Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

niemals gedacht hatte, wurde außerdem wohl nicht
von ihnen untergeschoben, da ihr Zeugniß von ho-
hem und niederm Pöbel als über alle Zweifel er-
haben (omni exceptione major) betrachtet ward,
und jede Verfügung, die ihnen zum Vortheil ge-
reichte, aller sonst üblichen Förmlichkeiten entbehren
konnte? Unter Verhältnissen der Art war es kein
Wunder, daß die Geistlichkeit in vielen Gegenden
sehr schnell ungeheure Ländereien und Reichthümer
an sich riß, deren echtmäßige Erben nachher häu-
fig als Sklaven und Knechte die Aecker besäen
mußten, die man ihren Vorfahren und ihnen auf
das Schändlichste abgelogen und geraubt hatte.

Dort, wo vernünftige Ansichten und Liebe für
die Seinigen manchen Wohlhabenden zurückhielten,
aus mißverstandener Frömmigkeit oder aus Furcht
vor den Strafen begangener Sünden sein Eigen-
thum den Eulenklauen habgieriger Bonzen zu über-
liefern; dort bediente diese Basiliskenbrut sich an-
derer Mittel, ihre Zwecke zu erreichen. Gatten
wurden mit ihren Gatten, Eltern mit ihren Kin-
dern, Verwandte mit ihren Verwandten entzweiet,
damit Gottes Diener mit und ohne Kutten sich in
die Stelle der rechtmäßigen Erben eindrängen konn-
ten, denn die Geschichte bestätigt es auf allen ih-
ren Blättern, daß Abrahams weißer Saame unter
Priestern und Mönchen sich auf Erbschleicherei fast
besser versteht, als Vater Jakob gesegneten Anden-

III. Bändchen. 26

niemals gedacht hatte, wurde außerdem wohl nicht
von ihnen untergeſchoben, da ihr Zeugniß von ho-
hem und niederm Poͤbel als uͤber alle Zweifel er-
haben (omni exceptione major) betrachtet ward,
und jede Verfuͤgung, die ihnen zum Vortheil ge-
reichte, aller ſonſt uͤblichen Foͤrmlichkeiten entbehren
konnte? Unter Verhaͤltniſſen der Art war es kein
Wunder, daß die Geiſtlichkeit in vielen Gegenden
ſehr ſchnell ungeheure Laͤndereien und Reichthuͤmer
an ſich riß, deren echtmaͤßige Erben nachher haͤu-
fig als Sklaven und Knechte die Aecker beſaͤen
mußten, die man ihren Vorfahren und ihnen auf
das Schaͤndlichſte abgelogen und geraubt hatte.

Dort, wo vernuͤnftige Anſichten und Liebe fuͤr
die Seinigen manchen Wohlhabenden zuruͤckhielten,
aus mißverſtandener Froͤmmigkeit oder aus Furcht
vor den Strafen begangener Suͤnden ſein Eigen-
thum den Eulenklauen habgieriger Bonzen zu uͤber-
liefern; dort bediente dieſe Baſiliskenbrut ſich an-
derer Mittel, ihre Zwecke zu erreichen. Gatten
wurden mit ihren Gatten, Eltern mit ihren Kin-
dern, Verwandte mit ihren Verwandten entzweiet,
damit Gottes Diener mit und ohne Kutten ſich in
die Stelle der rechtmaͤßigen Erben eindraͤngen konn-
ten, denn die Geſchichte beſtaͤtigt es auf allen ih-
ren Blaͤttern, daß Abrahams weißer Saame unter
Prieſtern und Moͤnchen ſich auf Erbſchleicherei faſt
beſſer verſteht, als Vater Jakob geſegneten Anden-

III. Baͤndchen. 26
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0305" n="305"/>
niemals gedacht hatte, wurde außerdem wohl nicht<lb/>
von ihnen unterge&#x017F;choben, da ihr Zeugniß von ho-<lb/>
hem und niederm Po&#x0364;bel als u&#x0364;ber alle Zweifel er-<lb/>
haben (<hi rendition="#aq">omni exceptione major</hi>) betrachtet ward,<lb/>
und jede Verfu&#x0364;gung, die ihnen zum Vortheil ge-<lb/>
reichte, aller &#x017F;on&#x017F;t u&#x0364;blichen Fo&#x0364;rmlichkeiten entbehren<lb/>
konnte? Unter Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en der Art war es kein<lb/>
Wunder, daß die Gei&#x017F;tlichkeit in vielen Gegenden<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;chnell ungeheure La&#x0364;ndereien und Reichthu&#x0364;mer<lb/>
an &#x017F;ich riß, deren echtma&#x0364;ßige Erben nachher ha&#x0364;u-<lb/>
fig als Sklaven und Knechte die Aecker be&#x017F;a&#x0364;en<lb/>
mußten, die man ihren Vorfahren und ihnen auf<lb/>
das Scha&#x0364;ndlich&#x017F;te abgelogen und geraubt hatte.</p><lb/>
        <p>Dort, wo vernu&#x0364;nftige An&#x017F;ichten und Liebe fu&#x0364;r<lb/>
die Seinigen manchen Wohlhabenden zuru&#x0364;ckhielten,<lb/>
aus mißver&#x017F;tandener Fro&#x0364;mmigkeit oder aus Furcht<lb/>
vor den Strafen begangener Su&#x0364;nden &#x017F;ein Eigen-<lb/>
thum den Eulenklauen habgieriger Bonzen zu u&#x0364;ber-<lb/>
liefern; dort bediente die&#x017F;e Ba&#x017F;iliskenbrut &#x017F;ich an-<lb/>
derer Mittel, ihre Zwecke zu erreichen. Gatten<lb/>
wurden mit ihren Gatten, Eltern mit ihren Kin-<lb/>
dern, Verwandte mit ihren Verwandten entzweiet,<lb/>
damit Gottes Diener mit und ohne Kutten &#x017F;ich in<lb/>
die Stelle der rechtma&#x0364;ßigen Erben eindra&#x0364;ngen konn-<lb/>
ten, denn die Ge&#x017F;chichte be&#x017F;ta&#x0364;tigt es auf allen ih-<lb/>
ren Bla&#x0364;ttern, daß Abrahams weißer Saame unter<lb/>
Prie&#x017F;tern und Mo&#x0364;nchen &#x017F;ich auf Erb&#x017F;chleicherei fa&#x017F;t<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er ver&#x017F;teht, als Vater Jakob ge&#x017F;egneten Anden-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ba&#x0364;ndchen. 26</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[305/0305] niemals gedacht hatte, wurde außerdem wohl nicht von ihnen untergeſchoben, da ihr Zeugniß von ho- hem und niederm Poͤbel als uͤber alle Zweifel er- haben (omni exceptione major) betrachtet ward, und jede Verfuͤgung, die ihnen zum Vortheil ge- reichte, aller ſonſt uͤblichen Foͤrmlichkeiten entbehren konnte? Unter Verhaͤltniſſen der Art war es kein Wunder, daß die Geiſtlichkeit in vielen Gegenden ſehr ſchnell ungeheure Laͤndereien und Reichthuͤmer an ſich riß, deren echtmaͤßige Erben nachher haͤu- fig als Sklaven und Knechte die Aecker beſaͤen mußten, die man ihren Vorfahren und ihnen auf das Schaͤndlichſte abgelogen und geraubt hatte. Dort, wo vernuͤnftige Anſichten und Liebe fuͤr die Seinigen manchen Wohlhabenden zuruͤckhielten, aus mißverſtandener Froͤmmigkeit oder aus Furcht vor den Strafen begangener Suͤnden ſein Eigen- thum den Eulenklauen habgieriger Bonzen zu uͤber- liefern; dort bediente dieſe Baſiliskenbrut ſich an- derer Mittel, ihre Zwecke zu erreichen. Gatten wurden mit ihren Gatten, Eltern mit ihren Kin- dern, Verwandte mit ihren Verwandten entzweiet, damit Gottes Diener mit und ohne Kutten ſich in die Stelle der rechtmaͤßigen Erben eindraͤngen konn- ten, denn die Geſchichte beſtaͤtigt es auf allen ih- ren Blaͤttern, daß Abrahams weißer Saame unter Prieſtern und Moͤnchen ſich auf Erbſchleicherei faſt beſſer verſteht, als Vater Jakob geſegneten Anden- III. Baͤndchen. 26

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/305
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/305>, abgerufen am 21.11.2024.