man, war dem Scepter vieler weltlichen Gebieter sehr vorzuziehen. Die Regierung der ersten war in der Regel sanft und friedlich. Die Geistlichen bewiesen sich als Wohlthäter zahlloser Armen, die ohne ihre Hülfe hätten umkommen müssen, und die Klöster, deren Gastfreiheit selbst ihre Feinde fast ohne Ausnahme rühmen müssen, dienten allen Be- drängten und Nothleidenden zum Zufluchtsort." Die Regierung der Chinesen, so despotisch sie ist, verdient unstreitig den Vorzug vor jener der Tür- ken, und so mag auch manche Regierung besser und minder gewesen seyn, als die Herrschaft vieler weltlichen Fürsten. Allein unter der großen Schaar von Erzbischöfen, Bischöfen und Aebten, welche Deutschland seit Karl dem Großen aufzuweisen hat, findet man sehr wenige, die durch wahre Humani- tät, durch Beförderung der geistigen und sittlichen Bildung und des irdischen Wohlstandes der ihnen anvertraueten Völker, durch Duldung und Verträg- lichkeit gegen Andere sich ausgezeichnet hätten. Jhre Sanftmuth und Milde zeigte sich vorzüglich, so wie jene des großen Lama im Batikan, gegen Verbre- cher und Bösewichter, gegen Banditen, Räuber und Mörder. Wüthend, wie Tiger, verfolgten die meisten einen Jeden, der in ihren finstern Schaf- ställen ein Licht anzünden wollte. Die Wohlthätig- keit der Geistlichen und Klöster gegen die zahlrei- chen Armen ihrer Umgebung war überdies nichts
mehr,
man, war dem Scepter vieler weltlichen Gebieter ſehr vorzuziehen. Die Regierung der erſten war in der Regel ſanft und friedlich. Die Geiſtlichen bewieſen ſich als Wohlthaͤter zahlloſer Armen, die ohne ihre Huͤlfe haͤtten umkommen muͤſſen, und die Kloͤſter, deren Gaſtfreiheit ſelbſt ihre Feinde faſt ohne Ausnahme ruͤhmen muͤſſen, dienten allen Be- draͤngten und Nothleidenden zum Zufluchtsort.« Die Regierung der Chineſen, ſo despotiſch ſie iſt, verdient unſtreitig den Vorzug vor jener der Tuͤr- ken, und ſo mag auch manche Regierung beſſer und minder geweſen ſeyn, als die Herrſchaft vieler weltlichen Fuͤrſten. Allein unter der großen Schaar von Erzbiſchoͤfen, Biſchoͤfen und Aebten, welche Deutſchland ſeit Karl dem Großen aufzuweiſen hat, findet man ſehr wenige, die durch wahre Humani- taͤt, durch Befoͤrderung der geiſtigen und ſittlichen Bildung und des irdiſchen Wohlſtandes der ihnen anvertraueten Voͤlker, durch Duldung und Vertraͤg- lichkeit gegen Andere ſich ausgezeichnet haͤtten. Jhre Sanftmuth und Milde zeigte ſich vorzuͤglich, ſo wie jene des großen Lama im Batikan, gegen Verbre- cher und Boͤſewichter, gegen Banditen, Raͤuber und Moͤrder. Wuͤthend, wie Tiger, verfolgten die meiſten einen Jeden, der in ihren finſtern Schaf- ſtaͤllen ein Licht anzuͤnden wollte. Die Wohlthaͤtig- keit der Geiſtlichen und Kloͤſter gegen die zahlrei- chen Armen ihrer Umgebung war uͤberdies nichts
mehr,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0288"n="288"/>
man, war dem Scepter vieler weltlichen Gebieter<lb/>ſehr vorzuziehen. Die Regierung der erſten war<lb/>
in der Regel ſanft und friedlich. Die Geiſtlichen<lb/>
bewieſen ſich als Wohlthaͤter zahlloſer Armen, die<lb/>
ohne ihre Huͤlfe haͤtten umkommen muͤſſen, und die<lb/>
Kloͤſter, deren Gaſtfreiheit ſelbſt ihre Feinde faſt<lb/>
ohne Ausnahme ruͤhmen muͤſſen, dienten allen Be-<lb/>
draͤngten und Nothleidenden zum Zufluchtsort.«<lb/>
Die Regierung der Chineſen, ſo despotiſch ſie iſt,<lb/>
verdient unſtreitig den Vorzug vor jener der Tuͤr-<lb/>
ken, und ſo mag auch manche Regierung beſſer<lb/>
und minder geweſen ſeyn, als die Herrſchaft vieler<lb/>
weltlichen Fuͤrſten. Allein unter der großen Schaar<lb/>
von Erzbiſchoͤfen, Biſchoͤfen und Aebten, welche<lb/>
Deutſchland ſeit Karl dem Großen aufzuweiſen hat,<lb/>
findet man ſehr wenige, die durch wahre Humani-<lb/>
taͤt, durch Befoͤrderung der geiſtigen und ſittlichen<lb/>
Bildung und des irdiſchen Wohlſtandes der ihnen<lb/>
anvertraueten Voͤlker, durch Duldung und Vertraͤg-<lb/>
lichkeit gegen Andere ſich ausgezeichnet haͤtten. Jhre<lb/>
Sanftmuth und Milde zeigte ſich vorzuͤglich, ſo wie<lb/>
jene des großen Lama im Batikan, gegen Verbre-<lb/>
cher und Boͤſewichter, gegen Banditen, Raͤuber<lb/>
und Moͤrder. Wuͤthend, wie Tiger, verfolgten die<lb/>
meiſten einen Jeden, der in ihren finſtern Schaf-<lb/>ſtaͤllen ein Licht anzuͤnden wollte. Die Wohlthaͤtig-<lb/>
keit der Geiſtlichen und Kloͤſter gegen die zahlrei-<lb/>
chen Armen ihrer Umgebung war uͤberdies nichts<lb/><fwplace="bottom"type="catch">mehr,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[288/0288]
man, war dem Scepter vieler weltlichen Gebieter
ſehr vorzuziehen. Die Regierung der erſten war
in der Regel ſanft und friedlich. Die Geiſtlichen
bewieſen ſich als Wohlthaͤter zahlloſer Armen, die
ohne ihre Huͤlfe haͤtten umkommen muͤſſen, und die
Kloͤſter, deren Gaſtfreiheit ſelbſt ihre Feinde faſt
ohne Ausnahme ruͤhmen muͤſſen, dienten allen Be-
draͤngten und Nothleidenden zum Zufluchtsort.«
Die Regierung der Chineſen, ſo despotiſch ſie iſt,
verdient unſtreitig den Vorzug vor jener der Tuͤr-
ken, und ſo mag auch manche Regierung beſſer
und minder geweſen ſeyn, als die Herrſchaft vieler
weltlichen Fuͤrſten. Allein unter der großen Schaar
von Erzbiſchoͤfen, Biſchoͤfen und Aebten, welche
Deutſchland ſeit Karl dem Großen aufzuweiſen hat,
findet man ſehr wenige, die durch wahre Humani-
taͤt, durch Befoͤrderung der geiſtigen und ſittlichen
Bildung und des irdiſchen Wohlſtandes der ihnen
anvertraueten Voͤlker, durch Duldung und Vertraͤg-
lichkeit gegen Andere ſich ausgezeichnet haͤtten. Jhre
Sanftmuth und Milde zeigte ſich vorzuͤglich, ſo wie
jene des großen Lama im Batikan, gegen Verbre-
cher und Boͤſewichter, gegen Banditen, Raͤuber
und Moͤrder. Wuͤthend, wie Tiger, verfolgten die
meiſten einen Jeden, der in ihren finſtern Schaf-
ſtaͤllen ein Licht anzuͤnden wollte. Die Wohlthaͤtig-
keit der Geiſtlichen und Kloͤſter gegen die zahlrei-
chen Armen ihrer Umgebung war uͤberdies nichts
mehr,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/288>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.