ger und Bauern mit dem Adel gleiche und vielleicht noch größere und drückendere Lasten, als dieser tragen, so müssen sie auch mit ihm gleiche Rechte genießen.
Durch die Mediatisation erhielt Deutschland eine ganz neue Kaste des Adels: die Standes- herren. Man hat diese Maßregel als eine him- melschreiende Ungerechtigkeit getadelt, und sollte die Legitimitätslehre ihre Richtigkeit haben, so ist sie es wirklich; denn wenn jeder Landesherr, vom heiligen Vater zu Rom bis zum Dey von Algier herab, Alles nur "von Gottes Gnaden" ist und besitzt; so hat kein Teufel und noch weniger ein weltlicher legitimer Monarch das Recht, ihm ein Sandkörnchen davon zu entreißen. Die Säku- larisation der geistlichen Besitzungen und die Me- diatisation der ehemaligen weltlichen Unmittelbaren in Deutschland, welche man als rechtmäßig fort- dauern läßt, sind also zwei Maßregeln, die, wie mir dünkt, mit der Lehre von der Legitimität durch- aus im Widerspruch stehen. Daß man die Repub- liken Venedig, Genua und Lucca nicht wieder re- staurirt hat, ist ganz natürlich. Republiken, und wären sie auch keine Frei staaten, sondern Zwangs- staaten, wie Venedig, Genua und Lucca es waren, vertragen sich schlechterdings nicht mit dem gött- lichen monarchischen Prinzip, welches der heilige Geist selbst unsern Diplomaten einge-
ger und Bauern mit dem Adel gleiche und vielleicht noch groͤßere und druͤckendere Laſten, als dieſer tragen, ſo muͤſſen ſie auch mit ihm gleiche Rechte genießen.
Durch die Mediatiſation erhielt Deutſchland eine ganz neue Kaſte des Adels: die Standes- herren. Man hat dieſe Maßregel als eine him- melſchreiende Ungerechtigkeit getadelt, und ſollte die Legitimitaͤtslehre ihre Richtigkeit haben, ſo iſt ſie es wirklich; denn wenn jeder Landesherr, vom heiligen Vater zu Rom bis zum Dey von Algier herab, Alles nur »von Gottes Gnaden« iſt und beſitzt; ſo hat kein Teufel und noch weniger ein weltlicher legitimer Monarch das Recht, ihm ein Sandkoͤrnchen davon zu entreißen. Die Saͤku- lariſation der geiſtlichen Beſitzungen und die Me- diatiſation der ehemaligen weltlichen Unmittelbaren in Deutſchland, welche man als rechtmaͤßig fort- dauern laͤßt, ſind alſo zwei Maßregeln, die, wie mir duͤnkt, mit der Lehre von der Legitimitaͤt durch- aus im Widerſpruch ſtehen. Daß man die Repub- liken Venedig, Genua und Lucca nicht wieder re- ſtaurirt hat, iſt ganz natuͤrlich. Republiken, und waͤren ſie auch keine Frei ſtaaten, ſondern Zwangs- ſtaaten, wie Venedig, Genua und Lucca es waren, vertragen ſich ſchlechterdings nicht mit dem goͤtt- lichen monarchiſchen Prinzip, welches der heilige Geiſt ſelbſt unſern Diplomaten einge-
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ger und Bauern mit dem Adel gleiche und vielleicht
noch groͤßere und druͤckendere Laſten, als dieſer
tragen, ſo muͤſſen ſie auch mit ihm gleiche Rechte
genießen.
Durch die Mediatiſation erhielt Deutſchland
eine ganz neue Kaſte des Adels: die Standes-
herren. Man hat dieſe Maßregel als eine him-
melſchreiende Ungerechtigkeit getadelt, und ſollte die
Legitimitaͤtslehre ihre Richtigkeit haben, ſo iſt ſie
es wirklich; denn wenn jeder Landesherr, vom
heiligen Vater zu Rom bis zum Dey von Algier
herab, Alles nur »von Gottes Gnaden« iſt
und beſitzt; ſo hat kein Teufel und noch weniger
ein weltlicher legitimer Monarch das Recht, ihm
ein Sandkoͤrnchen davon zu entreißen. Die Saͤku-
lariſation der geiſtlichen Beſitzungen und die Me-
diatiſation der ehemaligen weltlichen Unmittelbaren
in Deutſchland, welche man als rechtmaͤßig fort-
dauern laͤßt, ſind alſo zwei Maßregeln, die, wie
mir duͤnkt, mit der Lehre von der Legitimitaͤt durch-
aus im Widerſpruch ſtehen. Daß man die Repub-
liken Venedig, Genua und Lucca nicht wieder re-
ſtaurirt hat, iſt ganz natuͤrlich. Republiken, und
waͤren ſie auch keine Frei ſtaaten, ſondern Zwangs-
ſtaaten, wie Venedig, Genua und Lucca es waren,
vertragen ſich ſchlechterdings nicht mit dem goͤtt-
lichen monarchiſchen Prinzip, welches der
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/354>, abgerufen am 18.12.2024.
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