Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.mehr, als Schuldigkeit. Sie gaben den Unglück- *) Jch hatte einmal das Glück, mich einer frugalen klösterlichen Bewirthung zu erfreuen. Es war an dem Namenstage eines Abts, der eine große Ge- sellschaft, und auch mehrere Protestanten zu dieser wichtigen Feyer eingeladen hatte. Schon am Mor- gen versammelten wir uns zum Frühstück, welches von acht bis zwölf Uhr dauerte. Alle geistliche Ver- richtungen wurden einstweilen aufgeschoben, und mußten es werden. Nach einer halbstündigen Pau- se begann das Mittagmahl, bei welchem nicht we- niger als sechs verschiedene Arten des kostbarsten III. Bändchen. 25
mehr, als Schuldigkeit. Sie gaben den Ungluͤck- *) Jch hatte einmal das Gluͤck, mich einer frugalen kloͤſterlichen Bewirthung zu erfreuen. Es war an dem Namenstage eines Abts, der eine große Ge- ſellſchaft, und auch mehrere Proteſtanten zu dieſer wichtigen Feyer eingeladen hatte. Schon am Mor- gen verſammelten wir uns zum Fruͤhſtuͤck, welches von acht bis zwoͤlf Uhr dauerte. Alle geiſtliche Ver- richtungen wurden einſtweilen aufgeſchoben, und mußten es werden. Nach einer halbſtuͤndigen Pau- ſe begann das Mittagmahl, bei welchem nicht we- niger als ſechs verſchiedene Arten des koſtbarſten III. Baͤndchen. 25
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mehr, als Schuldigkeit. Sie gaben den Ungluͤck-
lichen ja kaum die Zinſen von dem zuruͤck, was ſie
ihnen und den Jhrigen entriſſen hatten. Die Kloͤ-
ſter waren haͤufig Zufluchtsoͤrter der ſchlechteſten
Menſchen, die Galgen und Rad laͤngſtens verwirkt
hatten; wirklich edeln Maͤnnern, die wegen politi-
ſcher oder religioͤſer Anſichten verfolgt wurden, ei-
nem Hutten, einem Rouſſeau, einem Condorcet
wuͤrde ſich ſchwerlich eine Kloſterpforte geoͤffnet ha-
ben. Die Tugend der Gaſtfreiheit kann man vie-
len Kloͤſtern nicht abſprechen; man muß aber be-
denken, daß die Herren Aebte und Moͤnche gewoͤhn-
lich mit Allem, was dazu erfodert wird, im Ueber-
fluß verſehen ſind, und daß ihnen jede Gelegenheit
ſehr willkommen iſt, wo ſie ihre eigene Trink- und
Eßluſt, und nebenher ihre Neugier nach irdiſchen
Dingen mit chriſtlichem Anſtand befriedigen koͤn-
nen *).
*) Jch hatte einmal das Gluͤck, mich einer frugalen
kloͤſterlichen Bewirthung zu erfreuen. Es war an
dem Namenstage eines Abts, der eine große Ge-
ſellſchaft, und auch mehrere Proteſtanten zu dieſer
wichtigen Feyer eingeladen hatte. Schon am Mor-
gen verſammelten wir uns zum Fruͤhſtuͤck, welches
von acht bis zwoͤlf Uhr dauerte. Alle geiſtliche Ver-
richtungen wurden einſtweilen aufgeſchoben, und
mußten es werden. Nach einer halbſtuͤndigen Pau-
ſe begann das Mittagmahl, bei welchem nicht we-
niger als ſechs verſchiedene Arten des koſtbarſten
III. Baͤndchen. 25
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