"Güter belohnt, die weder von Motten, noch von "Rost gefressen werden. Kein Verbrechen ist so "abscheuwerth, keine Sünde so groß, deren Stra- "fen nicht durch Vermächtnisse und Schenkungen an "Priester und Mönche sich abkaufen lassen, denn "diese sind die heiligen Diener des heiligen Gottes; "sie haben die Schlüssel des Himmels und der "Hölle; wem sie die Sünden vergeben, dem sind "sie vergeben; wem sie dieselben behalten, dem sind "sie behalten." Um diesen schändlichen, alle wahre Sittlichkeit untergrabenden Beweggründen zu Ver- mächtnissen und Schenkungen noch größere Kraft zu geben, malte man den armen sterbenden, von Angst und Schmerz gefolterten Sündern die Hölle und das Fegefeuer recht flammend und roth, und den Himmel recht sinnlich und reizend. Man zeigte ihnen den höllischen Schwefelpfuhl voll scheußlicher Drachen, Schlangen und Molche und den grimmi- gen, pferdefüßigen Teufel, wie er mit Geißeln von feurigen Nattern die heulenden, mit den Zähnen klappernden Seelen peitscht. Man ließ die Gläu- bigen durch ihre Einbildungskraft schon auf Erden es fühlen, wie schmerzhaft und unangenehm es seyn muß, von Ewigkeit zu Ewigkeit in Oehl ge- sotten und in brennendem Pech und Schwefel ge- schmort zu werden, während die auserwählten Schäfchen auf Abrahams Schooße in dulci Jubilo ihr unendliches Halleluja singen. Und dies Alles
»Guͤter belohnt, die weder von Motten, noch von »Roſt gefreſſen werden. Kein Verbrechen iſt ſo »abſcheuwerth, keine Suͤnde ſo groß, deren Stra- »fen nicht durch Vermaͤchtniſſe und Schenkungen an »Prieſter und Moͤnche ſich abkaufen laſſen, denn »dieſe ſind die heiligen Diener des heiligen Gottes; »ſie haben die Schluͤſſel des Himmels und der »Hoͤlle; wem ſie die Suͤnden vergeben, dem ſind »ſie vergeben; wem ſie dieſelben behalten, dem ſind »ſie behalten.« Um dieſen ſchaͤndlichen, alle wahre Sittlichkeit untergrabenden Beweggruͤnden zu Ver- maͤchtniſſen und Schenkungen noch groͤßere Kraft zu geben, malte man den armen ſterbenden, von Angſt und Schmerz gefolterten Suͤndern die Hoͤlle und das Fegefeuer recht flammend und roth, und den Himmel recht ſinnlich und reizend. Man zeigte ihnen den hoͤlliſchen Schwefelpfuhl voll ſcheußlicher Drachen, Schlangen und Molche und den grimmi- gen, pferdefuͤßigen Teufel, wie er mit Geißeln von feurigen Nattern die heulenden, mit den Zaͤhnen klappernden Seelen peitſcht. Man ließ die Glaͤu- bigen durch ihre Einbildungskraft ſchon auf Erden es fuͤhlen, wie ſchmerzhaft und unangenehm es ſeyn muß, von Ewigkeit zu Ewigkeit in Oehl ge- ſotten und in brennendem Pech und Schwefel ge- ſchmort zu werden, waͤhrend die auserwaͤhlten Schaͤfchen auf Abrahams Schooße in dulci Jubilo ihr unendliches Halleluja ſingen. Und dies Alles
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»Guͤter belohnt, die weder von Motten, noch von
»Roſt gefreſſen werden. Kein Verbrechen iſt ſo
»abſcheuwerth, keine Suͤnde ſo groß, deren Stra-
»fen nicht durch Vermaͤchtniſſe und Schenkungen an
»Prieſter und Moͤnche ſich abkaufen laſſen, denn
»dieſe ſind die heiligen Diener des heiligen Gottes;
»ſie haben die Schluͤſſel des Himmels und der
»Hoͤlle; wem ſie die Suͤnden vergeben, dem ſind
»ſie vergeben; wem ſie dieſelben behalten, dem ſind
»ſie behalten.« Um dieſen ſchaͤndlichen, alle wahre
Sittlichkeit untergrabenden Beweggruͤnden zu Ver-
maͤchtniſſen und Schenkungen noch groͤßere Kraft
zu geben, malte man den armen ſterbenden, von
Angſt und Schmerz gefolterten Suͤndern die Hoͤlle
und das Fegefeuer recht flammend und roth, und
den Himmel recht ſinnlich und reizend. Man zeigte
ihnen den hoͤlliſchen Schwefelpfuhl voll ſcheußlicher
Drachen, Schlangen und Molche und den grimmi-
gen, pferdefuͤßigen Teufel, wie er mit Geißeln von
feurigen Nattern die heulenden, mit den Zaͤhnen
klappernden Seelen peitſcht. Man ließ die Glaͤu-
bigen durch ihre Einbildungskraft ſchon auf Erden
es fuͤhlen, wie ſchmerzhaft und unangenehm es
ſeyn muß, von Ewigkeit zu Ewigkeit in Oehl ge-
ſotten und in brennendem Pech und Schwefel ge-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/303>, abgerufen am 22.11.2024.
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