Gleich seinen schwarzen Brüdern und dem Unkraut im Evangelium ist Abrahams weisser Saame in der ganzen Welt zerstreuet. Jn den Palästen der Fürsten und Großen und in den Hütten der Bau- ern; in den Sälen der Richter und in den Stu- dierstuben der Gelehrten; in den Häusern und Buden der Kaufleute und Krämer und in den Werkstätten der Künstler und Handwerker; auf den Schaubüh- nen und -- auf den Kanzeln, kurz unter allen Klassen und Ständen findet man ihn.
Jsraels weisse Kinder unterscheiden sich nicht, wie die schwarzen, durch besondere kirchliche For- men von uns übrigen Menschen. Sie halten im Gegentheil, wo ihr Vortheil es heischt und sie un- ter Christen leben, oft weit strenger, als diese auf Glauben und Rechtgläubigkeit, auf Taufe und Abendmahl, auf Kirchengehen, Messehören, Beich- ten, letzte Oehlung und alle die Herrlichkeiten, ohne die man hienieden nicht glücklich und dort nicht ewig selig werden kann. Sie martern ihre Kinder nicht mit der schmerzhaften Beschneidung, sondern lassen sie taufen, und essen, wie die Chri-
Die weiſſen Juden im Allgemeinen.
Gleich ſeinen ſchwarzen Bruͤdern und dem Unkraut im Evangelium iſt Abrahams weiſſer Saame in der ganzen Welt zerſtreuet. Jn den Palaͤſten der Fuͤrſten und Großen und in den Huͤtten der Bau- ern; in den Saͤlen der Richter und in den Stu- dierſtuben der Gelehrten; in den Haͤuſern und Buden der Kaufleute und Kraͤmer und in den Werkſtaͤtten der Kuͤnſtler und Handwerker; auf den Schaubuͤh- nen und — auf den Kanzeln, kurz unter allen Klaſſen und Staͤnden findet man ihn.
Jſraels weiſſe Kinder unterſcheiden ſich nicht, wie die ſchwarzen, durch beſondere kirchliche For- men von uns uͤbrigen Menſchen. Sie halten im Gegentheil, wo ihr Vortheil es heiſcht und ſie un- ter Chriſten leben, oft weit ſtrenger, als dieſe auf Glauben und Rechtglaͤubigkeit, auf Taufe und Abendmahl, auf Kirchengehen, Meſſehoͤren, Beich- ten, letzte Oehlung und alle die Herrlichkeiten, ohne die man hienieden nicht gluͤcklich und dort nicht ewig ſelig werden kann. Sie martern ihre Kinder nicht mit der ſchmerzhaften Beſchneidung, ſondern laſſen ſie taufen, und eſſen, wie die Chri-
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Die weiſſen Juden im Allgemeinen.
Gleich ſeinen ſchwarzen Bruͤdern und dem Unkraut
im Evangelium iſt Abrahams weiſſer Saame in
der ganzen Welt zerſtreuet. Jn den Palaͤſten der
Fuͤrſten und Großen und in den Huͤtten der Bau-
ern; in den Saͤlen der Richter und in den Stu-
dierſtuben der Gelehrten; in den Haͤuſern und Buden
der Kaufleute und Kraͤmer und in den Werkſtaͤtten
der Kuͤnſtler und Handwerker; auf den Schaubuͤh-
nen und — auf den Kanzeln, kurz unter allen
Klaſſen und Staͤnden findet man ihn.
Jſraels weiſſe Kinder unterſcheiden ſich nicht,
wie die ſchwarzen, durch beſondere kirchliche For-
men von uns uͤbrigen Menſchen. Sie halten im
Gegentheil, wo ihr Vortheil es heiſcht und ſie un-
ter Chriſten leben, oft weit ſtrenger, als dieſe auf
Glauben und Rechtglaͤubigkeit, auf Taufe und
Abendmahl, auf Kirchengehen, Meſſehoͤren, Beich-
ten, letzte Oehlung und alle die Herrlichkeiten,
ohne die man hienieden nicht gluͤcklich und dort
nicht ewig ſelig werden kann. Sie martern ihre
Kinder nicht mit der ſchmerzhaften Beſchneidung,
ſondern laſſen ſie taufen, und eſſen, wie die Chri-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/119>, abgerufen am 23.11.2024.
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