Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.Sorgsam ward jetzt die ganze Bibliothek des "Was Fecht und Götz und Hollatz klexte." Nirgend fand sich aber eine Sylbe vom Kaffe. Sehen Sie nun Bester, triumphirte der Seelsor- Freilich! Wenn Sie keinen mehr trinken -- Trinken Sie auch keinen! Topp! Seyn Sie Herr Christlieb mußte einschlagen. Betrübt Mehrere Monate waren bereits ohne Kaffe Sorgſam ward jetzt die ganze Bibliothek des „Was Fecht und Goͤtz und Hollatz klexte.‟ Nirgend fand ſich aber eine Sylbe vom Kaffe. Sehen Sie nun Beſter, triumphirte der Seelſor- Freilich! Wenn Sie keinen mehr trinken — Trinken Sie auch keinen! Topp! Seyn Sie Herr Chriſtlieb mußte einſchlagen. Betruͤbt Mehrere Monate waren bereits ohne Kaffe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0254" n="254"/> <p>Sorgſam ward jetzt die ganze Bibliothek des<lb/> Pfarrers durchblaͤttert, die aus mehr als fuͤnfzig<lb/> Baͤnden beſtand, und Alles enthielt, was, wie<lb/> Voß ſagt:</p><lb/> <p>„Was Fecht und Goͤtz und Hollatz klexte.‟</p><lb/> <p>Nirgend fand ſich aber eine Sylbe vom Kaffe.</p><lb/> <p>Sehen Sie nun Beſter, triumphirte der Seelſor-<lb/> ger; ſehen Sie, daß ich Recht habe? Von heute an<lb/> trinke <hi rendition="#g">ich</hi> keine Taſſe mehr! Und Sie? —</p><lb/> <p>Freilich! Wenn <hi rendition="#g">Sie</hi> keinen mehr trinken —</p><lb/> <p>Trinken <hi rendition="#g">Sie</hi> auch keinen! Topp! Seyn Sie<lb/> deshalb nicht mißvergnuͤgt, mein Guter! Wir muͤſ-<lb/> ſen unſer Fleiſch und Blut kreuzigen ſammt den<lb/> Luͤſten und Begierden! Laſſen Sie uns mit Freuden<lb/> der Eitelkeit dieſer Welt, dem Tabak und dem Kaf-<lb/> fe entſagen; deſto groͤßer wird dereinſt unſer Lohn<lb/> im Himmel ſeyn! Alſo topp!</p><lb/> <p>Herr Chriſtlieb mußte einſchlagen. Betruͤbt<lb/> ſammelte er die Scherben ſeiner Pfeife zuſammen,<lb/> und es fehlte wenig daran, daß er nicht die Gnade<lb/> mit allen ihren Wirkungen zum Baſeler Sammler<lb/> und dieſen auf den Blocksberg gewuͤnſcht haͤtte.<lb/> Der Seelenhirt blieb ſo heitern Sinnes, wie zuvor;<lb/> aber dem Erzieher ſeiner holdſeligen Kleinen war<lb/> faſt kein Wort abzugewinnen. Alle Freuden dieſes<lb/> Lebens waren von ihm gewichen; Chriſtinchen allein<lb/> blieb noch ſein Troſt, ſeine einzige Wonne in dem Herrn.</p><lb/> <p>Mehrere Monate waren bereits ohne Kaffe<lb/> und Tabak verfloſſen, als Herr Chriſtlieb einſt,<lb/> fruͤher denn gewoͤhnlich, von einem Beſuche bei ſei-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [254/0254]
Sorgſam ward jetzt die ganze Bibliothek des
Pfarrers durchblaͤttert, die aus mehr als fuͤnfzig
Baͤnden beſtand, und Alles enthielt, was, wie
Voß ſagt:
„Was Fecht und Goͤtz und Hollatz klexte.‟
Nirgend fand ſich aber eine Sylbe vom Kaffe.
Sehen Sie nun Beſter, triumphirte der Seelſor-
ger; ſehen Sie, daß ich Recht habe? Von heute an
trinke ich keine Taſſe mehr! Und Sie? —
Freilich! Wenn Sie keinen mehr trinken —
Trinken Sie auch keinen! Topp! Seyn Sie
deshalb nicht mißvergnuͤgt, mein Guter! Wir muͤſ-
ſen unſer Fleiſch und Blut kreuzigen ſammt den
Luͤſten und Begierden! Laſſen Sie uns mit Freuden
der Eitelkeit dieſer Welt, dem Tabak und dem Kaf-
fe entſagen; deſto groͤßer wird dereinſt unſer Lohn
im Himmel ſeyn! Alſo topp!
Herr Chriſtlieb mußte einſchlagen. Betruͤbt
ſammelte er die Scherben ſeiner Pfeife zuſammen,
und es fehlte wenig daran, daß er nicht die Gnade
mit allen ihren Wirkungen zum Baſeler Sammler
und dieſen auf den Blocksberg gewuͤnſcht haͤtte.
Der Seelenhirt blieb ſo heitern Sinnes, wie zuvor;
aber dem Erzieher ſeiner holdſeligen Kleinen war
faſt kein Wort abzugewinnen. Alle Freuden dieſes
Lebens waren von ihm gewichen; Chriſtinchen allein
blieb noch ſein Troſt, ſeine einzige Wonne in dem Herrn.
Mehrere Monate waren bereits ohne Kaffe
und Tabak verfloſſen, als Herr Chriſtlieb einſt,
fruͤher denn gewoͤhnlich, von einem Beſuche bei ſei-
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