kann ein Buch schlecht nennen, ohne deshalb den Charakter des Verfassers herabzuwürdigen; sagt man aber von einer Schrift: "daß sie wegen ihres Jnhalts die ganze Verachtung jedes Gebildeten ver- diene," so tadelt man nicht mehr das Buch allein; man bezeichnet auch den Verfasser und jeden, der mit Beifall dessen Schrift las, als ungebildete, verabscheuungswerthe Menschen. Dergleichen sollte billig ein Abgeordneter in einem amtlichen Bericht sich nicht erlauben! Er setzt sich dadurch Antwor- ten aus, die ihm in seiner Stellung nicht angenehm seyn können, und wer am Ende die meisten Lacher auf seiner Seite hat, verläßt doch in der Regel als Sieger den Kampfplatz. Wenn Sie, Herr Ab- geordneter, Abrahams Saamen für eine gute Sä- merei halten, und gerne Jhre Felder und das ganze Königreich Würtemberg damit besäen möchten; so thun Sie es, so weit es Jhnen möglich ist, in Gottes Namen! Aber was für ein Recht haben Sie, Andere, die nicht gleich Jhnen Schierling und Trespe für Waitzen ansehen, für Menschen zu er- klären, die "der ganzen Verachtung jedes gebildeten Mannes" werth sind?
Sehr gelehrte und zum Theil hochgebildete Männer haben mit mir das auserwählte Volk Got- tes aus gleichem Gesichtspunkte betrachtet und auf ähnliche Weise sich über dasselbe ausgesprochen, wie ich. Nicht einmal die Namen eines Eisenmenger,
kann ein Buch ſchlecht nennen, ohne deshalb den Charakter des Verfaſſers herabzuwuͤrdigen; ſagt man aber von einer Schrift: »daß ſie wegen ihres Jnhalts die ganze Verachtung jedes Gebildeten ver- diene,« ſo tadelt man nicht mehr das Buch allein; man bezeichnet auch den Verfaſſer und jeden, der mit Beifall deſſen Schrift las, als ungebildete, verabſcheuungswerthe Menſchen. Dergleichen ſollte billig ein Abgeordneter in einem amtlichen Bericht ſich nicht erlauben! Er ſetzt ſich dadurch Antwor- ten aus, die ihm in ſeiner Stellung nicht angenehm ſeyn koͤnnen, und wer am Ende die meiſten Lacher auf ſeiner Seite hat, verlaͤßt doch in der Regel als Sieger den Kampfplatz. Wenn Sie, Herr Ab- geordneter, Abrahams Saamen fuͤr eine gute Saͤ- merei halten, und gerne Jhre Felder und das ganze Koͤnigreich Wuͤrtemberg damit beſaͤen moͤchten; ſo thun Sie es, ſo weit es Jhnen moͤglich iſt, in Gottes Namen! Aber was fuͤr ein Recht haben Sie, Andere, die nicht gleich Jhnen Schierling und Trespe fuͤr Waitzen anſehen, fuͤr Menſchen zu er- klaͤren, die »der ganzen Verachtung jedes gebildeten Mannes« werth ſind?
Sehr gelehrte und zum Theil hochgebildete Maͤnner haben mit mir das auserwaͤhlte Volk Got- tes aus gleichem Geſichtspunkte betrachtet und auf aͤhnliche Weiſe ſich uͤber daſſelbe ausgeſprochen, wie ich. Nicht einmal die Namen eines Eiſenmenger,
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[6/0006]
kann ein Buch ſchlecht nennen, ohne deshalb den
Charakter des Verfaſſers herabzuwuͤrdigen; ſagt
man aber von einer Schrift: »daß ſie wegen ihres
Jnhalts die ganze Verachtung jedes Gebildeten ver-
diene,« ſo tadelt man nicht mehr das Buch allein;
man bezeichnet auch den Verfaſſer und jeden, der
mit Beifall deſſen Schrift las, als ungebildete,
verabſcheuungswerthe Menſchen. Dergleichen ſollte
billig ein Abgeordneter in einem amtlichen Bericht
ſich nicht erlauben! Er ſetzt ſich dadurch Antwor-
ten aus, die ihm in ſeiner Stellung nicht angenehm
ſeyn koͤnnen, und wer am Ende die meiſten Lacher
auf ſeiner Seite hat, verlaͤßt doch in der Regel
als Sieger den Kampfplatz. Wenn Sie, Herr Ab-
geordneter, Abrahams Saamen fuͤr eine gute Saͤ-
merei halten, und gerne Jhre Felder und das ganze
Koͤnigreich Wuͤrtemberg damit beſaͤen moͤchten; ſo
thun Sie es, ſo weit es Jhnen moͤglich iſt, in
Gottes Namen! Aber was fuͤr ein Recht haben
Sie, Andere, die nicht gleich Jhnen Schierling und
Trespe fuͤr Waitzen anſehen, fuͤr Menſchen zu er-
klaͤren, die »der ganzen Verachtung jedes gebildeten
Mannes« werth ſind?
Sehr gelehrte und zum Theil hochgebildete
Maͤnner haben mit mir das auserwaͤhlte Volk Got-
tes aus gleichem Geſichtspunkte betrachtet und auf
aͤhnliche Weiſe ſich uͤber daſſelbe ausgeſprochen, wie
ich. Nicht einmal die Namen eines Eiſenmenger,
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/6>, abgerufen am 21.11.2024.
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