Herren Brockhaus, Barth und Fleischer in Leipzig, Bertuch in Weimar, Arnold in Dresden, Nicolai, Amelang, Reimer und Maurer in Berlin, Mohr und Winter in Heidelberg, Füßli und Geßner in Zürich, Sauerländer in Aarau sich vereinigten, und dem Herrn von Cotta alle seine Verlagsartikel nachdruckten, "um sich an ihm wegen des vermeintlichen Unrechts zu rächen, wel- ches nicht Er, sondern seine Landsleute ihnen gethan hätten," wer könnte wohl bei diesem Kriege am meisten gewinnen? Keiner an- ders, als Cotta, wenn er nemlich eine Menge Pressen in Bewegung setzte, um jenen Herren Glei- ches mit Gleichem zu vergelten; und er müßte bei seinen Nachdrücken um so mehr gewinnen, da Pa- pier und Druck im Würtembergischen verhältnißmäs- sig wohlfeiler sind, als in den Wohnländern seiner angenommenen Gegner. Wahrlich, bei einem solchen Kriege kann der Einzelne, der gegen Viele kämpft, wenn er nur Geld, Druckerpressen und wohlfeiles Papier und seine Widersacher vielen und guten Verlag haben, ungeheuern Rebbes machen. Der Kampf würde dem ganzen lesenden Publikum in Deutschland viel Vergnügen und eben so großen Vortheil gewähren, und ich freue mich im Voraus auf den Augenblick, wo alle andern deutschen Buch- händler den Würtembergern den Krieg erklären. Den erstern würde eine solche Fehde überdies sehr
Herren Brockhaus, Barth und Fleiſcher in Leipzig, Bertuch in Weimar, Arnold in Dresden, Nicolai, Amelang, Reimer und Maurer in Berlin, Mohr und Winter in Heidelberg, Fuͤßli und Geßner in Zuͤrich, Sauerlaͤnder in Aarau ſich vereinigten, und dem Herrn von Cotta alle ſeine Verlagsartikel nachdruckten, »um ſich an ihm wegen des vermeintlichen Unrechts zu raͤchen, wel- ches nicht Er, ſondern ſeine Landsleute ihnen gethan haͤtten,« wer koͤnnte wohl bei dieſem Kriege am meiſten gewinnen? Keiner an- ders, als Cotta, wenn er nemlich eine Menge Preſſen in Bewegung ſetzte, um jenen Herren Glei- ches mit Gleichem zu vergelten; und er muͤßte bei ſeinen Nachdruͤcken um ſo mehr gewinnen, da Pa- pier und Druck im Wuͤrtembergiſchen verhaͤltnißmaͤſ- ſig wohlfeiler ſind, als in den Wohnlaͤndern ſeiner angenommenen Gegner. Wahrlich, bei einem ſolchen Kriege kann der Einzelne, der gegen Viele kaͤmpft, wenn er nur Geld, Druckerpreſſen und wohlfeiles Papier und ſeine Widerſacher vielen und guten Verlag haben, ungeheuern Rebbes machen. Der Kampf wuͤrde dem ganzen leſenden Publikum in Deutſchland viel Vergnuͤgen und eben ſo großen Vortheil gewaͤhren, und ich freue mich im Voraus auf den Augenblick, wo alle andern deutſchen Buch- haͤndler den Wuͤrtembergern den Krieg erklaͤren. Den erſtern wuͤrde eine ſolche Fehde uͤberdies ſehr
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0106"n="106"/>
Herren Brockhaus, Barth und Fleiſcher in Leipzig,<lb/>
Bertuch in Weimar, Arnold in Dresden, Nicolai,<lb/>
Amelang, Reimer und Maurer in Berlin, Mohr<lb/>
und Winter in Heidelberg, Fuͤßli und Geßner in<lb/>
Zuͤrich, Sauerlaͤnder in Aarau ſich vereinigten,<lb/>
und dem Herrn von Cotta alle ſeine Verlagsartikel<lb/>
nachdruckten, »<hirendition="#g">um ſich an ihm wegen des<lb/>
vermeintlichen Unrechts zu raͤchen, wel-<lb/>
ches nicht Er, ſondern ſeine Landsleute<lb/>
ihnen gethan haͤtten,</hi>« wer koͤnnte wohl bei<lb/>
dieſem Kriege am meiſten gewinnen? Keiner an-<lb/>
ders, als Cotta, wenn er nemlich eine Menge<lb/>
Preſſen in Bewegung ſetzte, um jenen Herren Glei-<lb/>
ches mit Gleichem zu vergelten; und er muͤßte bei<lb/>ſeinen Nachdruͤcken um ſo mehr gewinnen, da Pa-<lb/>
pier und Druck im Wuͤrtembergiſchen verhaͤltnißmaͤſ-<lb/>ſig wohlfeiler ſind, als in den Wohnlaͤndern ſeiner<lb/><hirendition="#g">angenommenen</hi> Gegner. Wahrlich, bei einem<lb/>ſolchen Kriege kann der Einzelne, der gegen Viele<lb/>
kaͤmpft, wenn er nur Geld, Druckerpreſſen und<lb/>
wohlfeiles Papier und ſeine Widerſacher vielen und<lb/>
guten Verlag haben, ungeheuern Rebbes machen.<lb/>
Der Kampf wuͤrde dem ganzen leſenden Publikum<lb/>
in Deutſchland viel Vergnuͤgen und eben ſo großen<lb/>
Vortheil gewaͤhren, und ich freue mich im Voraus<lb/>
auf den Augenblick, wo alle andern deutſchen Buch-<lb/>
haͤndler den Wuͤrtembergern den Krieg erklaͤren.<lb/>
Den erſtern wuͤrde eine ſolche Fehde uͤberdies ſehr<lb/></p></div></body></text></TEI>
[106/0106]
Herren Brockhaus, Barth und Fleiſcher in Leipzig,
Bertuch in Weimar, Arnold in Dresden, Nicolai,
Amelang, Reimer und Maurer in Berlin, Mohr
und Winter in Heidelberg, Fuͤßli und Geßner in
Zuͤrich, Sauerlaͤnder in Aarau ſich vereinigten,
und dem Herrn von Cotta alle ſeine Verlagsartikel
nachdruckten, »um ſich an ihm wegen des
vermeintlichen Unrechts zu raͤchen, wel-
ches nicht Er, ſondern ſeine Landsleute
ihnen gethan haͤtten,« wer koͤnnte wohl bei
dieſem Kriege am meiſten gewinnen? Keiner an-
ders, als Cotta, wenn er nemlich eine Menge
Preſſen in Bewegung ſetzte, um jenen Herren Glei-
ches mit Gleichem zu vergelten; und er muͤßte bei
ſeinen Nachdruͤcken um ſo mehr gewinnen, da Pa-
pier und Druck im Wuͤrtembergiſchen verhaͤltnißmaͤſ-
ſig wohlfeiler ſind, als in den Wohnlaͤndern ſeiner
angenommenen Gegner. Wahrlich, bei einem
ſolchen Kriege kann der Einzelne, der gegen Viele
kaͤmpft, wenn er nur Geld, Druckerpreſſen und
wohlfeiles Papier und ſeine Widerſacher vielen und
guten Verlag haben, ungeheuern Rebbes machen.
Der Kampf wuͤrde dem ganzen leſenden Publikum
in Deutſchland viel Vergnuͤgen und eben ſo großen
Vortheil gewaͤhren, und ich freue mich im Voraus
auf den Augenblick, wo alle andern deutſchen Buch-
haͤndler den Wuͤrtembergern den Krieg erklaͤren.
Den erſtern wuͤrde eine ſolche Fehde uͤberdies ſehr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/106>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.