Verfasser," die so manche Feder darüber zerkauet und zerstampft, so manchen kostbaren Bogen Conceptpapier verschrieben haben, wenn jene Jdeen und Ansichten, die sie dem Publikum blos als Geheimnisse unter dem Siegel der streng- sten Verschwiegenheit anvertrauen woll- ten, so daß jeder Käufer sie nur für seine Person benutzen, das heißt bezahlen und lesen sollte, nicht allein muthwillig ausgeplaudert, sondern sogar durch geschriebene und gedruckte Ko- pieen in der ganzen Welt verbreitet werden? Sie büßen ja dadurch offenbar die Aussicht ein, ihre göttlichen Jdeen und Ansichten, die ihnen oft schon das erste Mal um das Zehnfache zu theuer be- zahlt wurden, noch zwanzig Mal verkaufen zu kön- nen, und müssen, da sie sonst vielleicht zwanzig Auflagen hätten machen können, sich mit neunzehn begnügen. Hieraus wird ganz natürlich der größte Nachtheil für die deutsche Literatur entspringen, denn "die vortrefflichsten und besten un- ter Deutschlands Schriftstellern," d. h. diejenigen, denen es mehr um Ehrensold, als um Ehre, mehr um Geld, als um die Aufklärung, das Glück und das Vergnügen ihrer Mitbürger zu thun ist, werden schweigen; die Literatur wird in Verfall gerathen, weil jene "Herrlichen" sich zurückziehen, und ganz Deutschland wird in die stockfinsterste Barbarei gerathen.
Verfaſſer,« die ſo manche Feder daruͤber zerkauet und zerſtampft, ſo manchen koſtbaren Bogen Conceptpapier verſchrieben haben, wenn jene Jdeen und Anſichten, die ſie dem Publikum blos als Geheimniſſe unter dem Siegel der ſtreng- ſten Verſchwiegenheit anvertrauen woll- ten, ſo daß jeder Kaͤufer ſie nur fuͤr ſeine Perſon benutzen, das heißt bezahlen und leſen ſollte, nicht allein muthwillig ausgeplaudert, ſondern ſogar durch geſchriebene und gedruckte Ko- pieen in der ganzen Welt verbreitet werden? Sie buͤßen ja dadurch offenbar die Ausſicht ein, ihre goͤttlichen Jdeen und Anſichten, die ihnen oft ſchon das erſte Mal um das Zehnfache zu theuer be- zahlt wurden, noch zwanzig Mal verkaufen zu koͤn- nen, und muͤſſen, da ſie ſonſt vielleicht zwanzig Auflagen haͤtten machen koͤnnen, ſich mit neunzehn begnuͤgen. Hieraus wird ganz natuͤrlich der groͤßte Nachtheil fuͤr die deutſche Literatur entſpringen, denn »die vortrefflichſten und beſten un- ter Deutſchlands Schriftſtellern,« d. h. diejenigen, denen es mehr um Ehrenſold, als um Ehre, mehr um Geld, als um die Aufklaͤrung, das Gluͤck und das Vergnuͤgen ihrer Mitbuͤrger zu thun iſt, werden ſchweigen; die Literatur wird in Verfall gerathen, weil jene »Herrlichen« ſich zuruͤckziehen, und ganz Deutſchland wird in die ſtockfinſterſte Barbarei gerathen.
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[56/0056]
Verfaſſer,« die ſo manche Feder daruͤber zerkauet
und zerſtampft, ſo manchen koſtbaren Bogen
Conceptpapier verſchrieben haben, wenn jene Jdeen
und Anſichten, die ſie dem Publikum blos als
Geheimniſſe unter dem Siegel der ſtreng-
ſten Verſchwiegenheit anvertrauen woll-
ten, ſo daß jeder Kaͤufer ſie nur fuͤr ſeine
Perſon benutzen, das heißt bezahlen und
leſen ſollte, nicht allein muthwillig ausgeplaudert,
ſondern ſogar durch geſchriebene und gedruckte Ko-
pieen in der ganzen Welt verbreitet werden? Sie
buͤßen ja dadurch offenbar die Ausſicht ein, ihre
goͤttlichen Jdeen und Anſichten, die ihnen oft ſchon
das erſte Mal um das Zehnfache zu theuer be-
zahlt wurden, noch zwanzig Mal verkaufen zu koͤn-
nen, und muͤſſen, da ſie ſonſt vielleicht zwanzig
Auflagen haͤtten machen koͤnnen, ſich mit neunzehn
begnuͤgen. Hieraus wird ganz natuͤrlich der groͤßte
Nachtheil fuͤr die deutſche Literatur entſpringen,
denn »die vortrefflichſten und beſten un-
ter Deutſchlands Schriftſtellern,« d. h.
diejenigen, denen es mehr um Ehrenſold, als um
Ehre, mehr um Geld, als um die Aufklaͤrung, das
Gluͤck und das Vergnuͤgen ihrer Mitbuͤrger zu thun
iſt, werden ſchweigen; die Literatur wird in
Verfall gerathen, weil jene »Herrlichen« ſich
zuruͤckziehen, und ganz Deutſchland wird in die
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/56>, abgerufen am 21.11.2024.
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