Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.Zweck der Geistlichkeit von jeher besser zu statten, verehren, wenn er sich voll Zorn und Unwillen von
jener schändlichen Agnes hinweg wenden muß! Mö- ge auch kein später Enkel von dir den Namen sei- nes unglücklichen Ahnherrn auf die Nachwelt gebracht haben, möge auch keiner deiner Vorfahren und Nachkommen mit Diademen geschmückt worden seyn; dein Name wird nach Jahrtauseuden noch mit Ehr- furcht und heiligem Schauer genannt werden, wenn mancher Kronenträger, der bereits in seinem Leben von Millionen verflucht oder verachtet ward, lange schon vergessen ist. Zweck der Geiſtlichkeit von jeher beſſer zu ſtatten, verehren, wenn er ſich voll Zorn und Unwillen von
jener ſchaͤndlichen Agnes hinweg wenden muß! Moͤ- ge auch kein ſpaͤter Enkel von dir den Namen ſei- nes ungluͤcklichen Ahnherrn auf die Nachwelt gebracht haben, moͤge auch keiner deiner Vorfahren und Nachkommen mit Diademen geſchmuͤckt worden ſeyn; dein Name wird nach Jahrtauſeuden noch mit Ehr- furcht und heiligem Schauer genannt werden, wenn mancher Kronentraͤger, der bereits in ſeinem Leben von Millionen verflucht oder verachtet ward, lange ſchon vergeſſen iſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0302" n="302"/> Zweck der Geiſtlichkeit von jeher beſſer zu ſtatten,<lb/> als der unvernuͤnftige, von Pfaffen ausgeheckte,<lb/> und noch in manchen Laͤndern als Rechtsnorm gel-<lb/> tende Grundſatz: daß alle letztwillige Verordnungen<lb/> und alle Geluͤbde zum Beſten der Geiſtlichkeit und<lb/> frommer Stiftungen nicht der Foͤrmlichkeiten beduͤr-<lb/> fen, die zur Guͤltigkeit aͤhnlicher Verfuͤgungen er-<lb/> forderlich ſind, welche blos zum Vortheil weltlicher<lb/> Perſonen gereichen. Hiedurch ward den Herren<lb/> Beichtvaͤtern ein weites und reiches Feld zur Erndte<lb/> fuͤr ihren Eigennutz geoͤffnet. Man nahm die herr-<lb/> lichen Dogmen in das Chriſtenthum auf: »Alles,<lb/> »was Jhr den Prieſtern und frommen Stiftungen<lb/> »von Eurem oder fremdem Gut zuwendet, das<lb/> »ſieht Gott an, als haͤttet Jhr es Jhm zugewandt.<lb/> »Wer ſeine irdiſche Habe der Geiſtlichkeit vermacht<lb/> »oder ſchenkt, wird dafuͤr im Himmel durch ewige<lb/><note xml:id="seg2pn_14_2" prev="#seg2pn_14_1" place="foot" n="*)">verehren, wenn er ſich voll Zorn und Unwillen von<lb/> jener ſchaͤndlichen Agnes hinweg wenden muß! Moͤ-<lb/> ge auch kein ſpaͤter Enkel von dir den Namen ſei-<lb/> nes ungluͤcklichen Ahnherrn auf die Nachwelt gebracht<lb/> haben, moͤge auch keiner deiner Vorfahren und<lb/> Nachkommen mit Diademen geſchmuͤckt worden ſeyn;<lb/> dein Name wird nach Jahrtauſeuden noch mit Ehr-<lb/> furcht und heiligem Schauer genannt werden, wenn<lb/> mancher Kronentraͤger, der bereits in ſeinem Leben<lb/> von Millionen verflucht oder verachtet ward, lange<lb/> ſchon vergeſſen iſt.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [302/0302]
Zweck der Geiſtlichkeit von jeher beſſer zu ſtatten,
als der unvernuͤnftige, von Pfaffen ausgeheckte,
und noch in manchen Laͤndern als Rechtsnorm gel-
tende Grundſatz: daß alle letztwillige Verordnungen
und alle Geluͤbde zum Beſten der Geiſtlichkeit und
frommer Stiftungen nicht der Foͤrmlichkeiten beduͤr-
fen, die zur Guͤltigkeit aͤhnlicher Verfuͤgungen er-
forderlich ſind, welche blos zum Vortheil weltlicher
Perſonen gereichen. Hiedurch ward den Herren
Beichtvaͤtern ein weites und reiches Feld zur Erndte
fuͤr ihren Eigennutz geoͤffnet. Man nahm die herr-
lichen Dogmen in das Chriſtenthum auf: »Alles,
»was Jhr den Prieſtern und frommen Stiftungen
»von Eurem oder fremdem Gut zuwendet, das
»ſieht Gott an, als haͤttet Jhr es Jhm zugewandt.
»Wer ſeine irdiſche Habe der Geiſtlichkeit vermacht
»oder ſchenkt, wird dafuͤr im Himmel durch ewige
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*) verehren, wenn er ſich voll Zorn und Unwillen von
jener ſchaͤndlichen Agnes hinweg wenden muß! Moͤ-
ge auch kein ſpaͤter Enkel von dir den Namen ſei-
nes ungluͤcklichen Ahnherrn auf die Nachwelt gebracht
haben, moͤge auch keiner deiner Vorfahren und
Nachkommen mit Diademen geſchmuͤckt worden ſeyn;
dein Name wird nach Jahrtauſeuden noch mit Ehr-
furcht und heiligem Schauer genannt werden, wenn
mancher Kronentraͤger, der bereits in ſeinem Leben
von Millionen verflucht oder verachtet ward, lange
ſchon vergeſſen iſt.
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