Söhne zeugen dürfen? Mögen also immerhin die ehrwürdigen Väter des Karmeliterordens Recht haben, wenn sie den Propheten Elias für ihren er- sten Abt und Stammvater halten, und sogar glau- ben, daß auch Christus und seine Apostel Karme- litermönche waren; allein daß alle Propheten dasselbe gewesen, wie sie behaupten, ist durchaus gegen die Schrift, und der müssen wir doch glauben.
Die Muhamedaner haben gleichfalls ihre Der- wische, ihre Kalender, ihre Edhemis und andere Mönchsorden, die so, wie unsere Kapuziner, Fran- ziskaner, Augustiner, Bernhardiner, Benediktiner und Jesuiten, sich der Keuschheit und Frömmigkeit, dem Lügen und Trügen, und dem Faullenzen und Betteln geheiliget haben. Die türkischen Edhemis verdienen jedoch vor manchen ihrer katholischen und griechischen Amtsbrüder einen Vorzug. Sie woh- nen in Einöden und Wildnissen, und leben äusserst enthaltsam von nichts als Gerstenbrodt und Was- ser. Jhre Hände sind immer geöffnet, seltner um zu empfangen, als um zu geben, und zwar einem Jeden, der es bedarf, sei er, welches Volkes und welches Glaubens er wolle. Freilich gewinnen sie Alles, was sie den Dürftigen schenken, durch Bet- teln; allein welcher Christ würde ihnen, die oft mit ihrer einzigen schlechten Bekleidung einen verun- glückten Ungläubigen bedecken, und sich selbst der Kälte, dem Sturm, dem Regen und den glühenden
Strahlen
Soͤhne zeugen duͤrfen? Moͤgen alſo immerhin die ehrwuͤrdigen Vaͤter des Karmeliterordens Recht haben, wenn ſie den Propheten Elias fuͤr ihren er- ſten Abt und Stammvater halten, und ſogar glau- ben, daß auch Chriſtus und ſeine Apoſtel Karme- litermoͤnche waren; allein daß alle Propheten daſſelbe geweſen, wie ſie behaupten, iſt durchaus gegen die Schrift, und der muͤſſen wir doch glauben.
Die Muhamedaner haben gleichfalls ihre Der- wiſche, ihre Kalender, ihre Edhemis und andere Moͤnchsorden, die ſo, wie unſere Kapuziner, Fran- ziskaner, Auguſtiner, Bernhardiner, Benediktiner und Jeſuiten, ſich der Keuſchheit und Froͤmmigkeit, dem Luͤgen und Truͤgen, und dem Faullenzen und Betteln geheiliget haben. Die tuͤrkiſchen Edhemis verdienen jedoch vor manchen ihrer katholiſchen und griechiſchen Amtsbruͤder einen Vorzug. Sie woh- nen in Einoͤden und Wildniſſen, und leben aͤuſſerſt enthaltſam von nichts als Gerſtenbrodt und Waſ- ſer. Jhre Haͤnde ſind immer geoͤffnet, ſeltner um zu empfangen, als um zu geben, und zwar einem Jeden, der es bedarf, ſei er, welches Volkes und welches Glaubens er wolle. Freilich gewinnen ſie Alles, was ſie den Duͤrftigen ſchenken, durch Bet- teln; allein welcher Chriſt wuͤrde ihnen, die oft mit ihrer einzigen ſchlechten Bekleidung einen verun- gluͤckten Unglaͤubigen bedecken, und ſich ſelbſt der Kaͤlte, dem Sturm, dem Regen und den gluͤhenden
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Soͤhne zeugen duͤrfen? Moͤgen alſo immerhin die
ehrwuͤrdigen Vaͤter des Karmeliterordens Recht
haben, wenn ſie den Propheten Elias fuͤr ihren er-
ſten Abt und Stammvater halten, und ſogar glau-
ben, daß auch Chriſtus und ſeine Apoſtel Karme-
litermoͤnche waren; allein daß alle Propheten
daſſelbe geweſen, wie ſie behaupten, iſt durchaus
gegen die Schrift, und der muͤſſen wir doch glauben.
Die Muhamedaner haben gleichfalls ihre Der-
wiſche, ihre Kalender, ihre Edhemis und andere
Moͤnchsorden, die ſo, wie unſere Kapuziner, Fran-
ziskaner, Auguſtiner, Bernhardiner, Benediktiner
und Jeſuiten, ſich der Keuſchheit und Froͤmmigkeit,
dem Luͤgen und Truͤgen, und dem Faullenzen und
Betteln geheiliget haben. Die tuͤrkiſchen Edhemis
verdienen jedoch vor manchen ihrer katholiſchen und
griechiſchen Amtsbruͤder einen Vorzug. Sie woh-
nen in Einoͤden und Wildniſſen, und leben aͤuſſerſt
enthaltſam von nichts als Gerſtenbrodt und Waſ-
ſer. Jhre Haͤnde ſind immer geoͤffnet, ſeltner um
zu empfangen, als um zu geben, und zwar einem
Jeden, der es bedarf, ſei er, welches Volkes und
welches Glaubens er wolle. Freilich gewinnen ſie
Alles, was ſie den Duͤrftigen ſchenken, durch Bet-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/280>, abgerufen am 21.11.2024.
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