stens das Hausiren mit jenen sehr schädlichen Waa- ren ernstlich zu hindern.
Es mag sehr bequem seyn, aber ohne Zweifel ist es auch sehr unartig, auf Kosten anderer ehrli- cher Leute, die im Schweiß ihres Angesichts ihr Brod essen müssen, leben, faullenzen und in den Himmel kommen zu wollen. Jeder Arme und Noth- leidende, und wäre sein Unglück sogar von ihm selbst verschuldet, hat Anspruch auf das Mitleid und die Hülfe seiner Mitbrüder; aber nicht der schwelgerische Mönch, der in seinem Kloster alles Nöthige findet, um sich in heiligem Müssiggang wohlthun und mästen zu können, und der muthwil- lig, blos aus Aberglauben und Arbeitscheu das alberne Gelübde that, kein nützliches und thätiges Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu seyn.
Messelesen und Beichtehören sind jedoch zwei wichtige und nützliche Geschäfte, ohne welche das Wohl der Menschheit schwerlich bestehen könnte, und selbst die Weltpriester bezeugen, daß ihre from- men Halbbrüder in den Kutten sich recht eifrig und manchmal über die Gebühr hinzu drängen, wenn eine gut bezahlte Messe zu lesen, oder eine lange, alberne und einträgliche Beichte zu hören ist. Das Mein und Dein ist bei den Mönchen, die sich durch eidliche Gelübde zur Armuth verpflichtet haben, ein eben so wichtiger Zankapfel, wie bei den frommen Hebräern, die Gold und Silber und gute Papiere
ſtens das Hauſiren mit jenen ſehr ſchaͤdlichen Waa- ren ernſtlich zu hindern.
Es mag ſehr bequem ſeyn, aber ohne Zweifel iſt es auch ſehr unartig, auf Koſten anderer ehrli- cher Leute, die im Schweiß ihres Angeſichts ihr Brod eſſen muͤſſen, leben, faullenzen und in den Himmel kommen zu wollen. Jeder Arme und Noth- leidende, und waͤre ſein Ungluͤck ſogar von ihm ſelbſt verſchuldet, hat Anſpruch auf das Mitleid und die Huͤlfe ſeiner Mitbruͤder; aber nicht der ſchwelgeriſche Moͤnch, der in ſeinem Kloſter alles Noͤthige findet, um ſich in heiligem Muͤſſiggang wohlthun und maͤſten zu koͤnnen, und der muthwil- lig, blos aus Aberglauben und Arbeitſcheu das alberne Geluͤbde that, kein nuͤtzliches und thaͤtiges Mitglied der menſchlichen Geſellſchaft zu ſeyn.
Meſſeleſen und Beichtehoͤren ſind jedoch zwei wichtige und nuͤtzliche Geſchaͤfte, ohne welche das Wohl der Menſchheit ſchwerlich beſtehen koͤnnte, und ſelbſt die Weltprieſter bezeugen, daß ihre from- men Halbbruͤder in den Kutten ſich recht eifrig und manchmal uͤber die Gebuͤhr hinzu draͤngen, wenn eine gut bezahlte Meſſe zu leſen, oder eine lange, alberne und eintraͤgliche Beichte zu hoͤren iſt. Das Mein und Dein iſt bei den Moͤnchen, die ſich durch eidliche Geluͤbde zur Armuth verpflichtet haben, ein eben ſo wichtiger Zankapfel, wie bei den frommen Hebraͤern, die Gold und Silber und gute Papiere
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ſtens das Hauſiren mit jenen ſehr ſchaͤdlichen Waa-
ren ernſtlich zu hindern.
Es mag ſehr bequem ſeyn, aber ohne Zweifel
iſt es auch ſehr unartig, auf Koſten anderer ehrli-
cher Leute, die im Schweiß ihres Angeſichts ihr
Brod eſſen muͤſſen, leben, faullenzen und in den
Himmel kommen zu wollen. Jeder Arme und Noth-
leidende, und waͤre ſein Ungluͤck ſogar von ihm
ſelbſt verſchuldet, hat Anſpruch auf das Mitleid
und die Huͤlfe ſeiner Mitbruͤder; aber nicht der
ſchwelgeriſche Moͤnch, der in ſeinem Kloſter alles
Noͤthige findet, um ſich in heiligem Muͤſſiggang
wohlthun und maͤſten zu koͤnnen, und der muthwil-
lig, blos aus Aberglauben und Arbeitſcheu das
alberne Geluͤbde that, kein nuͤtzliches und thaͤtiges
Mitglied der menſchlichen Geſellſchaft zu ſeyn.
Meſſeleſen und Beichtehoͤren ſind jedoch
zwei wichtige und nuͤtzliche Geſchaͤfte, ohne welche
das Wohl der Menſchheit ſchwerlich beſtehen koͤnnte,
und ſelbſt die Weltprieſter bezeugen, daß ihre from-
men Halbbruͤder in den Kutten ſich recht eifrig und
manchmal uͤber die Gebuͤhr hinzu draͤngen, wenn
eine gut bezahlte Meſſe zu leſen, oder eine lange,
alberne und eintraͤgliche Beichte zu hoͤren iſt. Das
Mein und Dein iſt bei den Moͤnchen, die ſich durch
eidliche Geluͤbde zur Armuth verpflichtet haben, ein
eben ſo wichtiger Zankapfel, wie bei den frommen
Hebraͤern, die Gold und Silber und gute Papiere
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/317>, abgerufen am 21.11.2024.
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