Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.ehrfurchtvoller von seinen gläubigen Schafen behan- delt; denn ein Rabbiner soll, wie der Talmud aus- drücklich befiehlt, nichts weiter lernen und wissen, als das Gesetz. Alle übrigen Wissenschaften wer- den als unnütz und eitel betrachtet. Der Sohn des Düma und der Schwester vom Rabbi Jsmael fragte seinen Oheim: darf ich, da ich das ganze Gesetz studiert habe, mich jetzt zu den griechischen Wissenschaften und Künsten wenden? Denke nach, erwiederte der Oheim, ob es eine Stunde giebt, die weder zum Tage, noch zur Nacht gehört! Jn dieser darfst du die griechische Weisheit erlernen, denn es stehet geschrieben: laß das Buch des Ge- setzes nimmermehr von deinem Munde kommen *). Aus allen Handlungen der Rabbiner leuchten Stumpfsinn, Unwissenheit, ein sich über Alles er- hebender scheinheiliger Dünkel und Hochmuth hervor. Sie gleichen darin vollkommen gewissen andern geistlichen Herren, und deshalb kann ich um so mehr eine umständliche Schilderung sparen. Essen und Trinken, die Freuden der Ehe und der liebli- che Klang von Silber und Gold, sind die einzigen irdischen Dinge, welche das fromme Herz eines Rabbiners entzücken und rühren, so sehr er sich auch *) M. s. den talmudischen Traktat Menachoth, und
vergleiche die kleine vortreffliche Schrift: Ueber Judenreformation. Bavaria 1819. 8. ehrfurchtvoller von ſeinen glaͤubigen Schafen behan- delt; denn ein Rabbiner ſoll, wie der Talmud aus- druͤcklich befiehlt, nichts weiter lernen und wiſſen, als das Geſetz. Alle uͤbrigen Wiſſenſchaften wer- den als unnuͤtz und eitel betrachtet. Der Sohn des Duͤma und der Schweſter vom Rabbi Jsmael fragte ſeinen Oheim: darf ich, da ich das ganze Geſetz ſtudiert habe, mich jetzt zu den griechiſchen Wiſſenſchaften und Kuͤnſten wenden? Denke nach, erwiederte der Oheim, ob es eine Stunde giebt, die weder zum Tage, noch zur Nacht gehoͤrt! Jn dieſer darfſt du die griechiſche Weisheit erlernen, denn es ſtehet geſchrieben: laß das Buch des Ge- ſetzes nimmermehr von deinem Munde kommen *). Aus allen Handlungen der Rabbiner leuchten Stumpfſinn, Unwiſſenheit, ein ſich uͤber Alles er- hebender ſcheinheiliger Duͤnkel und Hochmuth hervor. Sie gleichen darin vollkommen gewiſſen andern geiſtlichen Herren, und deshalb kann ich um ſo mehr eine umſtaͤndliche Schilderung ſparen. Eſſen und Trinken, die Freuden der Ehe und der liebli- che Klang von Silber und Gold, ſind die einzigen irdiſchen Dinge, welche das fromme Herz eines Rabbiners entzuͤcken und ruͤhren, ſo ſehr er ſich auch *) M. ſ. den talmudiſchen Traktat Menachoth, und
vergleiche die kleine vortreffliche Schrift: Ueber Judenreformation. Bavaria 1819. 8. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0095" n="95"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ehrfurchtvoller von ſeinen glaͤubigen Schafen behan-<lb/> delt; denn ein Rabbiner ſoll, wie der Talmud aus-<lb/> druͤcklich befiehlt, nichts weiter lernen und wiſſen,<lb/> als das Geſetz. Alle uͤbrigen Wiſſenſchaften wer-<lb/> den als unnuͤtz und eitel betrachtet. Der Sohn<lb/> des Duͤma und der Schweſter vom Rabbi Jsmael<lb/> fragte ſeinen Oheim: darf ich, da ich das ganze<lb/> Geſetz ſtudiert habe, mich jetzt zu den griechiſchen<lb/> Wiſſenſchaften und Kuͤnſten wenden? Denke nach,<lb/> erwiederte der Oheim, ob es eine Stunde giebt,<lb/> die weder zum Tage, noch zur Nacht gehoͤrt! Jn<lb/> dieſer darfſt du die griechiſche Weisheit erlernen,<lb/> denn es ſtehet geſchrieben: laß das Buch des Ge-<lb/> ſetzes nimmermehr von deinem Munde kommen <note place="foot" n="*)">M. ſ. den talmudiſchen Traktat <hi rendition="#g">Menachoth,</hi> und<lb/> vergleiche die kleine vortreffliche Schrift: <hi rendition="#g">Ueber<lb/> Judenreformation</hi>. Bavaria 1819. 8.</note>.<lb/> Aus allen Handlungen der Rabbiner leuchten<lb/> Stumpfſinn, Unwiſſenheit, ein ſich uͤber Alles er-<lb/> hebender ſcheinheiliger Duͤnkel und Hochmuth hervor.<lb/> Sie gleichen darin vollkommen gewiſſen andern<lb/> geiſtlichen Herren, und deshalb kann ich um ſo<lb/> mehr eine umſtaͤndliche Schilderung ſparen. Eſſen<lb/> und Trinken, die Freuden der Ehe und der liebli-<lb/> che Klang von Silber und Gold, ſind die einzigen<lb/> irdiſchen Dinge, welche das fromme Herz eines<lb/> Rabbiners entzuͤcken und ruͤhren, ſo ſehr er ſich auch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0095]
ehrfurchtvoller von ſeinen glaͤubigen Schafen behan-
delt; denn ein Rabbiner ſoll, wie der Talmud aus-
druͤcklich befiehlt, nichts weiter lernen und wiſſen,
als das Geſetz. Alle uͤbrigen Wiſſenſchaften wer-
den als unnuͤtz und eitel betrachtet. Der Sohn
des Duͤma und der Schweſter vom Rabbi Jsmael
fragte ſeinen Oheim: darf ich, da ich das ganze
Geſetz ſtudiert habe, mich jetzt zu den griechiſchen
Wiſſenſchaften und Kuͤnſten wenden? Denke nach,
erwiederte der Oheim, ob es eine Stunde giebt,
die weder zum Tage, noch zur Nacht gehoͤrt! Jn
dieſer darfſt du die griechiſche Weisheit erlernen,
denn es ſtehet geſchrieben: laß das Buch des Ge-
ſetzes nimmermehr von deinem Munde kommen *).
Aus allen Handlungen der Rabbiner leuchten
Stumpfſinn, Unwiſſenheit, ein ſich uͤber Alles er-
hebender ſcheinheiliger Duͤnkel und Hochmuth hervor.
Sie gleichen darin vollkommen gewiſſen andern
geiſtlichen Herren, und deshalb kann ich um ſo
mehr eine umſtaͤndliche Schilderung ſparen. Eſſen
und Trinken, die Freuden der Ehe und der liebli-
che Klang von Silber und Gold, ſind die einzigen
irdiſchen Dinge, welche das fromme Herz eines
Rabbiners entzuͤcken und ruͤhren, ſo ſehr er ſich auch
*) M. ſ. den talmudiſchen Traktat Menachoth, und
vergleiche die kleine vortreffliche Schrift: Ueber
Judenreformation. Bavaria 1819. 8.
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