Käufern durch ein Gesetz entrissen und ihnen wie- der zugewandt werden soll.
Der Schriftsteller und der Verleger wollen nicht, daß die von ihnen verkaufte Waare nachgemacht und die Nachbildungen von dem Nachbildner ver- kauft und verbreitet werden sollen; müssen sich das aber nicht alle andere Menschen gefallen lassen? Mit welchem Recht wollen sie eine Ausnahme be- haupten?
Der geistvolle Künstler, welcher viele Jahre voll Nachdenken und Arbeit und große Kosten auf die Verfertigung eines Uhrwerks oder einer andern Maschine verwandte, muß es dulden, daß ein An- derer, der sein Werk kauft, und zerlegt, es in kurzer Zeit, mit geringer Arbeit und wenigem Geld- aufwande nachmacht und verkauft, wodurch ihm, dem ursprünglichen Erfinder, oft nicht allein der gehoffte Gewinn, wodurch ihm auch der Ersatz aller seiner Kosten und Mühen entzogen wird. Ein Glei- ches trifft bei dem Chemiker zu, der sein Vermögen und seine Gesundheit aufopferte, und durch eine kostbare Zusammensetzung eine seltene Farbe etc. dar- zustellen, durch deren Absatz er in Kurzem bedeu- tenden Wohlstand und große Reichthümer zu erwer- ben glaubte. Kaum hat er etwas verkauft, so wird es von einem andern Scheidekünstler untersucht, der mit leichter Mühe die Bestandtheile, ihre Ver- hältnisse gegen einander, und die Art ihrer Zusam-
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Kaͤufern durch ein Geſetz entriſſen und ihnen wie- der zugewandt werden ſoll.
Der Schriftſteller und der Verleger wollen nicht, daß die von ihnen verkaufte Waare nachgemacht und die Nachbildungen von dem Nachbildner ver- kauft und verbreitet werden ſollen; muͤſſen ſich das aber nicht alle andere Menſchen gefallen laſſen? Mit welchem Recht wollen ſie eine Ausnahme be- haupten?
Der geiſtvolle Kuͤnſtler, welcher viele Jahre voll Nachdenken und Arbeit und große Koſten auf die Verfertigung eines Uhrwerks oder einer andern Maſchine verwandte, muß es dulden, daß ein An- derer, der ſein Werk kauft, und zerlegt, es in kurzer Zeit, mit geringer Arbeit und wenigem Geld- aufwande nachmacht und verkauft, wodurch ihm, dem urſpruͤnglichen Erfinder, oft nicht allein der gehoffte Gewinn, wodurch ihm auch der Erſatz aller ſeiner Koſten und Muͤhen entzogen wird. Ein Glei- ches trifft bei dem Chemiker zu, der ſein Vermoͤgen und ſeine Geſundheit aufopferte, und durch eine koſtbare Zuſammenſetzung eine ſeltene Farbe ꝛc. dar- zuſtellen, durch deren Abſatz er in Kurzem bedeu- tenden Wohlſtand und große Reichthuͤmer zu erwer- ben glaubte. Kaum hat er etwas verkauft, ſo wird es von einem andern Scheidekuͤnſtler unterſucht, der mit leichter Muͤhe die Beſtandtheile, ihre Ver- haͤltniſſe gegen einander, und die Art ihrer Zuſam-
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Kaͤufern durch ein Geſetz entriſſen und ihnen wie-
der zugewandt werden ſoll.
Der Schriftſteller und der Verleger wollen nicht,
daß die von ihnen verkaufte Waare nachgemacht
und die Nachbildungen von dem Nachbildner ver-
kauft und verbreitet werden ſollen; muͤſſen ſich das
aber nicht alle andere Menſchen gefallen laſſen?
Mit welchem Recht wollen ſie eine Ausnahme be-
haupten?
Der geiſtvolle Kuͤnſtler, welcher viele Jahre
voll Nachdenken und Arbeit und große Koſten auf
die Verfertigung eines Uhrwerks oder einer andern
Maſchine verwandte, muß es dulden, daß ein An-
derer, der ſein Werk kauft, und zerlegt, es in
kurzer Zeit, mit geringer Arbeit und wenigem Geld-
aufwande nachmacht und verkauft, wodurch ihm,
dem urſpruͤnglichen Erfinder, oft nicht allein der
gehoffte Gewinn, wodurch ihm auch der Erſatz aller
ſeiner Koſten und Muͤhen entzogen wird. Ein Glei-
ches trifft bei dem Chemiker zu, der ſein Vermoͤgen
und ſeine Geſundheit aufopferte, und durch eine
koſtbare Zuſammenſetzung eine ſeltene Farbe ꝛc. dar-
zuſtellen, durch deren Abſatz er in Kurzem bedeu-
tenden Wohlſtand und große Reichthuͤmer zu erwer-
ben glaubte. Kaum hat er etwas verkauft, ſo
wird es von einem andern Scheidekuͤnſtler unterſucht,
der mit leichter Muͤhe die Beſtandtheile, ihre Ver-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/72>, abgerufen am 21.11.2024.
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