Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

zu stehen. Will man sich recht zufrieden und wohl
fühlen, so gehe man in die bescheidene Wohnung
manches Dorfgeistlichen; dort wird man Rechtlich-
keit, Frohsinn und Tugend mit geistiger und sitt-
licher Bildung, mit zuvorkommender Gastfreund-
schaft und Menschenliebe vereinigt finden. Jch ge-
stehe es gerne, daß ich viele der schönsten meiner
Lebensstunden in den Häusern von Landpredigern
und in den liebenswürdigen Kreisen ihrer Familien
verlebt habe; Stunden, deren Andenken mir noch
immer so wohl und so wehe thut, und die ich so
gerne zurückzaubern möchte, wenn es dem Menschen
vergönnt wäre, die Vergangenheit nicht blos in
der Erinnerung, sondern auch in der Wirklichkeit
noch einmal zu genießen. Jn vielen jener Woh-
nungen der Tugend, des häuslichen und ehelichen
Glücks, des Friedens und Stilllebens habe ich die
reizenden Gemälde, welche uns Voß, Lafontaine,
Starke und Andere von dem freundlichen Leben und
Wirken der Landgeistlichen und ihrer Familien ent-
worfen haben, verwirklicht gefunden, und noch
jetzt denke ich mit Sehnsucht zurück, an Dich mein
trauter, biederer, geistvoller K -- l zu B -- rode,
an Dich, mein guter, sanfter L -- d zu N -- dt
und an manche von Euch, die ich hier zwar nicht
nenne, deren Andenken aber nie in meinem Her-
zen verlöschen wird.

"Verdienten Spottes Zielscheibe ist allein der,

zu ſtehen. Will man ſich recht zufrieden und wohl
fuͤhlen, ſo gehe man in die beſcheidene Wohnung
manches Dorfgeiſtlichen; dort wird man Rechtlich-
keit, Frohſinn und Tugend mit geiſtiger und ſitt-
licher Bildung, mit zuvorkommender Gaſtfreund-
ſchaft und Menſchenliebe vereinigt finden. Jch ge-
ſtehe es gerne, daß ich viele der ſchoͤnſten meiner
Lebensſtunden in den Haͤuſern von Landpredigern
und in den liebenswuͤrdigen Kreiſen ihrer Familien
verlebt habe; Stunden, deren Andenken mir noch
immer ſo wohl und ſo wehe thut, und die ich ſo
gerne zuruͤckzaubern moͤchte, wenn es dem Menſchen
vergoͤnnt waͤre, die Vergangenheit nicht blos in
der Erinnerung, ſondern auch in der Wirklichkeit
noch einmal zu genießen. Jn vielen jener Woh-
nungen der Tugend, des haͤuslichen und ehelichen
Gluͤcks, des Friedens und Stilllebens habe ich die
reizenden Gemaͤlde, welche uns Voß, Lafontaine,
Starke und Andere von dem freundlichen Leben und
Wirken der Landgeiſtlichen und ihrer Familien ent-
worfen haben, verwirklicht gefunden, und noch
jetzt denke ich mit Sehnſucht zuruͤck, an Dich mein
trauter, biederer, geiſtvoller K — l zu B — rode,
an Dich, mein guter, ſanfter L — d zu N — dt
und an manche von Euch, die ich hier zwar nicht
nenne, deren Andenken aber nie in meinem Her-
zen verloͤſchen wird.

»Verdienten Spottes Zielſcheibe iſt allein der,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0275" n="275"/>
zu &#x017F;tehen. Will man &#x017F;ich recht zufrieden und wohl<lb/>
fu&#x0364;hlen, &#x017F;o gehe man in die be&#x017F;cheidene Wohnung<lb/>
manches Dorfgei&#x017F;tlichen; dort wird man Rechtlich-<lb/>
keit, Froh&#x017F;inn und Tugend mit gei&#x017F;tiger und &#x017F;itt-<lb/>
licher Bildung, mit zuvorkommender Ga&#x017F;tfreund-<lb/>
&#x017F;chaft und Men&#x017F;chenliebe vereinigt finden. Jch ge-<lb/>
&#x017F;tehe es gerne, daß ich viele der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten meiner<lb/>
Lebens&#x017F;tunden in den Ha&#x0364;u&#x017F;ern von Landpredigern<lb/>
und in den liebenswu&#x0364;rdigen Krei&#x017F;en ihrer Familien<lb/>
verlebt habe; Stunden, deren Andenken mir noch<lb/>
immer &#x017F;o wohl und &#x017F;o wehe thut, und die ich &#x017F;o<lb/>
gerne zuru&#x0364;ckzaubern mo&#x0364;chte, wenn es dem Men&#x017F;chen<lb/>
vergo&#x0364;nnt wa&#x0364;re, die Vergangenheit nicht blos in<lb/>
der Erinnerung, &#x017F;ondern auch in der Wirklichkeit<lb/>
noch einmal zu genießen. Jn vielen jener Woh-<lb/>
nungen der Tugend, des ha&#x0364;uslichen und ehelichen<lb/>
Glu&#x0364;cks, des Friedens und Stilllebens habe ich die<lb/>
reizenden Gema&#x0364;lde, welche uns Voß, Lafontaine,<lb/>
Starke und Andere von dem freundlichen Leben und<lb/>
Wirken der Landgei&#x017F;tlichen und ihrer Familien ent-<lb/>
worfen haben, verwirklicht gefunden, und noch<lb/>
jetzt denke ich mit Sehn&#x017F;ucht zuru&#x0364;ck, an Dich mein<lb/>
trauter, biederer, gei&#x017F;tvoller K &#x2014; l zu B &#x2014; rode,<lb/>
an Dich, mein guter, &#x017F;anfter L &#x2014; d zu N &#x2014; dt<lb/>
und an manche von Euch, die ich hier zwar nicht<lb/>
nenne, deren Andenken aber <hi rendition="#g">nie</hi> in meinem Her-<lb/>
zen verlo&#x0364;&#x017F;chen wird.</p><lb/>
        <p>»Verdienten Spottes Ziel&#x017F;cheibe i&#x017F;t allein der,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0275] zu ſtehen. Will man ſich recht zufrieden und wohl fuͤhlen, ſo gehe man in die beſcheidene Wohnung manches Dorfgeiſtlichen; dort wird man Rechtlich- keit, Frohſinn und Tugend mit geiſtiger und ſitt- licher Bildung, mit zuvorkommender Gaſtfreund- ſchaft und Menſchenliebe vereinigt finden. Jch ge- ſtehe es gerne, daß ich viele der ſchoͤnſten meiner Lebensſtunden in den Haͤuſern von Landpredigern und in den liebenswuͤrdigen Kreiſen ihrer Familien verlebt habe; Stunden, deren Andenken mir noch immer ſo wohl und ſo wehe thut, und die ich ſo gerne zuruͤckzaubern moͤchte, wenn es dem Menſchen vergoͤnnt waͤre, die Vergangenheit nicht blos in der Erinnerung, ſondern auch in der Wirklichkeit noch einmal zu genießen. Jn vielen jener Woh- nungen der Tugend, des haͤuslichen und ehelichen Gluͤcks, des Friedens und Stilllebens habe ich die reizenden Gemaͤlde, welche uns Voß, Lafontaine, Starke und Andere von dem freundlichen Leben und Wirken der Landgeiſtlichen und ihrer Familien ent- worfen haben, verwirklicht gefunden, und noch jetzt denke ich mit Sehnſucht zuruͤck, an Dich mein trauter, biederer, geiſtvoller K — l zu B — rode, an Dich, mein guter, ſanfter L — d zu N — dt und an manche von Euch, die ich hier zwar nicht nenne, deren Andenken aber nie in meinem Her- zen verloͤſchen wird. »Verdienten Spottes Zielſcheibe iſt allein der,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/275
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/275>, abgerufen am 21.11.2024.