Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

Strahlen der Sonne bloß stellen, welcher Christ
würde ihnen wohl eine Gabe verweigern? Nicht
lieber ihnen ein Almosen reichen, als den unwür-
digen Bettelmönchen, die zur Schande des Christen-
thums und unsers Jahrhunderts in manchen Län-
dern Schaarenweise umherschwärmen, das unglück-
liche, verblendete Volk bethören und bedrücken,
und die Wohlthaten, oder vielmehr die geraubten
Güter, die sie wirklichen und würdigern Armen
entreissen, und oft selbst von Armen erpressen,
in ihren heiligen Schlupfwinkeln verschwelgen?

Anfangs wollte ich in diesem Buche das Klo-
sterunwesen mit Stillschweigen übergehen. Jch be-
trachtete Mönche und Nonnen als Sterbende, und
des Sterbenden muß man nicht spotten. Die neu-
ern Ereignisse haben aber gezeigt, und selbst in dem
Lande, wo ich dies schreibe, sieht man täglich, daß
das Befinden der Männer Gottes in den Kutten
gar so übel nicht ist; daß sie noch sehr eifrig, wo
sie nur können, sowohl für sich selbst, als für gei-
stiges und weltliches Zwingherrnthum wirken, und
daß sie gerade eine der kräftigsten Stützen des
Reichs der Finsterniß sind. Wenn auch keiner die-
ser heiligen Männer mein profanes Buch berühren
wird; so kann es doch vielleicht Leser finden, die
auf die fortdauernden Bestrebungen des Pfaffen-
und Mönchthums aufmerksam gemacht, denselben
entgegen wirken können. Daher werde ich einige

III. Bändchen. 24

Strahlen der Sonne bloß ſtellen, welcher Chriſt
wuͤrde ihnen wohl eine Gabe verweigern? Nicht
lieber ihnen ein Almoſen reichen, als den unwuͤr-
digen Bettelmoͤnchen, die zur Schande des Chriſten-
thums und unſers Jahrhunderts in manchen Laͤn-
dern Schaarenweiſe umherſchwaͤrmen, das ungluͤck-
liche, verblendete Volk bethoͤren und bedruͤcken,
und die Wohlthaten, oder vielmehr die geraubten
Guͤter, die ſie wirklichen und wuͤrdigern Armen
entreiſſen, und oft ſelbſt von Armen erpreſſen,
in ihren heiligen Schlupfwinkeln verſchwelgen?

Anfangs wollte ich in dieſem Buche das Klo-
ſterunweſen mit Stillſchweigen uͤbergehen. Jch be-
trachtete Moͤnche und Nonnen als Sterbende, und
des Sterbenden muß man nicht ſpotten. Die neu-
ern Ereigniſſe haben aber gezeigt, und ſelbſt in dem
Lande, wo ich dies ſchreibe, ſieht man taͤglich, daß
das Befinden der Maͤnner Gottes in den Kutten
gar ſo uͤbel nicht iſt; daß ſie noch ſehr eifrig, wo
ſie nur koͤnnen, ſowohl fuͤr ſich ſelbſt, als fuͤr gei-
ſtiges und weltliches Zwingherrnthum wirken, und
daß ſie gerade eine der kraͤftigſten Stuͤtzen des
Reichs der Finſterniß ſind. Wenn auch keiner die-
ſer heiligen Maͤnner mein profanes Buch beruͤhren
wird; ſo kann es doch vielleicht Leſer finden, die
auf die fortdauernden Beſtrebungen des Pfaffen-
und Moͤnchthums aufmerkſam gemacht, denſelben
entgegen wirken koͤnnen. Daher werde ich einige

III. Baͤndchen. 24
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0281" n="281"/>
Strahlen der Sonne bloß &#x017F;tellen, welcher Chri&#x017F;t<lb/>
wu&#x0364;rde ihnen wohl eine Gabe verweigern? Nicht<lb/>
lieber ihnen ein Almo&#x017F;en reichen, als den unwu&#x0364;r-<lb/>
digen Bettelmo&#x0364;nchen, die zur Schande des Chri&#x017F;ten-<lb/>
thums und un&#x017F;ers Jahrhunderts in manchen La&#x0364;n-<lb/>
dern Schaarenwei&#x017F;e umher&#x017F;chwa&#x0364;rmen, das unglu&#x0364;ck-<lb/>
liche, verblendete Volk betho&#x0364;ren und bedru&#x0364;cken,<lb/>
und die Wohlthaten, oder vielmehr die geraubten<lb/>
Gu&#x0364;ter, die &#x017F;ie wirklichen und wu&#x0364;rdigern Armen<lb/>
entrei&#x017F;&#x017F;en, und oft &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#g">von Armen</hi> erpre&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
in ihren heiligen Schlupfwinkeln ver&#x017F;chwelgen?</p><lb/>
        <p>Anfangs wollte ich in die&#x017F;em Buche das Klo-<lb/>
&#x017F;terunwe&#x017F;en mit Still&#x017F;chweigen u&#x0364;bergehen. Jch be-<lb/>
trachtete Mo&#x0364;nche und Nonnen als Sterbende, und<lb/>
des Sterbenden muß man nicht &#x017F;potten. Die neu-<lb/>
ern Ereigni&#x017F;&#x017F;e haben aber gezeigt, und &#x017F;elb&#x017F;t in dem<lb/>
Lande, wo ich dies &#x017F;chreibe, &#x017F;ieht man ta&#x0364;glich, daß<lb/>
das Befinden der Ma&#x0364;nner Gottes in den Kutten<lb/>
gar &#x017F;o u&#x0364;bel nicht i&#x017F;t; daß &#x017F;ie noch &#x017F;ehr eifrig, wo<lb/>
&#x017F;ie nur ko&#x0364;nnen, &#x017F;owohl fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, als fu&#x0364;r gei-<lb/>
&#x017F;tiges und weltliches Zwingherrnthum wirken, und<lb/>
daß &#x017F;ie gerade eine der kra&#x0364;ftig&#x017F;ten Stu&#x0364;tzen des<lb/>
Reichs der Fin&#x017F;terniß &#x017F;ind. Wenn auch keiner die-<lb/>
&#x017F;er heiligen Ma&#x0364;nner mein profanes Buch beru&#x0364;hren<lb/>
wird; &#x017F;o kann es doch vielleicht Le&#x017F;er finden, die<lb/>
auf die fortdauernden Be&#x017F;trebungen des Pfaffen-<lb/>
und Mo&#x0364;nchthums aufmerk&#x017F;am gemacht, den&#x017F;elben<lb/>
entgegen wirken ko&#x0364;nnen. Daher werde ich einige<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ba&#x0364;ndchen. 24</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0281] Strahlen der Sonne bloß ſtellen, welcher Chriſt wuͤrde ihnen wohl eine Gabe verweigern? Nicht lieber ihnen ein Almoſen reichen, als den unwuͤr- digen Bettelmoͤnchen, die zur Schande des Chriſten- thums und unſers Jahrhunderts in manchen Laͤn- dern Schaarenweiſe umherſchwaͤrmen, das ungluͤck- liche, verblendete Volk bethoͤren und bedruͤcken, und die Wohlthaten, oder vielmehr die geraubten Guͤter, die ſie wirklichen und wuͤrdigern Armen entreiſſen, und oft ſelbſt von Armen erpreſſen, in ihren heiligen Schlupfwinkeln verſchwelgen? Anfangs wollte ich in dieſem Buche das Klo- ſterunweſen mit Stillſchweigen uͤbergehen. Jch be- trachtete Moͤnche und Nonnen als Sterbende, und des Sterbenden muß man nicht ſpotten. Die neu- ern Ereigniſſe haben aber gezeigt, und ſelbſt in dem Lande, wo ich dies ſchreibe, ſieht man taͤglich, daß das Befinden der Maͤnner Gottes in den Kutten gar ſo uͤbel nicht iſt; daß ſie noch ſehr eifrig, wo ſie nur koͤnnen, ſowohl fuͤr ſich ſelbſt, als fuͤr gei- ſtiges und weltliches Zwingherrnthum wirken, und daß ſie gerade eine der kraͤftigſten Stuͤtzen des Reichs der Finſterniß ſind. Wenn auch keiner die- ſer heiligen Maͤnner mein profanes Buch beruͤhren wird; ſo kann es doch vielleicht Leſer finden, die auf die fortdauernden Beſtrebungen des Pfaffen- und Moͤnchthums aufmerkſam gemacht, denſelben entgegen wirken koͤnnen. Daher werde ich einige III. Baͤndchen. 24

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/281
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/281>, abgerufen am 09.06.2024.