viel Ehre machen, denn bekanntlich ist nichts edler, als wegen einer wirklichen oder vermeintlichen Be- leidigung, die man von Jemanden erlitt, sich nicht an ihm, sondern an seinem Verwandten oder Lands- mann zu rächen. Uebrigens würde dies wohl nicht der erste Kampf seyn, wo die geringere Anzahl über die größere den Sieg davon trüge! Auch in politischer Hinsicht würde dieser Buchhändlerkrieg dem ganzen Königreiche große Vortheile gewähren! Welche Menge von Menschen würden nicht beschäftiget werden; welche ungeheure Summen würden nicht für die Nachdrücke ins Land kommen, wenn man alle die klassischen Werke nachdrucken wollte, die nach dem Meßkatalog und den Anzeigen der Herren Verleger "bereits erschienen, und in allen soliden Buch- handlungen zu haben sind?"
Sie sagen (S. 11. Jhres Berichts): "Franzo- sen, Jtaliener, und noch mehr die Britten würden sich entsetzen vor Würtembergischen Abdrücken, wenn sie bis zu ihnen gelangten. Aus Furcht vor dem Nachdruck unterbleibt alles Elegante und Schöne." Nach der anscheinenden Jdeenverbindung, die hier herrscht, glaube ich, daß der, den Würtembergischen Abdrücken gemachte Vorwurf nicht blos die Nach- drücke, sondern auch die Urabdrücke treffen soll, und besonders die letztern; da thun sie aber, nach meiner Ansicht, ihren wackern Landsleuten zu nahe. Was ich noch von Stuttgarter, Tübinger, Heil-
viel Ehre machen, denn bekanntlich iſt nichts edler, als wegen einer wirklichen oder vermeintlichen Be- leidigung, die man von Jemanden erlitt, ſich nicht an ihm, ſondern an ſeinem Verwandten oder Lands- mann zu raͤchen. Uebrigens wuͤrde dies wohl nicht der erſte Kampf ſeyn, wo die geringere Anzahl uͤber die groͤßere den Sieg davon truͤge! Auch in politiſcher Hinſicht wuͤrde dieſer Buchhaͤndlerkrieg dem ganzen Koͤnigreiche große Vortheile gewaͤhren! Welche Menge von Menſchen wuͤrden nicht beſchaͤftiget werden; welche ungeheure Summen wuͤrden nicht fuͤr die Nachdruͤcke ins Land kommen, wenn man alle die klaſſiſchen Werke nachdrucken wollte, die nach dem Meßkatalog und den Anzeigen der Herren Verleger »bereits erſchienen, und in allen ſoliden Buch- handlungen zu haben ſind?«
Sie ſagen (S. 11. Jhres Berichts): »Franzo- ſen, Jtaliener, und noch mehr die Britten wuͤrden ſich entſetzen vor Wuͤrtembergiſchen Abdruͤcken, wenn ſie bis zu ihnen gelangten. Aus Furcht vor dem Nachdruck unterbleibt alles Elegante und Schoͤne.« Nach der anſcheinenden Jdeenverbindung, die hier herrſcht, glaube ich, daß der, den Wuͤrtembergiſchen Abdruͤcken gemachte Vorwurf nicht blos die Nach- druͤcke, ſondern auch die Urabdruͤcke treffen ſoll, und beſonders die letztern; da thun ſie aber, nach meiner Anſicht, ihren wackern Landsleuten zu nahe. Was ich noch von Stuttgarter, Tuͤbinger, Heil-
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viel Ehre machen, denn bekanntlich iſt nichts edler,
als wegen einer wirklichen oder vermeintlichen Be-
leidigung, die man von Jemanden erlitt, ſich nicht
an ihm, ſondern an ſeinem Verwandten oder Lands-
mann zu raͤchen. Uebrigens wuͤrde dies wohl nicht
der erſte Kampf ſeyn, wo die geringere Anzahl uͤber
die groͤßere den Sieg davon truͤge! Auch in politiſcher
Hinſicht wuͤrde dieſer Buchhaͤndlerkrieg dem ganzen
Koͤnigreiche große Vortheile gewaͤhren! Welche Menge
von Menſchen wuͤrden nicht beſchaͤftiget werden;
welche ungeheure Summen wuͤrden nicht fuͤr die
Nachdruͤcke ins Land kommen, wenn man alle die
klaſſiſchen Werke nachdrucken wollte, die nach dem
Meßkatalog und den Anzeigen der Herren Verleger
»bereits erſchienen, und in allen ſoliden Buch-
handlungen zu haben ſind?«
Sie ſagen (S. 11. Jhres Berichts): »Franzo-
ſen, Jtaliener, und noch mehr die Britten wuͤrden
ſich entſetzen vor Wuͤrtembergiſchen Abdruͤcken, wenn
ſie bis zu ihnen gelangten. Aus Furcht vor dem
Nachdruck unterbleibt alles Elegante und Schoͤne.«
Nach der anſcheinenden Jdeenverbindung, die hier
herrſcht, glaube ich, daß der, den Wuͤrtembergiſchen
Abdruͤcken gemachte Vorwurf nicht blos die Nach-
druͤcke, ſondern auch die Urabdruͤcke treffen ſoll,
und beſonders die letztern; da thun ſie aber, nach
meiner Anſicht, ihren wackern Landsleuten zu nahe.
Was ich noch von Stuttgarter, Tuͤbinger, Heil-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/107>, abgerufen am 23.11.2024.
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