Leuchtern für die Feiertagslich-
ter geziert. An den Lesepulten findet man häufig
kleine Schränke, worin Jeder seinen Talles Gedol,
seine Bücher u. s. w. verwahren kann.

Die Juden betrachten ihre Kirchen mit außer-
ordentlicher Ehrfurcht. Keiner weltlichen Geschäfte
soll darin mit einer Sylbe gedacht und erwähnt
werden; und weder vor der Hitze, noch vor der
Kälte, weder vor Regen, noch vor Sturm darf
ein Jsraelit unter das Dach oder auch nur in den
Schatten einer Synagoge flüchten. Weniger stren-
ge waren sie zu Christus Zeiten, der ihnen bekannt-
lich ihre Wechselbänke umstieß, und sie mit ihren
Banknoten und ihrem Papiergelde zum Tempel
hinaus jagte.





Vorleſen der Geſetzbuͤcher und den Rabbinern und
Prieſtern zum Predigen ꝛc. dient. Die Waͤnde im
Jnnern der Synagogen ſind gewoͤhnlich getaͤfelt,
mit Kalk oder Gips uͤberzogen, und mit einer
großen Menge von Leuchtern fuͤr die Feiertagslich-
ter geziert. An den Leſepulten findet man haͤufig
kleine Schraͤnke, worin Jeder ſeinen Talles Gedol,
ſeine Buͤcher u. ſ. w. verwahren kann.

Die Juden betrachten ihre Kirchen mit außer-
ordentlicher Ehrfurcht. Keiner weltlichen Geſchaͤfte
ſoll darin mit einer Sylbe gedacht und erwaͤhnt
werden; und weder vor der Hitze, noch vor der
Kaͤlte, weder vor Regen, noch vor Sturm darf
ein Jſraelit unter das Dach oder auch nur in den
Schatten einer Synagoge fluͤchten. Weniger ſtren-
ge waren ſie zu Chriſtus Zeiten, der ihnen bekannt-
lich ihre Wechſelbaͤnke umſtieß, und ſie mit ihren
Banknoten und ihrem Papiergelde zum Tempel
hinaus jagte.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0421" n="421"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Vorle&#x017F;en der Ge&#x017F;etzbu&#x0364;cher und den Rabbinern und<lb/>
Prie&#x017F;tern zum Predigen &#xA75B;c. dient. Die Wa&#x0364;nde im<lb/>
Jnnern der Synagogen &#x017F;ind gewo&#x0364;hnlich geta&#x0364;felt,<lb/>
mit Kalk oder Gips u&#x0364;berzogen, und mit einer<lb/>
großen Menge von Leuchtern fu&#x0364;r die Feiertagslich-<lb/>
ter geziert. An den Le&#x017F;epulten findet man ha&#x0364;ufig<lb/>
kleine Schra&#x0364;nke, worin Jeder &#x017F;einen Talles Gedol,<lb/>
&#x017F;eine Bu&#x0364;cher u. &#x017F;. w. verwahren kann.</p><lb/>
        <p>Die Juden betrachten ihre Kirchen mit außer-<lb/>
ordentlicher Ehrfurcht. Keiner weltlichen Ge&#x017F;cha&#x0364;fte<lb/>
&#x017F;oll darin mit einer Sylbe gedacht und erwa&#x0364;hnt<lb/>
werden; und weder vor der Hitze, noch vor der<lb/>
Ka&#x0364;lte, weder vor Regen, noch vor Sturm darf<lb/>
ein J&#x017F;raelit unter das Dach oder auch nur in den<lb/>
Schatten einer Synagoge flu&#x0364;chten. Weniger &#x017F;tren-<lb/>
ge waren &#x017F;ie zu Chri&#x017F;tus Zeiten, der ihnen bekannt-<lb/>
lich ihre Wech&#x017F;elba&#x0364;nke um&#x017F;tieß, und &#x017F;ie mit ihren<lb/>
Banknoten und ihrem Papiergelde zum Tempel<lb/>
hinaus jagte.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[421/0421] Vorleſen der Geſetzbuͤcher und den Rabbinern und Prieſtern zum Predigen ꝛc. dient. Die Waͤnde im Jnnern der Synagogen ſind gewoͤhnlich getaͤfelt, mit Kalk oder Gips uͤberzogen, und mit einer großen Menge von Leuchtern fuͤr die Feiertagslich- ter geziert. An den Leſepulten findet man haͤufig kleine Schraͤnke, worin Jeder ſeinen Talles Gedol, ſeine Buͤcher u. ſ. w. verwahren kann. Die Juden betrachten ihre Kirchen mit außer- ordentlicher Ehrfurcht. Keiner weltlichen Geſchaͤfte ſoll darin mit einer Sylbe gedacht und erwaͤhnt werden; und weder vor der Hitze, noch vor der Kaͤlte, weder vor Regen, noch vor Sturm darf ein Jſraelit unter das Dach oder auch nur in den Schatten einer Synagoge fluͤchten. Weniger ſtren- ge waren ſie zu Chriſtus Zeiten, der ihnen bekannt- lich ihre Wechſelbaͤnke umſtieß, und ſie mit ihren Banknoten und ihrem Papiergelde zum Tempel hinaus jagte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/421
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/421>, abgerufen am 04.12.2024.