Wer hat wohl mehrere Thronen gestürzt, und meh- rere Fürsten, theils gute, theils schlimme, gemor- det, als Pfaffen, Adel und -- stehende Heere, auf welche herrschgierige, mit der Geschichte sehr unbe- kannte Zwingherren ein so großes Vertrauen setzen!
Auch die Bourbons schienen zu glauben, daß ein eigennütziger, stolzer, üppiger, verschwenderi- scher Adel, eine eben so habsüchtige, als mächtige Geistlichkeit, in geistige und leibliche Sklavenketten geschmiedete Bauern, verarmte und in Lumpen ge- hüllte Bürger, verhöhnte und zertretene Rechte der Menschheit die sichersten Stützen der Throne wären, und Ludwig XVI, einer der Besten unter den Bourbons, welches freilich kein großes Lob ist, hat für diesen Wahn auf dem Blutgerüste gebüßt. Und was thaten seine weißjüdischen adlichen und geistli- chen Schmarotzer zu seinem Schutze? Sie packten eiligst, als sie für sich die mindeste Gefahr witter- ten, ihre und auch wohl anderer Leute goldene und silberne Geräthe zusammen; liefen, wie Schelme zum Lande hinaus, trieben zu Koblenz, wo sie von einem verächtlichen Pfaffen geschützt wurden, den größten Unfug; machten es nachher zu Blankenburg so arg, daß der Herzog von Braunschweig sie fort- weisen mußte, und Jedermann froh war, als sie von dannen zogen, obgleich sie allen Menschen schuldig blieben. Jn Mietau zeigten sie gleichfalls, daß sie, wie Napolevn sehr richtig bemerkte, auf
Wer hat wohl mehrere Thronen geſtuͤrzt, und meh- rere Fuͤrſten, theils gute, theils ſchlimme, gemor- det, als Pfaffen, Adel und — ſtehende Heere, auf welche herrſchgierige, mit der Geſchichte ſehr unbe- kannte Zwingherren ein ſo großes Vertrauen ſetzen!
Auch die Bourbons ſchienen zu glauben, daß ein eigennuͤtziger, ſtolzer, uͤppiger, verſchwenderi- ſcher Adel, eine eben ſo habſuͤchtige, als maͤchtige Geiſtlichkeit, in geiſtige und leibliche Sklavenketten geſchmiedete Bauern, verarmte und in Lumpen ge- huͤllte Buͤrger, verhoͤhnte und zertretene Rechte der Menſchheit die ſicherſten Stuͤtzen der Throne waͤren, und Ludwig XVI, einer der Beſten unter den Bourbons, welches freilich kein großes Lob iſt, hat fuͤr dieſen Wahn auf dem Blutgeruͤſte gebuͤßt. Und was thaten ſeine weißjuͤdiſchen adlichen und geiſtli- chen Schmarotzer zu ſeinem Schutze? Sie packten eiligſt, als ſie fuͤr ſich die mindeſte Gefahr witter- ten, ihre und auch wohl anderer Leute goldene und ſilberne Geraͤthe zuſammen; liefen, wie Schelme zum Lande hinaus, trieben zu Koblenz, wo ſie von einem veraͤchtlichen Pfaffen geſchuͤtzt wurden, den groͤßten Unfug; machten es nachher zu Blankenburg ſo arg, daß der Herzog von Braunſchweig ſie fort- weiſen mußte, und Jedermann froh war, als ſie von dannen zogen, obgleich ſie allen Menſchen ſchuldig blieben. Jn Mietau zeigten ſie gleichfalls, daß ſie, wie Napolevn ſehr richtig bemerkte, auf
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Wer hat wohl mehrere Thronen geſtuͤrzt, und meh-
rere Fuͤrſten, theils gute, theils ſchlimme, gemor-
det, als Pfaffen, Adel und — ſtehende Heere, auf
welche herrſchgierige, mit der Geſchichte ſehr unbe-
kannte Zwingherren ein ſo großes Vertrauen ſetzen!
Auch die Bourbons ſchienen zu glauben, daß
ein eigennuͤtziger, ſtolzer, uͤppiger, verſchwenderi-
ſcher Adel, eine eben ſo habſuͤchtige, als maͤchtige
Geiſtlichkeit, in geiſtige und leibliche Sklavenketten
geſchmiedete Bauern, verarmte und in Lumpen ge-
huͤllte Buͤrger, verhoͤhnte und zertretene Rechte der
Menſchheit die ſicherſten Stuͤtzen der Throne waͤren,
und Ludwig XVI, einer der Beſten unter den
Bourbons, welches freilich kein großes Lob iſt, hat
fuͤr dieſen Wahn auf dem Blutgeruͤſte gebuͤßt. Und
was thaten ſeine weißjuͤdiſchen adlichen und geiſtli-
chen Schmarotzer zu ſeinem Schutze? Sie packten
eiligſt, als ſie fuͤr ſich die mindeſte Gefahr witter-
ten, ihre und auch wohl anderer Leute goldene und
ſilberne Geraͤthe zuſammen; liefen, wie Schelme
zum Lande hinaus, trieben zu Koblenz, wo ſie von
einem veraͤchtlichen Pfaffen geſchuͤtzt wurden, den
groͤßten Unfug; machten es nachher zu Blankenburg
ſo arg, daß der Herzog von Braunſchweig ſie fort-
weiſen mußte, und Jedermann froh war, als ſie
von dannen zogen, obgleich ſie allen Menſchen
ſchuldig blieben. Jn Mietau zeigten ſie gleichfalls,
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/344>, abgerufen am 21.11.2024.
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