Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.Rabbinerstande widmen, wird durch die alberne Art ihres Studierens, durch den Wust von talmu- dischem Aberglauben und Unsinn, und durch ihren unbesiegbaren Hang zu lächerlichen Grübeleien und Spitzfindigkeiten, das geringe Fünkchen Geist er- stickt, was ihnen Mutter-Natur verlieh und was eine verkehrte Jugenderziehung übrig ließ. Das Erste, was der Rabbiner studieren muß, sind die drei und sechzig Foliobände des Talmuds, welche auch bei dem anhaltendsten Fleiße zehn volle Jahre hinweg nehmen. Hierauf folgen die Thurim oder Gesetzbücher, die gleichfalls einen Aufwand von vier Jahren erfodern, und endlich ein vier-bis sechs- jähriges Studium der Medraschim und der Agga- dah, die in einer Menge ungereimter Mährchen und mystischer Auslegungen der heiligen Schrift bestehen. Hat man auf diese Weise achtzehn bis zwanzig Jahre getödtet, dann wird der "Kandidat" ge- prüft, und tritt, nach befundener Fähigkeit, mit verfinstertem Verstande, ohne Lebensart und Sitte, ohne Kenntniß der Menschen und ihrer Verhältnisse, aber voll des unsinnigsten Aberglaubens und des hochmüthigsten Dünkels als Lehrer der Gemeinde und der Jugend auf. Je tölpelhafter und unbe- hülflicher er sich in diesem Ehrenstande zu benehmen weiß, und je weniger Kenntnisse er von allen Din- gen hat, die nicht unmittelbar sein Fach berühren, desto heiliger und frömmer wird er geachtet, desto Rabbinerſtande widmen, wird durch die alberne Art ihres Studierens, durch den Wuſt von talmu- diſchem Aberglauben und Unſinn, und durch ihren unbeſiegbaren Hang zu laͤcherlichen Gruͤbeleien und Spitzfindigkeiten, das geringe Fuͤnkchen Geiſt er- ſtickt, was ihnen Mutter-Natur verlieh und was eine verkehrte Jugenderziehung uͤbrig ließ. Das Erſte, was der Rabbiner ſtudieren muß, ſind die drei und ſechzig Foliobaͤnde des Talmuds, welche auch bei dem anhaltendſten Fleiße zehn volle Jahre hinweg nehmen. Hierauf folgen die Thurim oder Geſetzbuͤcher, die gleichfalls einen Aufwand von vier Jahren erfodern, und endlich ein vier-bis ſechs- jaͤhriges Studium der Medraſchim und der Agga- dah, die in einer Menge ungereimter Maͤhrchen und myſtiſcher Auslegungen der heiligen Schrift beſtehen. Hat man auf dieſe Weiſe achtzehn bis zwanzig Jahre getoͤdtet, dann wird der »Kandidat« ge- pruͤft, und tritt, nach befundener Faͤhigkeit, mit verfinſtertem Verſtande, ohne Lebensart und Sitte, ohne Kenntniß der Menſchen und ihrer Verhaͤltniſſe, aber voll des unſinnigſten Aberglaubens und des hochmuͤthigſten Duͤnkels als Lehrer der Gemeinde und der Jugend auf. Je toͤlpelhafter und unbe- huͤlflicher er ſich in dieſem Ehrenſtande zu benehmen weiß, und je weniger Kenntniſſe er von allen Din- gen hat, die nicht unmittelbar ſein Fach beruͤhren, deſto heiliger und froͤmmer wird er geachtet, deſto <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0094" n="94"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Rabbinerſtande widmen, wird durch die alberne<lb/> Art ihres Studierens, durch den Wuſt von talmu-<lb/> diſchem Aberglauben und Unſinn, und durch ihren<lb/> unbeſiegbaren Hang zu laͤcherlichen Gruͤbeleien und<lb/> Spitzfindigkeiten, das geringe Fuͤnkchen Geiſt er-<lb/> ſtickt, was ihnen Mutter-Natur verlieh und was<lb/> eine verkehrte Jugenderziehung uͤbrig ließ. Das<lb/> Erſte, was der Rabbiner ſtudieren muß, ſind die<lb/> drei und ſechzig Foliobaͤnde des Talmuds, welche<lb/> auch bei dem anhaltendſten Fleiße zehn volle Jahre<lb/> hinweg nehmen. Hierauf folgen die Thurim oder<lb/> Geſetzbuͤcher, die gleichfalls einen Aufwand von vier<lb/> Jahren erfodern, und endlich ein vier-bis ſechs-<lb/> jaͤhriges Studium der Medraſchim und der Agga-<lb/> dah, die in einer Menge ungereimter Maͤhrchen und<lb/> myſtiſcher Auslegungen der heiligen Schrift beſtehen.<lb/> Hat man auf dieſe Weiſe achtzehn bis zwanzig<lb/> Jahre getoͤdtet, dann wird der »<hi rendition="#g">Kandidat</hi>« ge-<lb/> pruͤft, und tritt, nach befundener Faͤhigkeit, mit<lb/> verfinſtertem Verſtande, ohne Lebensart und Sitte,<lb/> ohne Kenntniß der Menſchen und ihrer Verhaͤltniſſe,<lb/> aber voll des unſinnigſten Aberglaubens und des<lb/> hochmuͤthigſten Duͤnkels als Lehrer der Gemeinde<lb/> und der Jugend auf. Je toͤlpelhafter und unbe-<lb/> huͤlflicher er ſich in dieſem Ehrenſtande zu benehmen<lb/> weiß, und je weniger Kenntniſſe er von allen Din-<lb/> gen hat, die nicht unmittelbar ſein Fach beruͤhren,<lb/> deſto heiliger und froͤmmer wird er geachtet, deſto<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [94/0094]
Rabbinerſtande widmen, wird durch die alberne
Art ihres Studierens, durch den Wuſt von talmu-
diſchem Aberglauben und Unſinn, und durch ihren
unbeſiegbaren Hang zu laͤcherlichen Gruͤbeleien und
Spitzfindigkeiten, das geringe Fuͤnkchen Geiſt er-
ſtickt, was ihnen Mutter-Natur verlieh und was
eine verkehrte Jugenderziehung uͤbrig ließ. Das
Erſte, was der Rabbiner ſtudieren muß, ſind die
drei und ſechzig Foliobaͤnde des Talmuds, welche
auch bei dem anhaltendſten Fleiße zehn volle Jahre
hinweg nehmen. Hierauf folgen die Thurim oder
Geſetzbuͤcher, die gleichfalls einen Aufwand von vier
Jahren erfodern, und endlich ein vier-bis ſechs-
jaͤhriges Studium der Medraſchim und der Agga-
dah, die in einer Menge ungereimter Maͤhrchen und
myſtiſcher Auslegungen der heiligen Schrift beſtehen.
Hat man auf dieſe Weiſe achtzehn bis zwanzig
Jahre getoͤdtet, dann wird der »Kandidat« ge-
pruͤft, und tritt, nach befundener Faͤhigkeit, mit
verfinſtertem Verſtande, ohne Lebensart und Sitte,
ohne Kenntniß der Menſchen und ihrer Verhaͤltniſſe,
aber voll des unſinnigſten Aberglaubens und des
hochmuͤthigſten Duͤnkels als Lehrer der Gemeinde
und der Jugend auf. Je toͤlpelhafter und unbe-
huͤlflicher er ſich in dieſem Ehrenſtande zu benehmen
weiß, und je weniger Kenntniſſe er von allen Din-
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