die dunkle Nacht doch ewig dauern zu lassen, denn im Dunkeln ist ja gut Munkeln und auch gut Herr- schen und -- Schinden. Selbst dort, wo weise und geistvolle Fürsten, die lieber im Licht, als in der Finsterniß wandeln; die lieber achtungs- und ehrenwerrhe Leiter vernünftiger und gebildeter We- sen, als dumme, verächtliche Schaf- Gänse- und Sauhirten seyn wollen, durch freisinnige, den Rech- ten und den Bedürfnissen der Völker entsprechende Verfassungen und Anstalten Aufklärung und Men- schenwohl zu fördern und zu sichern suchen; selbst dort möchten jene Basilisken mit ihren Habichts- und Eulenklauen hinein greifen, um das schöne Band zu zerreißen, was die Regierenden und Re- gierten umschlingt, und das Licht zu verlöschen, weil sie fürchten, es möchte auch ein Schimmer davon in ihre Kerker und Viehställe eindringen, und weil sie sich zu dumm, zu schlecht, zu nichts- würdig und zu kopflos fühlen, um sich anders, als nur im Dunkeln auf ihrer Höhe halten zu können.
Man sagt: Erbadel und Geistlichkeit, als be- vorzügte Stände, sind die sichersten Stützen der Throne. Alberne Thorheit!
Nicht Adel, nicht Geistliche Sichern die steile Höh, Wo Fürsten stehn! Liebe des Volkes kann's, Liebe des freien Mann's.
die dunkle Nacht doch ewig dauern zu laſſen, denn im Dunkeln iſt ja gut Munkeln und auch gut Herr- ſchen und — Schinden. Selbſt dort, wo weiſe und geiſtvolle Fuͤrſten, die lieber im Licht, als in der Finſterniß wandeln; die lieber achtungs- und ehrenwerrhe Leiter vernuͤnftiger und gebildeter We- ſen, als dumme, veraͤchtliche Schaf- Gaͤnſe- und Sauhirten ſeyn wollen, durch freiſinnige, den Rech- ten und den Beduͤrfniſſen der Voͤlker entſprechende Verfaſſungen und Anſtalten Aufklaͤrung und Men- ſchenwohl zu foͤrdern und zu ſichern ſuchen; ſelbſt dort moͤchten jene Baſilisken mit ihren Habichts- und Eulenklauen hinein greifen, um das ſchoͤne Band zu zerreißen, was die Regierenden und Re- gierten umſchlingt, und das Licht zu verloͤſchen, weil ſie fuͤrchten, es moͤchte auch ein Schimmer davon in ihre Kerker und Viehſtaͤlle eindringen, und weil ſie ſich zu dumm, zu ſchlecht, zu nichts- wuͤrdig und zu kopflos fuͤhlen, um ſich anders, als nur im Dunkeln auf ihrer Hoͤhe halten zu koͤnnen.
Man ſagt: Erbadel und Geiſtlichkeit, als be- vorzuͤgte Staͤnde, ſind die ſicherſten Stuͤtzen der Throne. Alberne Thorheit!
Nicht Adel, nicht Geiſtliche Sichern die ſteile Hoͤh, Wo Fuͤrſten ſtehn! Liebe des Volkes kann’s, Liebe des freien Mann’s.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0343"n="343"/>
die dunkle Nacht doch ewig dauern zu laſſen, denn<lb/>
im Dunkeln iſt ja gut Munkeln und auch gut Herr-<lb/>ſchen und — Schinden. Selbſt dort, wo weiſe<lb/>
und geiſtvolle Fuͤrſten, die lieber im Licht, als in<lb/>
der Finſterniß wandeln; die lieber achtungs- und<lb/>
ehrenwerrhe Leiter vernuͤnftiger und gebildeter We-<lb/>ſen, als dumme, veraͤchtliche Schaf- Gaͤnſe- und<lb/>
Sauhirten ſeyn wollen, durch freiſinnige, den Rech-<lb/>
ten und den Beduͤrfniſſen der Voͤlker entſprechende<lb/>
Verfaſſungen und Anſtalten Aufklaͤrung und Men-<lb/>ſchenwohl zu foͤrdern und zu ſichern ſuchen; ſelbſt<lb/>
dort moͤchten jene Baſilisken mit ihren Habichts-<lb/>
und Eulenklauen hinein greifen, um das ſchoͤne<lb/>
Band zu zerreißen, was die Regierenden und Re-<lb/>
gierten umſchlingt, und das Licht zu verloͤſchen,<lb/>
weil ſie fuͤrchten, es moͤchte auch ein Schimmer<lb/>
davon in ihre Kerker und Viehſtaͤlle eindringen,<lb/>
und weil ſie ſich zu dumm, zu ſchlecht, zu nichts-<lb/>
wuͤrdig und zu kopflos fuͤhlen, um ſich anders,<lb/>
als nur im Dunkeln auf ihrer Hoͤhe halten zu<lb/>
koͤnnen.</p><lb/><p>Man ſagt: Erbadel und Geiſtlichkeit, als be-<lb/>
vorzuͤgte Staͤnde, ſind die ſicherſten Stuͤtzen der<lb/>
Throne. Alberne Thorheit!</p><lb/><lgtype="poem"><l>Nicht Adel, nicht Geiſtliche</l><lb/><l>Sichern die ſteile Hoͤh,</l><lb/><l>Wo Fuͤrſten ſtehn!</l><lb/><l>Liebe des Volkes kann’s,</l><lb/><l>Liebe des freien Mann’s.</l></lg><lb/></div></body></text></TEI>
[343/0343]
die dunkle Nacht doch ewig dauern zu laſſen, denn
im Dunkeln iſt ja gut Munkeln und auch gut Herr-
ſchen und — Schinden. Selbſt dort, wo weiſe
und geiſtvolle Fuͤrſten, die lieber im Licht, als in
der Finſterniß wandeln; die lieber achtungs- und
ehrenwerrhe Leiter vernuͤnftiger und gebildeter We-
ſen, als dumme, veraͤchtliche Schaf- Gaͤnſe- und
Sauhirten ſeyn wollen, durch freiſinnige, den Rech-
ten und den Beduͤrfniſſen der Voͤlker entſprechende
Verfaſſungen und Anſtalten Aufklaͤrung und Men-
ſchenwohl zu foͤrdern und zu ſichern ſuchen; ſelbſt
dort moͤchten jene Baſilisken mit ihren Habichts-
und Eulenklauen hinein greifen, um das ſchoͤne
Band zu zerreißen, was die Regierenden und Re-
gierten umſchlingt, und das Licht zu verloͤſchen,
weil ſie fuͤrchten, es moͤchte auch ein Schimmer
davon in ihre Kerker und Viehſtaͤlle eindringen,
und weil ſie ſich zu dumm, zu ſchlecht, zu nichts-
wuͤrdig und zu kopflos fuͤhlen, um ſich anders,
als nur im Dunkeln auf ihrer Hoͤhe halten zu
koͤnnen.
Man ſagt: Erbadel und Geiſtlichkeit, als be-
vorzuͤgte Staͤnde, ſind die ſicherſten Stuͤtzen der
Throne. Alberne Thorheit!
Nicht Adel, nicht Geiſtliche
Sichern die ſteile Hoͤh,
Wo Fuͤrſten ſtehn!
Liebe des Volkes kann’s,
Liebe des freien Mann’s.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/343>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.